Matharis Kinder (German Edition)
sich in abendlichen Dunst hüllenden Wäldern. Bald darauf ließ der Himmel die ersten Diamanten an seinem dunkelsamtenen Nachtgewand aufblitzen.
Und Janael war noch immer nicht zurück!
Da es unmöglich war, die Sümpfe bei Nacht zu durchqueren, bedeutete dies, dass er frühestens am nächsten Morgen wieder kommen würde.
Im Laufe des Nachmittags war es Punja gelungen, die wie Feuerwalzen durch Parikos Körper rasenden Fieberschübe etwas unter Kontrolle zu bringen. Trotzdem hatte der Kranke das Bewusstsein nicht wieder erlangt. Unruhig bewegte sich sein rundes, schweißglänzendes Gesicht, murmelten die aufgesprungenen Lippen, rang die Brust um jeden einzelnen, keuchenden, rasselnden Atemzug.
Hilflos mit ansehen zu müssen, wie sein Gefährte um sein Leben kämpfte, raubte Torian beinahe den Verstand.
Nach einer Weile hatten sie alles getan, was sie tun konnten. Die beiden Frauen setzten sich an den Tisch, um zu essen, doch er konnte nicht ruhig bleiben. In seinem Kopf rasten wild durcheinander geworfene Gedanken, er sprang auf und begann in der Küche auf und ab zu laufen, immer schneller und schneller, bis er beinahe mit Punja zusammenstieß.
„Setz dich sofort wieder hin“, fuhr sie ihn an, „du machst mich ganz verrückt mit deinem Herum gerenne.“ Energisch drückte sie ihn auf seinen Stuhl zurück.
Mit rätselvoll leuchtenden Augen sah Janis Torian an. Dann erhob sie sich. Als sie zu sprechen begann, wanderte ihr Blick zu ihrer Mutter. Ihre Rede hin gegen war an Torian gerichtet.
„Eure Mission muss wirklich ungeheuer wichtig sein, dass ihr die ganze weite Reise hierher gewagt habt. Ihr seid sogar bereit, dafür zu sterben, nicht wahr?“ Ohne eine Antwort abzuwarten, fuhr sie fort: „Und das werdet ihr. Ihr werdet beide sterben. Du und der alte Mann. Er mag zwar den Weg durch die Pamadar-Türme kennen, aber er wird niemals stark genug sein, ihn bis zum Ende durchzustehen. Ein einziger falscher Schritt, und ihr seid beide verloren.“
Sie sprach aus, was Torian bereits befürchtet hatte.
„Dann werde ich morgen früh allein gehen“, sagte er leise, „Janael wird mir gewiss verzeihen, dass ich seine Karte mitnehme. Vielleicht ist es ganz gut, dass er noch nicht wieder da ist. Wenn er zurückkommt, werde ich bereits fort sein.“
Janis schüttelte den Kopf.
„Du verstehst noch immer nicht. In den Pamadar-Türmen kämst du allein keine zwanzig Schritte weit. Eine Karte nützt dir da gar nichts.“
Ein unterdrückter Schrei riss Torians Augen weg von Janis’ Gesicht.
Punjas Wangen waren aschfahl geworden. Im Gegensatz zu Torian hatte sie bereits begriffen, worauf ihre Tochter hinaus wollte.
Janis vermied es, ihre Mutter anzusehen. Ihr Blick senkte sich.
„Ich komme mit dir, Torian. Wir werden diese Medizin, oder was auch immer ihr in euren Taschen habt, nach Peona bringen.“ Sie holte tief Luft. „Danach werde ich hierher zurückkehren.“ Ihre Stimme zitterte. „Es geht nicht anders. Ich kann nicht in Peona bleiben. Das verstehst du doch, Lieber, nicht wahr?“
Nun war es Torian, der den Kopf schüttelte. „Nein!“ rief er und merkte sogleich, dass Janis ihn missverstand. Rasch ging er zu ihr, griff nach ihren Händen, drückte sie fest an seine Brust. „Ich komme mit dir zurück, mein Herz. Nur um eines bitte ich dich: lass mir Zeit, meine Eltern noch einmal zu sehen. Danach werden wir zurück nach Lopunien gehen. Das verspreche ich dir. Bei allem, was mir heilig ist, ich verspreche es dir.“
Er ließ sie los, trat zurück und verließ das Haus.
Die nächsten Minuten gehörten Janis und ihrer Mutter allein.
Als Torian zurückkam, überfiel ihn der ge spenstische Eindruck, eine schon einmal erlebte Szene zu betreten: Punja, die am Herd stand und in einer Pfanne rührte.
Diesmal jedoch köchelte in dem Topf keine Salbe, sondern ein beißendes, Tränen treibendes Gebräu. Und zwischen diesem und den anderen Bild lag ein Wirbel von Schicksalswendungen, dem der junge Blumenhüter noch nicht ganz hatte folgen können.
Wieder offenbarte Punjas Rückseite jedem, der es sehen wollte, ihre Gemütsverfassung, nur waren die Zeichen diesmal um einiges widersprüchlicher. Es sah aus, als ob ihre Muskeln miteinander streiten würden.
Ratlos blieb Torian stehen. Es erschien ihm feige, sich einfach an ihr vorbei zu drücken, um in die Kammer zu Pariko zu schleichen. Aber zu Punja hingehen konnte er auch nicht. Was hätte er ihr denn sagen sollen? Etwa, dass
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