Mathilda, Mathilda! - Drei wie Zimt und Zucker: Band 3 (German Edition)
erwiderte ich großzügig und selbstlos, wie eine echte Freundin eben ist, und fragte: »Brauchst du sonst noch etwas?« Aber insgeheim hoffte ich so sehr, dass Philippa nur meine Anziehsachen und keine Hilfe auf dem Krone-Hof brauchen würde.
Zum Glück schüttelte Philippa stumm den Kopf und lief die Straße hinauf. Die Weste mit dem Schal sah auch von hinten super aus, dachte ich zufrieden. Es gab nur ein Problem. Jetzt, wo Julia mich für einen echten Trendsetter hielt, musste mein Zimmer auch genau so aussehen – und dazu blieb mir nur noch dieser eine Nachmittag und Abend. War das überhaupt noch zu schaffen?
Der wichtigste Freitag aller Zeiten
U m 6:35 Uhr am Freitagmorgen war die Welt einfach perfekt. Das änderte sich schlagartig um 8:15 Uhr, aber dazwischen war es wirklich genial. Als ich aufwachte, dachte ich zuerst, mein Zimmer sei nur ein Traum. Ich blinzelte mehrmals. Es blieb ein Traum! Aufgeräumt, trotzdem sah alles lässig aus und – jetzt kommt das Größte – über meinem Bett hing wirklich der Baldachin. Dabei war ich am Donnerstagabend noch ziemlich verzweifelt gewesen. Ich hatte zwar den zarten Stoff, der über meinem Bett aufgespannt werden sollte, wusste aber nicht, wie ich die Stange dafür an der Decke anbringen sollte. Von Mama konnte ich keine Hilfe erwarten, sie saß über den letzten Seiten ihrer Übersetzung fest und hatte wie so oft vor einem Abgabetermin für nichts anderes Zeit. Es sah so aus, als ob der Baldachin ein Traum bleiben würde. Aber dann kam Jan zu uns – und ich kam aus dem Staunen nicht heraus. Denn er hat mich gefragt, wie genau ich mir das mit dem Baldachin vorstelle, sich abends an die Arbeit gemacht und es ist sogar noch viel schöner als in meiner Fantasie geworden. Dafür dass Jan keine Kinder hat, macht er das ziemlich gut, finde ich. Das habe ich ihm auch gesagt, aber irgendwie war das nicht gut. Jan sah auf einmal furchtbar ernst aus. Warum nur? Das war von mir doch nett gemeint, verstehe mal einer diese Erwachsenen!
Am Freitagmorgen tanzte ich durch mein Zimmer, während ich mich anzog. Vor lauter Glück störte mich weder der Nieselregen, noch der muffige Geruch im vollen Schulbus oder die Aussicht auf Mathe in der ersten Stunde. Summend schwebte ich nach dem letzten Läuten der Schulglocke die Treppen hinauf, als mein Glück plötzlich wie eine Seifenblase zerplatzte. Vor mir, mitten auf dem Treppenabsatz, standen zwei so eng umschlungen, dass sie fast wie ein Wesen mit vier Beinen aussahen. Es waren Mats und Saskia, wild knutschend.
So musste es sich anfühlen, wenn man von einem Pferd getreten wird. Mir blieb die Luft weg. Es tat so weh, dass ich gar nichts mehr fühlte. Aber meine Füße funktionierten noch. Automatisch brachten sie mich in meine Klasse. Automatisch stiegen sie nach der letzten Stunde in den Schulbus und liefen nach Hause zurück, während eine einzige Frage wie eine lästige Mücke durch meinen Kopf schwirrte: ›Will Mats jetzt überhaupt noch mit mir oder lieber mit Saskia in die Berghütte fahren?‹ Das dachte ich immer und immer wieder, bis ich mir irgendwann selbst sagte: ›Wenn du eine Antwort willst, geh hin und frag ihn!‹
Das machte ich, aber als ich vor der Haustür der Quentins stand, wäre ich am liebsten umgedreht. So peinlich kam mir plötzlich meine Frage vor. Doch es gab kein Zurück. Denn die Oma von Mats kam mir entgegen. »Komm nur herein, Mathilda, Mats ist in der Küche«, rief sie und schob mich in den Flur, während sie eine Schüssel mit Essensresten für die Hühner hinaustrug. So landete ich in der Küche der Quentins, wo es herrlich nach Apfelmus duftete. Ein dampfender Topf stand auf dem Herd und Mats saß vor dem Laptop an dem langen Küchentisch.
»Hi!« Er sah nur kurz auf, bevor er gleich weitertippte. So, als ob ich total unwichtig wäre. Aber das wusste ich ja auch so schon. Ich schluckte. »Hey, Mats«, sagte ich leise und wünschte, ich wäre nie herübergekommen.
»Setz dich doch«, meinte er lässig. »Ich muss das hier eben noch fertig machen«, und tippte weiter an dem Laptop.
Ruhig setzte ich mich neben ihn in die Küchenbank, obwohl alles in mir flatterte. Wie schaffte es Mats nur, so gelassen zu sein? Ich musste ihn nicht ansehen, ich spürte es auch so. Etwas hatte sich verändert. Seit dem Sommer war er anders geworden, viel sicherer und entschiedener. Das Schlimme war nur, dass mir das an ihm richtig gut gefiel.
Aber wie wirkte ich nur dagegen? So, als ob ich ewig auf Mats
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