Mathilda, Mathilda! - Drei wie Wind und Wirbel (German Edition)
am Fenster stand und vergeblich auf ihn wartete. Vorsichtig schaute ich durch einen Spalt des Rollos. Das Zimmer von Mats lag dunkel da.
Erst löschte ich das Licht in meinem Zimmer, dann zog ich das Rollo am Fenster zur Straße hoch. Heute Abend würde ich den Anfang machen. Das hatte er doch gestern auch geschafft. Also nahm ich meine Taschenlampe und leuchtete zu Mats hinüber. Dann schaltete ich sie dreimal an und aus.
Da! Es bewegte sich etwas hinter dem Fenster. Von der anderen Straßenseite blinkte eine Taschenlampe dreimal zurück.
Ich wurde rot. Dabei gab es doch gar keinen Grund. Warum sollte ich mich nicht mit Mats unterhalten? Was sollte schon dabei sein?
Nun ging bei Mats im Zimmer das Licht an. Er trat ans Fenster, deutete auf sein Handy und malte ein Fragezeichen in die Luft.
Ich nickte.
Mats deutete auf sich. Er wollte heute anrufen. Das war echt nett. Zum Glück hatten wir denselben Anbieter, sonst wäre meine Guthaben-Karte noch schneller leer, als ich gedacht hatte. Schon klingelte mein Handy im Dunkeln. Ich nahm ab.
»Hallo.« Sehr gesprächig war das natürlich nicht gerade.
»Hallo«, sagte Mats, und seine Stimme klang etwas atemlos.
Ich überlegte, was ich jetzt nur sagen sollte. Am besten etwas Unverbindliches. »Mats, ich habe heute den Morse-Code in dem Buch gefunden. Aber das mit den Lichtzeichen ist ziemlich kompliziert. Nur um ›Hi‹ zu senden, braucht es schon allein sechs Zeichen.«
»Hm, dann würde unser Gespräch wahrscheinlich etwas einsilbig.« Mats, lachte leise.
»Ich kann dir das Buch ja mal zeigen.«
»Ja«, sagte Mats.
Es schien, dass unser Gespräch auch so etwas einsilbig werden würde. Dann räusperte er sich. »Du, Mathilda, ich habe den Zettel gesehen. Ähm, also, ich meine, dass ihr euren Kater vermisst. Sagt einfach Bescheid, wenn wir euch suchen helfen können.«
»Hm«, war alles, was ich herausbrachte.
»Ich wollte nur sagen, mir tut das wirklich leid.« So, wie Mats das sagte, klang es ehrlich. Nicht nur so dahingesagt.
Auf einmal fing ich an zu schluchzen. Ich kam dagegen nicht an, schluchzte und schluchzte, und zwischen den Schluchzern erzählte ich Mats, wie lange wir Kralle schon hatten, wie wir ihn als Katzenjunges bekommen hatten, wie er mich immer zum Lachen brachte, und ich weiß nicht mehr, was ich ihm noch alles von unserem Kater erzählte.
Mats hörte mir einfach zu.
Und als ich nicht mehr schluchzte, fragte er leise: »Möchtest du vielleicht lieber mit Linn sprechen? Die ist bestimmt noch auf.«
Aber ich schüttelte den Kopf, und dann fiel mir ein, dass er mich wahrscheinlich in meinem dunklen Zimmer gar nicht sehen konnte. Deshalb sagte ich: »Nein. Danke, Mats, jetzt geht es schon wieder… «
Schnell wischte ich die Tränen fort und blickte auf die andere Straßenseite hinüber, wo Mats in seinem Zimmer auf und ab ging. Er blieb stehen, fuhr sich durch die Haare, und dann hörte ich seine Stimme im Handy. »Mathilda, es tut mir … Ich wollte dich nicht so traurig machen. Wirklich nicht. Aber ich wollte auch nicht so tun, als wüsste ich nichts davon.«
In diesem Moment hätte ich ihn am liebsten in den Arm genommen. So wie eine beste Freundin. Das erstaunte mich selbst. »Mats … «, fing ich an und stoppte.
»Hm.«
»Dieses Stück, das du vorhin auf deinem Saxophon gespielt hast, das ist wirklich schön.«
»Echt, findest du? Ich mag das auch gerne.«
Einen Moment lang war es still. Dann sagte ich: »Sag, wie ging noch mal die Melodie von dem Stück? Kannst du mir die mal vorsummen?«
»Ne, ne, ne«, protestierte Mats. »Kommt gar nicht in Frage.«
»Ach, bitte.«
Mats räusperte sich. »Aber nur unter einer Bedingung!«
»Und die wäre?«
»Wenn ich dir schon etwas vorsumme, dann summst du mir auch eine Melodie vor.« Mats lachte leise. »Dann sind wir quitt.«
»Na gut, Moment eben.« Mit einem Seufzer ließ ich mich ins Bett plumpsen. Da lag ich im Dunkeln, das Handy am Ohr.
»Dieser Muskelkater«, stöhnte Mats. Dann raschelte auch seine Bettdecke. »Na, bist du vielleicht schon eingeschlafen, Mathilda?«, flüsterte er. »Dann könnte ich mir das Summen sparen.«
»Keine Chance!«
Einen Moment lang hörte ich nichts, dann summte Mats leise die Melodie von dem Stück vor. Im Dunklen klang es fast noch schöner als heute Abend auf dem Saxophon.
»Danke«, wisperte ich. »Das ist wirklich wunderschön.«
Mats ließ sich nicht ablenken. »Jetzt bist du dran!«
»Klar doch«, sagte ich lässig. Aber mein Herz
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