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Mathilda Savitch - Roman

Mathilda Savitch - Roman

Titel: Mathilda Savitch - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.H.Beck
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täuscht Kopfschmerzen vor.
    «Er ist genau der Richtige für sie.»
    Pa hat die Hände vors Gesicht geschlagen. Auf einmal merke ich, dass auch er dabei ist, zu verschwinden. Die Haare auf seinen Knöcheln werden immer länger, je länger ich sie anstarre.
    «Ich wollte nur Spaß machen, Pa.»
    «Ihr ist bestimmt nichts passiert», sage ich. Manchmal muss man die Leute einfach belügen. Ich atme, wie der Baum es mir gezeigt hat. Das einzig Gute an seinen Ratschlägen.
    «Ich atme», sage ich zu Pa.
    «Das ist gut», sagt er. «Mach das.»
    Aber er ist immer noch im All, in seinen Händen. Ein langsamer Seufzer entweicht ihm, wie wenn ein Reifen Luft verliert.
    «Wir wussten nicht, wo du bist», sagt er halb zu sich selbst. «Das kannst du ihr nicht antun, Kleines. Du kannst nicht …» Aber dann schweift er wieder ab.
    Etwas wie Eis bedeckt die Fenster. Ich bin mir nicht sicher, ob Pa weint oder nicht.
    «Vielleicht gehe ich besser ins Bett», sage ich. «Pa?»
    Seine haarigen Hände sind kalt, als ich sie anfasse.
    «Ja», sagt er. «In Ordnung.»
    Luke versucht, mir aus der Küche zu folgen, aber ich sage ihm: «Nein, bleib.»
    «Gute Nacht, Pa.»
    «Träum was Süßes», sagt er, und ich glaube nicht, dass er es komisch meint.
    «
Nein!
», sage ich zu Luke, der mir wieder nachläuft. Alter Gefühlsdusel.

Sechsundzwanzig
    Ich schließe die Tür von Helenes Zimmer ab und starte den Computer. Bis er sich warm gelaufen hat, gucke ich aus dem Fenster. Durch die Bäume sehe ich bei Kevin zu Hause Licht brennen. Ich wüsste gern, was er wohl seinen Eltern erzählt hat, was für eine Geschichte er sich zusammengesponnen hat, um zu erklären, warum er mitten in der Nacht nach Hause kommt. Wahrscheinlich kann er sich leicht rausreden. Wenn Jungen lügen, findet niemand groß etwas dabei. Aber ein Mädchen kann froh sein, wenn man es nicht in eine Gummizelle steckt.
    Als ich wieder zum Tisch gehe, schnappe ich meinen Anblick im Spiegel auf. Es ist immer noch ein kleiner Schock. Ohne Haare sind meine Augen ungefähr zehnmal so groß. Ich komme mir vor wie etwas aus dem Dschungel. Ich denke an trommelnde Krieger, die sich Knochen durch die Nase stecken. Ich spüre das
dum dum dum
noch in meinem Bauch, als ich KALIFORNIEN eintippe. Das Computergehirn knistert und zwitschert, dann passiert es.
    Willkommen, HeyGirl! Sie haben drei neue Nachrichten!
    Als ich den Absender sehe, hört das Trommeln auf. Alles wird still. Drei Nachrichten von [email protected]. Drei Nachrichten von dem Mörder. Auch nach zehn Mal tief Durchatmen kann ich sie noch nicht lesen. Ich stehe auf und werfe noch einen Blick nach draußen. Bei Kevin ist das Licht jetzt aus. Ich denke an die Fische, ob sie sich zum Schlafen wohl in die Plastikhöhle zurückgezogen haben. Schlafen Fische überhaupt, das ist die große Frage. Ich weiß nicht allzu viel über ihre nächtlichen Gewohnheiten.
    Tap tap tap.
Ich glaube schon, es komme jemand zu mir, aber alsich nach unten blicke, sind es meine eigenen Finger auf der Fensterbank. Sie klopfen so schnell, als schrieben sie ein SOS , um es Kevin durch die Dunkelheit zu schicken. Nicht, dass ich daran gedacht hätte, meine Finger tun es ganz von allein. Ich befehle ihnen aufzuhören, dann öffne ich die erste Nachricht.
    Helene, bist du das? Was ist los? Hast du meine verdammten hundert Nachrichten bekommen? Ich bin fast durchgedreht. dein Handy, nichts hat funktioniert. Über den Sommer hab ich aufgegeben. Würdest du mir bitte schreiben, du kannst mir doch nach dieser ganzen Zeit nicht einfach so ein leeres Ding schicken, was soll der Scheiß? Willst du Spielchen mit mir spielen? Bitte tu das nicht, ich liebe dich, verdammt noch mal, es war die Hölle hier. Chaos ohne Ende, aber langsam blick ich wieder durch. Bitte schreib mir oder ruf an. Ich weiß, dass du sauer bist, weil ich einfach so abgehauen bin, aber ich musste ein paar Tage raus hier, meine Mutter saß mir die ganze Zeit im Nacken. Ich hatte ihr von dem Problem erzählt. Und was jetzt, willst du dich an mir rächen? Es ist zum Heulen, Helene, ich liebe dich so, du musst mir einfach glauben. In den ersten Monaten, als du nicht mehr geschrieben hast, bin ich nach Little Falls gefahren und habe dich gesucht wie ein Irrer, ungefähr zehn Stunden jedes Mal. Ich wusste nicht mal, wo du wohnst, Savage steht nicht im Telefonbuch. Ich bin in unseren Park gegangen und habe gewartet, bis es dunkel war. ES TUT MIR LEID wenn es das ist, was du hören willst. Ich kann

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