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Mathias Sandorf

Mathias Sandorf

Titel: Mathias Sandorf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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einer weit höheren Geschwindigkeit ausgestattet, als sämmtlichen Torpedobooten der alten und neuen Welt zu eigen ist, legte es bequem seine fünfzig Kilometer in der Stunde zurück. Dank dieser außergewöhnlichen Schnelligkeit hatte der Doctor schon bei vorkommenden Gelegenheiten überraschende Ueberfahrten auf ihm bewerkstelligen können. Daher stammte auch die Gabe der Allgegenwart, die man ihm zuschrieb, wenn er zum Beispiel aus den inneren Inselgruppen des Archipels verschwand und in verhältnißmäßig kurzer Zeit am äußersten Ende des Meeres der beiden Syrten auftauchte.
    Ein bemerkenswerther Unterschied aber existirte noch zwischen den Thornycrofts und den Fahrzeugen des Doctors. Während dort überhitzter Dampf die fördernde Kraft ist, war es hier die Elektricität, welche mittelst mächtiger, von ihm selbst erfundener Accumulatoren die Triebkraft bildete; er konnte in ihnen den elektrischen Strom mit einer fast unendlich zu nennenden Spannung aufspeichern. Diese Eilschiffe führten sämmtlich den Namen »Electric« und zur Unterscheidung eine fortlaufende Nummer. Es war der »Electric 2«, der an die Bucht von Cattaro beordert wurde.
    Nach Ertheilung dieses Befehles wartete der Doctor den Augenblick des Handelns ab. Er ließ gleichzeitig Pointe Pescade und Kap Matifu wissen, daß er ihre Dienste demnächst in Anspruch nehmen würde.
    Es ist kaum nöthig, noch hervorzuheben, wie glücklich beide Freunde waren, endlich Beweise ihrer Ergebenheit ablegen zu können.
    Eine Wolke nur warf einen Schatten auf die Freude, mit der jene die Botschaft aufnahmen.
    Pointe Pescade sollte in Ragusa bleiben, um das Hotel am Stradone und das Haus in der Marinella-Straße zu beobachten, während Kap Matifu den Doctor nach Cattaro begleiten mußte. Eine Trennung also, die erste nach so vielen Jahren, während welcher die Genossen des Elends Seite an Seite gelebt hatten. Kap Matifu zeigte deshalb eine rührende Unruhe, wenn er daran dachte, daß sein kleiner Pescade sich nicht mehr bei ihm befinden würde.
    »Geduld, mein Kap, Geduld, sagte Pointe Pescade zu ihm. Es wird nicht lange dauern! Nur die Zeit über, in der das Stück spielen wird, dann ist Alles wieder gut. Wenn ich mich nicht täusche, ist es ein famoses Stück, welches man unter Leitung eines ebenso famosen Directors vorbereitet, der Jedem von uns eine famose Rolle zutheilt… Glaube mir, Dir wird Dein Antheil schon zusagen.
    – Du denkst?
    – Ich bin dessen gewiß. Den Liebhaber sollst Du allerdings nicht spielen. Dieses Genre liegt nicht in Deiner Natur, obwohl Du teuflisch sentimental bist. Ebenso wenig den Intriguant. Dich hindert daran Deine gutmüthige dicke Gestalt. Nein, Du sollst den guten Genius darstellen, der bei der Lösung des Knotens erscheint, um das Laster zu bestrafen und die Tugend zu belohnen.
    – Wie in den Ausstattungsstücken? fragte Kap Matifu.
    – Genau so. Ich sehe Dich schon in dieser Rolle, lieber Kap. Gerade, wenn es der Bösewicht am wenigsten erwartet, erscheinst Du mit Deinen breiten geöffneten Händen, und Du brauchst sie nur zu schließen, um das gute Ende herbeizuführen. Wenn auch Deine Rolle nicht sehr groß ist, so ist sie doch sympathisch und Bravos und silbernen Lohn erhältst Du wohlfeil.
    – Das wird schon so sein, erwiderte der Hercules, doch vorläufig müssen wir uns trennen!
    – Nur für wenige Tage! Versprich mir nur, während meiner Abwesenheit nicht abzumagern. Nimm genau Deine sechs Mahlzeiten zu Dir und mäste Dich, lieber Kap. Und jetzt schließe mich in Deine Arme, oder vielmehr thue nur so wie auf der Bühne, sonst erdrückst Du mich am Ende. Zum Teufel auch, man muß lernen, in dieser Welt Komödie spielen zu können. Umarme mich noch einmal und vergesse nicht Deinen kleinen Pointe Pescade, der niemals seinen dicken Kap Matifu vergessen wird.«
    Auf diese Weise nahmen die Freunde rührenden Abschied, als sie sich trennen mußten. Kap Matifu war das Herz in der riesigen Brust nicht wenig beklommen, als er sich allein auf der »Savarena« befand. Noch am selben Tage hatte sich sein Genosse auf Anordnung des Doctors hin in Ragusa einquartiert; sein Auftrag lautete, Peter Bathory nicht aus den Augen zu verlieren, das Hotel Toronthal zu überwachen und sich über Alles im Laufenden zu erhalten.
    Während der langen Stunden, die Pointe Pescade im Stadttheile des Stradone zu verbringen hatte, hätte er auf jene Fremde stoßen müssen, die denselben Auftrag wie er zu haben schien. Dieses Zusammentreffen

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