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Matilda - das Mädchen aus dem Haus ohne Fenster

Matilda - das Mädchen aus dem Haus ohne Fenster

Titel: Matilda - das Mädchen aus dem Haus ohne Fenster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann-Kathrin Kramer
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Mein Papa hat mir eine mit der Verkehrten gegeben. (Wer nicht weiß, was eine Verkehrte ist, hat es gut, aber zur Erklärung: Ohrfeigen gibt es mit dem weichen Teil der Hand. Eine Verkehrte bekommt man mit der Rückseite. Also mit der Seite, wo die Knöchel sind. Fiese Sache!)
    Meine Backe brennt wie Feuer, ich laufe aus dem Schlafzimmer meiner Eltern und verstecke mich schnell in meinem Zimmer.
    Unterm Bett geht nicht mehr so gut, seit Opa Peter mir ein Hochbett gebaut hat, aber im Schrank findet sich noch ein Plätzchen. Dort bleibe ich zitternd vor Angst und Wut hocken, denn Papas Geheule und Geschimpfe schallt noch lange durch alle Zimmertüren. Selbst Mama ist davon wach geworden. Trotz Kissen auf den Ohren.
    An diesem Sonntag bekomme ich erst am Mittag mein Frühstück.
    Gut, ich hätte vielleicht einfach mal früher aus meinem Zimmer kommen sollen. Als ich nämlich rauskam, hat Papa sich sofort bei mir entschuldigt. Und mich auf seinen Schoß genommen. Und als ich ihm dann erklärt habe, dass ich doch sein Leben retten musste, da ist er ganz rot geworden. So rot wie letzte Woche. Da war sehr schönes Wetter, und er hat den Balkon angestrichen, und am Abend hat er ausgesehen wie Omi Ellis Kirschen. Genauso rot. Das war nichtvom Schämen, aber das jetzt schon! Sehr hat sich der Papa geschämt. So sehr, dass wir an diesem Sonntag sogar einen Ausflug gemacht haben. Und ich durfte bestimmen, wohin! Ich ganz allein. Das gab’s noch nie.

Freunde fürs Leben
    Heute ist ein besonders schöner Tag. Das habe ich gleich gewusst, als ich aufgestanden bin. Da hat Papa nämlich gesagt, man muss auch mal eine Ausnahme machen. Und dann musste ich mir die Zähne nicht putzen. Ich finde, das ist sowieso überflüssig. Schließlich sind das ja die Milchzähne, und ich kriege erst noch die richtigen. Mama meint zwar, das kann man so nicht sagen, aber ich muss sagen, ungeputzt schmeckt das Frühstück einfach viel besser.
    Nachdem ich mich satt gegessen habe, mache ich mich auf die Socken. Die Sonne scheint und draußen warten viele Abenteuer auf mich. Da muss ich mich beeilen. Sonst bin ich groß und habe die Hälfte verpasst. Mama sagt oft: »Wenn ich noch mal jung wäre …« – und dann schaut Papa immer so komisch.
    Ich drehe meine Runde. Beim Kleinen Mann vorbei, das ist unser Kiosk, da hole ich mir montags immer für 60 Cent Süßes. Dann Richtung Giesenberg, da kann man die besten Mutproben machen: auf Bäume klettern, Schlucht überspringen, Würmer essen und so. Und schließlich an der Katzenvilla vorbei. Da wohnt keiner. Bloß die Katzen. Nur einmal, an St. Martin, da bin ich dort nachts langgeschlichen und habe drinnen ein Licht gesehen. Gruselig war das. Ich habe beschlossen, nie wieder dort hinzugehen. Niemals wieder.
    Aber das ist lange her, und jetzt ist es ja hell und sonnig, da kann ich ruhig mal wieder vorbeischauen. Warum auch nicht. Ich gehe also den Weg entlang auf die Villa zu, denke noch: Siehste, alles wie immer, da sehe ich: Nix ist wie immer. Da sitzt jemand im Hauseingang! Ein Mensch. Genauer gesagt sitzt da: ein fremdes kleines Mädchen mit Kopftuch.
    Die sieht sogar trotzdem ganz nett aus. Ein bisschen so wie ich. Und sprechen kann sie auch. »Willst du mit mir spielen?« Das sagt die so einfach. Sitzt dick und fett vor der Katzenvilla und sagt: »Willst du mit mir spielen?« Als wär es das Normalste von der Welt.
    Da merke ich, dass noch was anders ist. Die Katzenvilla hat sich verändert. Da sind Gardinen an den Fenstern und Blumen, und ein Auto steht da und ein Fahrrad mit Stützrädern. Also ich brauch ja keine Stützräder mehr. Fahrradfahren ist ja noch leichter als Schwimmen lernen.
    Um es kurz zu machen: In die Katzenvilla ist eine Familie eingezogen. Die von dem Mädchen mit dem Kopftuch. Die heißt Bine, also genauer gesagt Sabine, also kurz: Bine. Die hat auch einen großen Bruder. Und der heißt genauso wie mein großer Bruder und ist genauso blöde. Das kann doch kein Zufall sein!
    Bine zeigt mir alles. Das Haus, ihr Zimmer, das Gebiss von ihrer Oma, ihre Sparbüchse und die Treibhäuser. Du musst wissen, die Katzenvilla ist jetzt eine Gärtnerei, und dazu gehören natürlich auch Treibhäuser. Da riecht es doll nach warmer Erde und Wasser und Blumen und auch nach Kaninchen. Da sind zwei Kaninchen, die haben in einer Ecke ihren Stall.

    Es ist ein herrlicher Platz, so ein Treibhaus. Man ist drinnen, muss aber trotzdem nicht aufpassen, dass man was schmutzig macht. Weil ja sowieso alles

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