Mathilda, Mathilda! - Drei wie Zimt und Zucker: Band 3 (German Edition)
schrie ich: »Was? Bist du total bescheuert? Ich bin mit Leuten zusammen, die ich mag. Nur, dass du das mal weißt, Mats Quentin.« Meine Stimme zitterte. Ich wandte mich ab. Nichts wie weg, sonst würde ich noch anfangen, vor Mats zu heulen.
Doch Mats hielt mich fest. Nicht so, dass es weh tat, aber er fasste meine beiden Oberarme so, dass ich ihn ansehen musste. Ganz ruhig sagte er: »So, und wie ist es dann mit Linn und Philippa? Oder sind das jetzt nicht mehr Leute, die du magst?«
Ich machte den Mund auf, um etwas zu sagen, und schloss ihn wieder. Denn darauf gab es keine einfache Antwort, sondern nur viele unbequeme Fragen, an die ich eigentlich gar nicht denken wollte. Waren Linn und ich noch Freundinnen? Wir hatten uns auf der Straße angezickt und seitdem kein Wort mehr miteinander gesprochen. Okay, das lag auch daran, dass sie krank und nicht in der Schule war. Aber ich hätte sie natürlich besuchen oder anrufen können, wozu ich überhaupt keine Lust gehabt hatte. Und Philippa …
»Hast du eigentlich mal mitgekriegt, was bei Philippa zu Hause los ist, seit ihre Mutter den Bandscheibenvorfall hat?«, sagte Mats in meine Gedanken hinein. »Dass ihre großen Geschwister zurzeit Klausuren schreiben, deshalb nicht kommen und auf dem Hof helfen können? Weißt du, dass Philippas Vater am Wochenende einen Stand auf dem Bratapfelfest hat und nicht weiß, wie er das schaffen soll? Aber nein …«, er ließ mich los und trat mit dem Fuß gegen ein Spielzeugpferd, das auf dem Küchenboden lag, »das ist für dich ja alles nicht so wichtig.«
Alles in mir war wie versteinert. Ich konnte gar nichts sagen. Denn … ja und das war das Schreckliche. Mats hatte recht. Total recht. Ich hatte Philippa nicht wirklich geholfen. Nein, ich hatte sogar gehofft, dass sie nicht meine Hilfe brauchte. Viel wichtiger war mir gewesen, in Julias Clique aufgenommen zu werden. Wie konnte ich das nur wieder gutmachen? Mit steifen Schritten ging ich zur Küchentür, während ich gegen die Tränen ankämpfte. Aber etwas musste ich unbedingt noch sagen. Ich hielt mich an der Türklinke fest und mit dem Rücken zu Mats stieß ich hervor: »Ich habe schon verstanden, Mats, mit einer Zicke wie mir willst du sowieso nicht in die Berghütte fahren.«
Mit einem Satz war Mats hinter mir. Seine Stimme klang rau, als er sagte: »Mit einer Zicke nicht, mit dir aber schon, Mathilda.« Er zögerte einen Moment, dann fügte er leise hinzu: »Natürlich nur, falls du mit mir fahren willst.«
Ich fühlte mich so erleichtert, dass ich dachte, ich würde abheben wie ein Luftballon. »Ja, das will ich«, wie zur Bestätigung nickte ich hastig. »Aber jetzt muss ich unbedingt zu Philippa.« Doch vorher habe ich noch Julia angerufen und ihr gesagt, dass ich heute keine Zeit habe.
Das Bratapfelfest
N ie hätte ich gedacht, was es bedeutet, beim Bratapfelfest am vierten Advent zu helfen. Zwei Tage im peinlichsten Outfit aller Zeiten! Wegen der Kälte bestand Mama darauf, dass ich lange Unterhosen trug (die wir dummerweise schon für die Ferien in der Berghütte gekauft hatten), dass ich darüber eine Jeans und meine dicke Skihose anzog, so dass ich ungefähr so schlank aussah, wie ein Nilpferd in einer Decke. Meine Füße steckten in unförmigen Schneeboots – und das war noch nicht alles. Jeder, der zum Stand des Krone-Hofes gehörte, trug ein rotkariertes Kopftuch und eine rote Schürze, auf der ein Apfelmännchen verkündete: »Zum Anbeißen!«
Aber ich war zum Glück nicht die einzige, die so rumlief. Auch Scott und Philippas Freund Hannes banden sich die Schürzen und Kopftücher um. Scott sah damit aus wie ein Pirat, wie ich stolz feststellte.
Aber besonders stolz war ich auf meine abf. Hannah war extra aus Köln gekommen, um Bratäpfel zu verkaufen. Denn Linn, die gerade erst ihre Grippe überstanden hatte, durfte nicht den ganzen Tag in der Kälte stehen. »Ist dir das warm genug?«, fragte ich Hannah, die in ihrem kurzen Rock und der dicken Strumpfhose stylish aussah, aber fröstelnd von einem Bein auf das andere trat. »Ich hoffe«, bibberte Hannah und schlang die Arme um ihre Schultern.
Scott kramte in seinem Rucksack. »Hier«, sagte er und hielt Hannah einen weichen Schal hin. Auch das mag ich so an ihm, dass er immer sieht, wenn andere Hilfe brauchen. Hannah blickte ihn an und murmelte ein Dankeschön. Sie nahm den Schal, legte ihn um ihre Schultern und vergrub versonnen ihr Gesicht darin. So still war meine abf sonst nie.
Aber zum
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