Mass Effect 01 - Die Offenbarung
physische Schock durch die Nachwirkungen der Explosion waren zuviel gewesen. Der Lieutenant sammelte seine letzten Kräfte, stand auf und wuchtete sich den Gunnery Chief über die Schulter.
Während die Höhle um ihn herum zusammenbrach, begann er einen verzweifelten Lauf in die Freiheit. Stalaktiten fielen wie riesige, gezackte Kalksteinspeere zu Boden. Risse liefen plötzlich über Wände, durch den Boden und die Decke, große Felsbrocken lösten sich und krachten herab.
Anderson bemühte sich, das alles nicht zu beachten. Er konnte nichts anderes tun, als weiterzulaufen und darum zu beten, dass sie nicht erschlagen wurden. Er zwang sich einfach nur, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Er wusste nicht, ob sie es schaffen würden. Die herumbaumelnden Lichterketten erzeugten ein stroboskopartiges Licht, das es schwer machte, auf dem unebenen Boden das Gleichgewicht zu halten. Er war verletzt, und die Erschöpfung setzte ein. Die Muskeln in seinen Schenkeln und Waden brannten.
Der Adrenalinschub, den er noch am Anfang der Mission gespürt hatte, war gänzlich verschwunden. Sein Körper war ausgelaugt. Er bewegte sich immer langsamer, die ohnmächtige Frau auf seinen Schultern wog so viel wie die Steine, die um ihn herum zu Boden krachten.
Als der Aufzug endlich in Sicht kam, war er nicht überrascht, O'Reilly, Lee und Shay zu sehen, die auf ihn warteten. Ohne zu zögern, stürmten sie auf ihren taumelnden Kommandanten zu, um ihm zu helfen. Anderson war zu erschöpft, um sich dem zu widersetzen. Er ließ Dah in die Hände der beiden Privates gleiten. Einer stützte sie an den Schultern, der andere an den Hüften.
Als Anderson diese Last los war, verlor er das Gleichgewicht und wäre beinahe hingefallen. Doch O'Reilly fing ihn auf. Auf den Corporal gestützt, lief Anderson die letzten zwanzig Schritte in den Aufzug, bevor er in einer Ecke der Kabine zusammenbrach.
Die Türen schlossen sich, und der Lift begann den langen Aufstieg zur Oberfläche. Die Fahrt war alles andere als sanft. Der Aufzug bewegte sich nur ruckweise, während der Antrieb quietschte. Niemand redete, als ob sie befürchteten, dass die Erwähnung ihrer gefährlichen Lage alles noch schlimmer machen würde. Anderson blieb einfach dort liegen, wo er zusammengesackt war, dabei keuchte und schnaufte er bei dem Versuch, wieder zu Atem zu kommen.
Als sie die Oberfläche erreichten und in Sicherheit waren, hatte er sich genügend erholt, um wieder sprechen zu können.
„Ich hatte doch befohlen, nicht auf uns zu warten", schimpfte er auf dem Weg zurück zur Hastings. Die beiden Privates trugen immer noch die ohnmächtige Dah zwischen sich. „Ich sollte jeden von Ihnen wegen Befehlsverweigerung um einen Rang degradieren!" Er machte eine Pause, um die Worte wirken zu lassen. „Oder Sie alle für einen Orden vorschlagen."
4. KAPiTEL
First Lieutenant Kahlee Sanders war clever und eine der besten Computersystemtechnikerinnen der Allianz. Außerdem war sie attraktiv. Andere Soldaten auf der Basis versuchten regelmäßig, sie außerhalb der Dienstzeit einzuladen. Und sie war jung. Mit sechsundzwanzig Jahren hatte sie mindestens noch ein halbes Jahrhundert voller gesunder, produktiver Jahre vor sich. Und sie wusste, dass sie gerade dabei war, den größten Fehler ihres Lebens zu machen.
Vorsichtig sah sie sich in der Bar um, nippte an ihrem Drink und drückte sich tiefer in die Ecke, in der sie saß, wobei sie sich bemühte, nicht aufzufallen. Kahlee war von durchschnittlicher Größe und normalem Körperbau. Das einzig Auffällige an ihr war ihr schulterlanges, blondes Haar, ein genetisch rezessives Merkmal, weswegen echte Blondinen mittlerweile fast völlig ausgestorben waren. Es gab immer noch viele Menschen, die sich blond färbten, daher stach sie normalerweise nicht aus der Masse heraus. Das machte es ihr einfacher, hier nicht weiter aufzufallen.
Das Black Hole war gerammelt voll.
Die meisten Besucher waren Menschen. Das war wenig überraschend, lag die Bar doch ganz in der Nähe des Raumhafens von Elysium, der ältesten und größten Kolonie der Allianz im skyllianischen Randsektor. Aber immerhin bestand ein Drittel der Gäste aus Außerirdischen. Batarianer waren am häufigsten vertreten, Kahlee konnte ihre schmalen Köpfe auf den sehnigen Hälsen erkennen. Sie hatten sehr große Nasenlöcher und große, dreieckige, flache Nasen. Die Spitze wies auf die dünnen Lippen und das spitze Kinn. Ihre Gesichter waren von feinen Haaren bedeckt, die
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