Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mathilda, Mathilda! - Drei wie Zimt und Zucker: Band 3 (German Edition)

Mathilda, Mathilda! - Drei wie Zimt und Zucker: Band 3 (German Edition)

Titel: Mathilda, Mathilda! - Drei wie Zimt und Zucker: Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Langen
Vom Netzwerk:
mit dem ergrauten Kopf. Plötzlich kam sie mir vor wie eine alte Gewitterhexe oder wie … Ich zuckte zusammen. Oh Gott, wie oft hatte ich schon davon gehört. Aber es zum Glück noch nie selbst erlebt. War die alte Frau vielleicht so jemand, der sich an Kinder und Jugendliche heranmachte? So ein – wie hieß das Wort dafür nur – Pädophiler! Mama hatte uns immer vor solchen Leuten gewarnt, wenn wir im Zug nach Frankfurt und zurück fuhren. Nur in einem winzigen Bergdorf hätte ich mit so etwas nicht gerechnet.
    »Danke, das geht schon!«, stammelte ich, während ich nach Mats’ Ärmel griff und ihn hastig aus dem Café zog.
    »Komische Frau«, meinte Mats und blinzelte in die Sonne, »was hat sie nur?« Irgendwie schmeckte mir das Eis nicht und ein unheimliches Gefühl folgte mir, als wir den Schlitten aus dem Dorf zogen. Von da an ging es nur noch den Berg hinauf. Und zwar viel länger, als ich mir das vorgestellt hatte.
    Zuerst sprachen wir noch miteinander, aber das war an dem steilen Berg viel zu anstrengend. Das längste Stück gingen wir schweigend, mit gesenktem Kopf, nebeneinander her, bis wir stehenblieben, um zu verschnaufen. Plötzlich sah ich sie. Einige kleine Wattewolken, die am blauen Himmel aufzogen und sich schnell ausbreiteten.
    »Gehen wir weiter!«, Mats sah besorgt aus und mir ging es ähnlich. Wir liefen schneller, so dass jeder Atemzug in die Lunge schnitt, aber der Nebel war noch viel schneller. Erst zog er sich wie ein graues Band zwischen den Bergspitzen, das rasch nach unten immer breiter wurde, bis schließlich alles im dichten Nebel versank.
    Die alte Frau im Café hatte recht gehabt. Doch nun war es zu spät. Was sollten wir jetzt tun? Durch den dichten Nebel konnten wir kaum noch etwas sehen. Weder die Bergstation und die Skipiste, noch die Berghütte. Eigenartig still war es nun. Mir kam es so vor, als hätte der Nebel alles verschlungen, alle Farben, die Geräusche, uns, einfach alles … Ich fröstelte. Wie lange konnten wir es wohl hier draußen im Nebel aushalten? Mein Herz schlug dumpf und die Angst breitete sich in mir aus, so rasch wie eben der Nebel. Was sollten wir jetzt nur machen?
    Mats wischte sich mit dem Handschuhrücken über die Stirn. Seine verschwitzten Haare standen wie dunkelrote Stacheln ab. »Mathilda, ich glaube, wir haben nur zwei Möglichkeiten.«
    Ich nickte, damit Mats sie aufzählen sollte.
    »Entweder wir rodeln zurück ins Dorf. Das würden wir wahrscheinlich schaffen, wenn … Wenn uns nicht gerade die Pistenraupe entgegenkommt.«
    Ich verstand genau, was Mats mir damit sagen wollte. Wegen des Nebels würden wir mit dem Schlitten weder rechtzeitig ausweichen noch bremsen können. »Mmmh«, machte ich leise. »Und die andere Möglichkeit?«
    »Wir müssen weitergehen, bis wir zur Bergstation kommen. Aber wir haben keine Ahnung, wie weit das noch ist.« Mats zuckte ratlos die Schultern. Keine der Möglichkeiten überzeugte ihn so richtig. Mich auch nicht. Ziemlich dämmerig war es inzwischen auch schon. Mit Einbruch der Dunkelheit würde es so richtig kalt werden. Wir mussten hier weg. Nur wohin? Meine Hand klammerte sich um etwas in meiner Jackentasche. Was war das eigentlich? Durch die Handschuhe spürte ich es nicht so genau. Ich zog den Handschuh aus und fühlte mein Handy. »Sieh mal, Mats«, schrie ich und hielt das Handy wie einen Pokal über mir in die Luft, während ich vor Erleichterung wie wild lachte und auf der Stelle hopste.
    Lachend zog Mats mich mitsamt dem Handy an sich. »Oh Mann, Wichtel, dass wir nicht eher daran gedacht haben. Wir rufen meine Eltern an und …« Er fasste meine Hand, die das Handy hielt, blickte auf das Display und erstarrte in der Bewegung. »Kein Empfang«, sagte er tonlos.
    »Wir können nicht mehr weit von der Bergstation entfernt sein«, meine Stimme war nur ein heiseres Flüstern. »Komm, lass uns gehen!«
    Mats und ich marschierten nebeneinander los, so schnell wir nur konnten, während mein T-Shirt verschwitzt an meinem Rücken klebte und meine Socken an den Fußsohlen scheuerten. Obwohl es weiter bergauf ging, spürte ich keine Erschöpfung. Nur eines: Ich wollte zurück in die sichere Berghütte, bevor die Nacht hereinbrach.
    Dann kamen wir an eine Abzweigung ohne Wegweiser. Düster lag ein kleines Wäldchen vor uns. Genau an so einem waren wir heute Mittag abgebogen. Aber Wäldchen gab es viele. Es sah etwas anders aus. Vielleicht lag es auch nur daran, dass alles in Nebelschwaden gehüllt so unwirklich

Weitere Kostenlose Bücher