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Massiv: Solange mein Herz schlägt

Massiv: Solange mein Herz schlägt

Titel: Massiv: Solange mein Herz schlägt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Massiv mit Mariam Noori
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schien. Irgendwie kam er mir bekannt vor. Ich überlegte, woher ich ihn wohl kennen konnte. Der Kellner brachte mir Tee. Dann fiel es mir ein: Ich kannte ihn aus dem Fernsehen. Das war ein Politiker, ja, irgendein Politiker. Ich dachte nach, ja, einer von den Linken. Ein bekannter Politiker saß in einem Café im Berliner Ghetto mit Ashraf zusammen. Eine kuriose Kombination – und ich fragte mich, wer hier wohl wem die Welt erklärte. An der verzweifelten Mimik des Herrn konnte ich seine Hilflosigkeit ablesen. Ich schnappte nur Satzfetzen auf: »Verstehst du meine Situation … es muss etwas passieren … die Polizei kann mir da auch nicht helfen …« Ich war verblüfft, konnte es angehen, dass ein Politiker einen Kriminellen um Hilfe bat? Ashraf nickte nur und warf ab und zu ein leises »Aha« ein. Am Ende meinte er, dass er das klären würde, und ich fragte mich, was klären wohl alles bedeuten könnte. Wie konnte ein Araber, der den Ruf hatte, ein Mafioso zu sein, politische Probleme klären? Die Begriffe »Parallelgesellschaft« und »zwielichtige Gestalten« bekamen eine komplett neue Bedeutung für mich.
    Ich setzte mich zu Ashraf und wusste nicht, wie ich das Gespräch beginnen sollte. Er hatte zwar gesagt, ich könne vorbeikommen, wenn ich Hilfe brauchen würde, doch hier boten mir eine Menge Leute Hilfe an und wollten immer eine Gegenleistung dafür. Schließlich war er kein Friedensrichter, den jeder, der gerade in Schwierigkeiten steckte, aufsuchen konnte. Ich wusste nicht, ob er Hassan kannte und in welchem Verhältnis er zu ihm stand, vielleicht war er sein Freund oder sogar sein Bruder. In den unübersichtlichen familiären Netzen der arabischen Clans wusste man nie so recht, wer zu wem gehörte.
    Ich wusste nur, dass Ashraf Mitglied einer arabischen Großfamilie war und anscheinend etwas in Berlin zu sagen hatte, und genau so jemanden brauchte ich gerade. Bei insgesamt drei Gläsern Tee und einer Shisha erzählte ich ihm meine Geschichte. Er hörte zu. Er hörte lange zu. Am Ende meinte er, ich müsse mir keine Sorgen machen – er würde das schon klären. Er würde das klären. Mehr sagte er nicht.
    Mittlerweile wartete ich seit fünf Stunden vor Ashrafs verschlossenem Auto. Es war dunkel geworden, sein Handy aus, und langsam machte ich mir Sorgen. Ich wollte nicht gehen, bis ich mir nicht sicher war, dass alles gut verlaufen war. Um kurz vor Mitternacht kam er zurück, neben ihm erkannte ich eine bekannte Gestalt. Haydar gehörte zu Ashraf, an solchen Tagen fehlte er nie. Beide wirkten ausgelassen, scherzten und lachten.
    »Ashraf, alles in Ordnung?«, fragte ich.
    »Ja, alles in Ordnung.« Er wirkte zufrieden, wie ein Mann nach getaner Arbeit. Sie wurden weder verfolgt noch aufgehalten, ganz so, als wäre es das Normalste auf der Welt, wenn ein Araber mit einem Schwert und ein Türke mit einem Messer in der Hand durch die Straßen Berlins spazierten.
    »Der wird sich nicht mehr an deinen Plakaten vergreifen«, meinte Haydar, während er sich durch das volle Haar fuhr und das Messer in seiner Hosentasche verschwinden ließ.
    »Nein, das wird er nicht.« Ashraf lachte und wischte mit einem Tuch das Blut von der Klinge, bevor er es zurück in den Kofferraum legte.
    »Es war doch nur ein Poster«, sagte ich verständnislos.
    »Das war nicht nur ein Poster, hier kannst du dir nichts gefallen lassen. Wenn es einer schafft, dir etwas kaputtzumachen, wird es jeder versuchen«, erwiderte Haydar.
    »Mach dir nichts draus. Je steiler der Berg, desto größer die Freude, wenn du ihn erklommen hast«, meinte Ashraf und stieg ins Auto.

KAPITEL 16
Blitzlichtgewitter
Der Mensch ist dazu geboren, Großes zu leisten, wenn er versteht, sich selbst zu besiegen.
Bruce Lee
7.  Der Deal
    Berlin, Hamburg, Stuttgart, München, Düsseldorf, Köln, Kiel, Duisburg, Magdeburg, Mainz, Hannover, Leipzig, Kaiserslautern, Saarbrücken, Ravensburg, Frankfurt, Nürnberg, Kassel, Halle, Karlsruhe, Dortmund, Freiburg, Würzburg, Münster, Pirmasens.
    Mein Rippshirt klebte an meinem Oberkörper, der Strahl des Scheinwerfers ließ meinen Schädel glühen, der Schweiß tropfte mir von der Stirn, meine feuchten Hände umklammerten das Mikro. Zehntausend Zuschauer stampften mit ihren Füßen auf den Boden, klatschten im Rhythmus, riefen immer wieder meinen Namen. Ich war der Hauptact auf einem Musikfestival in der Nähe von Stuttgart. Immer, bevor ich auf die Bühne ging, waberte es in meiner Magengegend: eine Mischung aus

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