Mass Effect 01 - Die Offenbarung
so daraus wieder zurückziehen könnte."
„Und welche?"
„Dich zum Beispiel. Wir haben immer noch keinen richtigen
Beweis dafür, dass du keine Verräterin bist. Wir brauchen etwas, um deinen Namen wieder reinzuwaschen. Außerdem wissen wir noch immer nicht, wer der wahre Verräter ist und wohin sie Dr. Qian gebracht haben."
„Dr. Qian? Weggebracht? Was soll das bedeuten?"
„Die Botschafterin ist davon überzeugt, dass Dr. Qian noch lebt und irgendwo gefangen gehalten wird", erklärte Anderson. „Sie glaubt, dass er der Grund dafür war, warum die Basis angegriffen wurde. Sie meint, dass jemand sein Wissen und seine Erfahrung benötigt und dafür bereit ist, über Leichen zu gehen."
„Das ist verrückt", widersprach Kahlee. „Was ist denn mit der außerirdischen Technologie, die er entdeckt hat? Das war der eigentliche Grund für den Überfall!"
„Davon weiß bislang noch niemand", erinnerte sie Anderson. „Nur du und ich."
„Ich habe gedacht, das hättest du schon längst weitergegeben", erwiderte sie und senkte den Blick.
„Ich würde so etwas niemals tun, ohne dich vorher zu fragen", versicherte er. „Wenn ich es der Allianz verrate, wollen meine Vorgesetzten wissen, woher ich diese Informationen habe. Dann hätte ich ihnen von dir erzählen müssen. Ich glaube nicht, dass wir das jetzt schon tun sollten."
„Du machst dir wirklich Sorgen um mich", flüsterte sie.
Irgendetwas war merkwürdig an ihrer gedämpften Reaktion, als wäre sie verwirrt oder würde sich schämen.
„Kahlee, was ist los?"
Die junge Frau stand auf und ging auf die andere Seite des Raums. Sie blieb stehen, holte tief Luft und wandte sich ihm dann zu. „Ich muss dir etwas erzählen", sagte sie ernst. „Ich. Seit du mir davon erzählt hast, wie du Saren bei Dah 'tan getroffen hast, habe ich viel darüber nachgedacht."
Er sagte nichts, sondern bedeutete ihr nur mit einem Kopfnicken weiterzusprechen.
„Als ich dich im Haus meines Vaters das erste Mal getroffen habe, habe ich dir nicht getraut. Selbst nachdem du den Kroganer bekämpft hattest, konnte ich nicht sicher sein, ob du das gemacht hast, weil du mir glaubst oder weil du mein Vertrauen gewinnen wolltest, damit ich dir alles über Sidon erzähle."
Anderson öffnete bereits den Mund. Er wollte ihr sagen, dass sie ihm trauen könne. Doch dann ließ er es bleiben. Es war besser, wenn sie selbst diesen Schluss zog.
„Und dann kamen wir nach Dah'tan, du trafst auf Saren ... Ich weiß, was da draußen passiert ist, David. Auch das, was du verschwiegen hast."
„Was redest du denn da?", protestierte er. „Ich habe dir ausnahmslos alles erzählt!"
Sie schüttelte den Kopf. „Nicht alles. Du hast gesagt, dass Saren dich umbringen wollte, er es sich dann aber anders überlegt hat, weil er befürchtete, dass es Zeugen geben könnte. Aber du hattest ihm verschwiegen, dass du nicht allein gekommen warst, oder?"
„Das musste ich nicht. Er hatte das schon selbst rausgefunden."
„Aber wenn nicht, hätte er dich getötet! Du hast lieber dein Leben riskiert, als dem Spectre zu sagen, dass ich in der Nähe war."
„Du interpretierst da zu viel rein", erwiderte Anderson unangenehm berührt. „Ich habe überhaupt nicht darüber nachgedacht, ihm irgendetwas zu verraten, bis er weg war."
„Du bist ein schlechter Lügner, Lieutenant", sagte sie und lächelte sanft. „Vielleicht, weil du ein guter Mensch bist."
„Genau wie du", versicherte er ihr.
„Nein", sagte sie und schüttelte den Kopf. „Nicht wirklich. Ich bin kein guter Mensch. Deshalb bin ich wohl auch ein guter Lügner."
„Du hast mich angelogen?" In seinem Kopf konnte Anderson Sarens Worte hören, die er während ihrer Konfrontation draußen in den Ruinen von Dah'tan gesprochen hatte. Sie weiß viel mehr, als sie dir erzählt hat.
„Ich weiß, wer der Verräter auf Sidon ist. Ich habe Beweise dafür. Und ich weiß, wie wir herausfinden können, mit wem er zusammengearbeitet hat."
Anderson fühlte sich, als hätte man ihm einen Schlag ins Gesicht verpasst. Er wusste nicht, was ihn mehr verletzte: die Tatsache, dass sie ihn hintergangen hatte, oder dass Saren es viel eher gemerkt hatte als er selber.
„Bitte", sagte sie, als sie seinen gequälten Gesichtsausdruck sah. „Das musst du verstehen."
„Ich verstehe schon", entgegnete er leise. „Du warst einfach nur clever. Vorsichtig." Und ich war zu blind und dumm, um das zu erkennen.
Die Scheidung musste ihn härter getroffen haben, als er
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