Mathilda, Mathilda! - Drei wie Wind und Wirbel (German Edition)
Also holte ich Luft, sah die Tischplatte an und sagte: »Wir haben dich gestern nicht ausgelacht. Wirklich nicht. Nur manchmal, wenn man auf einmal gar nicht weiß, was man machen soll, dann muss man halt lachen …« Ich überlegte. »Oder kichern.« Vorsichtig sah ich auf.
Mats sah auch die Tischplatte an. »Ist schon okay«, sagte er leise.
Ich holte den Nudelauflauf mit Topflappen aus dem Ofen und fragte Mats: »Was würdest du denn machen, wenn du bei einem Freund in die Küche kommst und da sitzt die Schwester …« Wie leicht angezogen sie dasaß, das erwähnte ich lieber nicht. Stattdessen stellte ich den Nudelauflauf zwischen uns auf den Tisch.
»Was ich da machen würde?« Mats sah mich an, seine grünen Augen blitzten, und er sagte frech: »Hm, das ist wirklich interessant. Da muss ich mal drüber nachdenken, Mathilda.« Aber seine Wangen wurden leicht rot.
Ich warf einen Topflappen nach ihm, den er natürlich im Nu aufgefangen und zurückgepfeffert hat. Daraufhin bekam er beide Topflappen an den Kopf, und so ging es eine ganze Weile hin und her, bis Friederike in der Küche stand und laut rief: »Mama, die schmeißen mit den Topflappen und essen gar nichts.«
Wir wurden Friederike erst los, als wir aufgegessen hatten und das Geschirr in die Spülmaschine räumten. Endlich konnte ich ihn fragen: »Was ist denn dein Verdacht?«
Mats warf rasch einen Blick in den Flur. Man merkte gleich, dass er kleine Schwestern hat. Von Friederike war nichts zu sehen. Mats sagte leise. »Es ist nur eine Vermutung. Heute Abend war ich mit meinem Vater und Jan Bressan joggen, und Jan jammerte, er würde bald eine Glatze haben, weil er auf einmal büschelweise Haare verliert. Zuerst habe ich mir dabei nichts gedacht. Aber als ich eben duschen war…« Wieder wurde Mats rot. Ich wusste warum, wegen der Dusche und weil man darin nackt ist. Das wäre mir auch so gegangen.
Er räusperte sich. »Eben fiel mir ein, dass Jan und euer Kater beide graue Haare beziehungsweise graues Fell haben. Vielleicht ist Kralle bei Jan im Haus und er weiß es nicht!«
Mein Herz schlug plötzlich schneller. Ich fasste Mats’ Arm. »Mats, meinst du, wir könnten zu diesem Jan hingehen?«, rief ich, und meine Stimme überschlug sich fast. »Vielleicht gibt es dort ja Spuren von Kralle. Oder wir finden sogar Kralle selbst!«
Mats sah auf die Küchenuhr. »Dann müssen wir sofort gehen. Sonst ist es zu spät, um noch bei Jan zu klingeln. Er fährt immer früh zur Arbeit.«
Ich nickte.
Wir gingen in die Eingangshalle, ich rief schnell: »Mama, ich bin noch ein bisschen draußen«, und bevor Friederike auf die Idee kommen konnte, dass wir sie mitnehmen würden, rannten Mats und ich die Dorfstraße entlang.
Bei den Perfektos kniete Herr Perfekto im Vorbeet, trotz der Dämmerung war er noch auf Unkrautsuche. Von seiner Frau war nichts zu sehen. Wir liefen vorbei beim alten Meyer, wo im ganzen Haus nur eine düstere Lampe brannte. Doch T-Rex lauerte hellwach im Garten und verfolgte uns wild bellend auf der anderen Seite des Gartenzaunes. Beim Krone-Hof saß die ganze Familie auf der Terrasse, und Philippa rief uns zu: »Bis zur Beachparty!«
Das Wäldchen lag sehr dunkel da und dann erreichte ich außer Atem das Haus von Jan Bressan. Eins muss man Mats lassen. Er läuft so locker, dass man ihm gar keine Anstrengung anmerkt.
»Soll ich?« Mats stand vor der Haustür und deutete auf den Klingelknopf.
Ich nickte.
Wir hörten das Läuten der Klingel, eine Weile lang nichts, dann hörten wir nackte Füße, die über Fliesen liefen. Die Tür öffnete sich einen winzigen Spalt und ich hätte am liebsten losgekichert. Jan Bressan trug ein Badetuch um die Hüften und ansonsten nur etwas Schaum in den Haaren. »Mats, was ist los?«, fragte er durch den Türspalt.
»Jan, es ist nur eine Vermutung, aber es könnte sein, dass die vermisste Katze von Wilders bei dir im Haus ist. Die hat graues Fell…«
Jan Bressan verstand die Andeutung sofort. »Moment! Ich muss mich eben abduschen«, sagte er und schloss die Tür.
Mats und ich setzten uns nebeneinander auf die Treppenstufe vor der Haustür. Langsam wurde es kühler und ich legte die Arme um meine Schultern.
»Willst du meine Jacke? Mir ist nicht kalt.« Mats zog gleich seine Trainingsjacke aus und hielt sie mir hin.
Erst wusste ich gar nicht, was ich sagen sollte. Mir hat noch nie ein Junge seine Jacke angeboten. Darin habe ich gar keine Übung. »Danke, aber sag mir, wenn dir kalt wird«,
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