Mathilda, Mathilda! - Drei wie Zimt und Zucker: Band 3 (German Edition)
Mats, »ich habe ihr auch eine geschickt.« Damit war das Thema für ihn erledigt. Aber so konnte und wollte ich das mit Scott nicht machen. Nur, wie macht man mit einem Jungen Schluss, der ein richtig guter Freund ist?
Nichts als Überraschungen
D as konnte mir nur eine sagen: Hannah! Deshalb galt ihr mein erster Anruf, als wir aus den verschneiten Bergen wieder zu Hause in Krähwinkel waren. Doch meine abf rief eilig in den Hörer: »Mensch, Mathilda, so ein Pech, ich muss gleich weg.« Aber die Sache mit Scott konnte nicht länger warten. Da half nur eines, unser geheimes Notfallwort, das wir für solche Fälle schon vor langem verabredet hatten. »Absolutes S0S«, sagte ich nur.
»Mama, ich kann nicht mit«, erklärte Hannah sofort. Ich hörte, dass eine Tür geschlossen wurde, ihr Sitzkissen knirschte und dann fragte sie: »Was ist passiert?«
Also fing ich an zu erzählen, Hannah hörte genau zu. Sie stöhnte über die kumpelhafte Art, mit der Mats mir ein frohes neues Jahr gewünscht hatte, schrie entsetzt auf, als wir fast für immer im Schnee eingeschlafen wären. Doch als sie von den Küssen und Mats’ Liebeserklärung hörte, sagte sie keinen Mucks. Das konnte nicht Gutes bedeuten. Auf einmal war da ein dicker Kloß in meinem Hals. »Hannah«, flüsterte ich, »was sage ich jetzt nur Scott?«
Einen Moment lang hörte ich nur das Rauschen in der Leitung, sonst nichts. » SOS «, kam es dann aus dem Hörer.
»Häh?«, ich verstand überhaupt nichts mehr. Das war ja nicht gerade eine Antwort auf mein Problem. »Wieso SOS ?« Aber dann sprang ich mit einem Satz auf. »Was, Hannah? Du hast auch ein schlimmes Problem? Warst du deshalb an deinem Geburtstag so still und nach dem Bratapfelfest auch?«
»Ja! Ach, Mathilda …« Mehr sagte sie nicht, aber trotzdem klang ihre Stimme gequält und so, als ob ihr etwas schrecklich peinlich wäre.
»Hat deine Mutter etwa dein Tagebuch gefunden und gelesen oder – noch schlimmer – unseren Jungsordner?« Darin hefteten wir alle interessanten Artikel ab, die wir in den Mädchenzeitschriften so fanden. Also nichts, was eine Mutter sehen musste.
»Nee, das nicht«, druckste meine abf herum. »Hannah«, rief ich entschieden in den Hörer, »wie soll ich dir helfen, wenn ich gar nicht weiß, was dein Problem ist?«
Schweigen, plus etwas Rauschen aus der Leitung, sonst nichts. Dann holte meine abf Luft: »Mathilda, was, wenn wir ein und dasselbe Problem hätten?«
»Wie? Ähm? Scott?« In meinem Kopf gab es nur noch Fragezeichen.
»Mathilda, du bist meine allerbeste Freundin und ich würde nie was mit deinem Freund anfangen, das weißt du doch? Hab ich auch nicht, aber …« Hannah verstummte. Sie musste mir auch nichts mehr sagen. Auf einmal verstand ich, weshalb sie so still gewesen war, wenn es um Scott ging. Und ich erinnerte mich daran, wie begeistert Scott von ihr gesprochen hatte. Dann fiel mir ein, was Anouk über die Liebe gesagt hatte: ›Wenn du so richtig verliebt bist, ist das wie mit einem Magneten. Alles zieht dich zu ihm hin.‹ Und dass Scott für mich immer nur ein guter Freund gewesen war, das wusste ich jetzt auch.
»Ich habe nichts gemacht«, rief Hannah so gequält, dass sie mir leid tat. »Das solltest du aber unbedingt«, erwiderte ich lachend. »Sobald Scott aus Amerika zurück ist.«
Kaum hatte ich aufgelegt, klopfte Mama an meine Zimmertür. »Gut, dass du endlich fertig bist, Mathilda«, rief sie mit ihrer typischen Was-musst-du-auch-immer-so-lange-telefonieren-Stimme, dass ich gleich schlechte Laune kriegte. Und meine Laune wurde auch nicht besser, als sie erklärte, dass wir heute zum Abendessen Besuch haben würden. Musste das sein, ich war doch erst gerade wieder da und schon …
»Du könntest ja mal fragen, wer kommt«, bemerkte meine Mutter spitz. Mürrisch zuckte ich die Schultern. »Du wirst es mir ohnehin sagen, oder?«
Mama warf den Kopf in den Nacken und drehte sich um. »Phh«, erwiderte sie schnippisch, »das wirst du dann schon sehen.« Natürlich bin ich ihr nicht nach, um zu hören, wer zum Abendessen kam. Aber für alle Fälle habe ich mein Styling überdacht. Und dann schellte es um sieben Uhr.
Friederike schien darauf gelauert zu haben. Sie rannte an mir vorbei zur Tür. »Das sind Jan und sein Sohn aus Schweden!«, kreischte sie und ihre Wangen waren vor Aufregung gerötet.
Moment mal, dachte ich, seit wann hat Jan einen Sohn? Mal wieder hatte mir niemand was gesagt. Egal, ich seufzte, wahrscheinlich war das
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