Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Matrjoschka-Jagd

Matrjoschka-Jagd

Titel: Matrjoschka-Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marijke Schnyder
Vom Netzwerk:
in den eigenen Reihen schon gar keine. Es war ihr gelungen, ihn mit einer kleinen Gefälligkeit zu besänftigen.
    Herr Heller stand wie immer lächelnd am Empfang. »Frau Brand, was kann ich für Sie tun?«
    »Ich muss Herrn Simmer sprechen. Ist er wieder im Haus?«
    »Ich habe ihn heute noch gar nicht gesehen.«
    In diesem Augenblick klingelte das frisch polierte Telefon. Viktor Heller nahm den Hörer und meldete sich vorbildlich. Über sein Gesicht legte sich die Maske der höflichen Langeweile. »Ja«, sagte er gedehnt in die Sprechmuschel, »sie steht zufällig bei mir.«
    Er reichte den Hörer Nore Brand. »Für Sie.«
    Nore Brand nahm den Hörer entgegen. Es war Elsi Klopfenstein. »Frau Brand, ich suche Sie seit Ewigkeiten. Da liegt wieder eine Leiche im See.«
    Der dritte Tote.
    »Ich bin schon unterwegs.«
    Viktor Heller schaute sie neugierig an. »Wer?«
    »Eine Einladung zu Zwetschgenkuchen und Kaffee von Elsi Klopfenstein. Beides unübertroffen im ganzen Tal. Ich muss los. Ganz frisch ist beides am besten, wussten Sie das nicht?«
    Nore Brand fand Elsi Klopfenstein vor ihrem Bretterhäuschen stehen.
    »Na endlich. Was habe ich Ihnen gesagt? Drei Tote. Jetzt haben wir’s.«
    »Wo ist die Leiche?«
    »Genau dort, wo Frau Ehrsam lag.« Wortlos eilte Elsi Klopfenstein voran.
    Ein paar Minuten später standen sie auf dem Steg und beugten sich über das Holzgeländer.
    »Den da habe ich noch nie gesehen«, sagte Elsi Klopfenstein.
    Nore Brand beugte sich über das Geländer.
    Es war Jeremias Matthäus Simmer. Oder der Mann, der sich als Jeremias Simmer ausgegeben hatte. Er lag auf der Seite, so als ob er schlafen würde, aber sein Oberkörper war blutüberströmt.
    »Ich glaube, dieser Mann hier hätte Ihren Schnaps nicht verachtet.«
    Elsi Klopfenstein stützte die Fäuste in ihre Seiten. »Dann ist es ja direkt eine Schande, dass er nicht mehr lebt. Aber heute schließe ich endgültig. Kein Mensch war da. Was soll ich nun mit meinem Zwetschgenkuchen tun? Die reine Verschwendung. Eine Schande ist das.«
    »Ich glaube, Sie können Ihre Saison nochmals verlängern. Sobald das hier die Runde gemacht hat, läuft das Geschäft wieder.«
    Das Gesicht von Elsi Klopfenstein leuchtete auf. »Da haben Sie auch wieder recht. Aber der Kerl da tut mir trotzdem leid. Ein so dreckiges Ende hat keiner verdient.« Ihr Bedauern war so ehrlich wie nüchtern.
    »Frau Klopfenstein, hat außer Ihnen sonst noch jemand die Leiche gesehen?«
    »Der Mörder vermutlich.«
    »Ich meine außer Ihnen und dem Mörder.«
    Elsi Klopfenstein schüttelte den Kopf. »Nicht dass ich wüsste.«
    Aus der Ferne ertönte Motorengebrumm. Plötzlich sahen sie Nino Zoppa auf einem kleinen Motorrad heranrattern.
    »Das dachte ich mir doch. Hat der See noch etwas zu erzählen?«, rief er und stellte den Motor ab.
    »Ich habe ja immer von einem dritten Toten gesprochen«, begann Elsi Klopfenstein. »Armer Kerl!«
    Nino Zoppa beugte sich über die Brüstung.
    »Das ist Jeremias Matthäus Simmer«, sagte Nore Brand.
    »War«, korrigierte Nino bestürzt.
    »Der dritte Tote«, ergänzte Elsi Klopfenstein triumphierend.
    »Ja natürlich, die heilige Dreieinigkeit, aller guten Dinge sind …«
    »Ruf Bruder Klaus an«, fiel Nore Brand ihm ins Wort.
    »A propos«, sagte Nino Zoppa. »Bruder Klaus hat vor zehn Minuten angerufen. Er weiß jetzt, woher die Spuren stammen, die an Jelenas Wagen festgestellt wurden. Es ist ein Offroader mit einem ganz besonderen Lack.«
    Nore Brand schaute verständnislos. »Ein Offroader?«
    »So eine Höllenmaschine, Mercedes-Benz, kostet mehr als 100.000 Franken, fast 400 PS und in 5 Sekunden bist du von 0 auf 100 Stundenkilometern. Kein Auto für normale Menschen. Ein Kinderkiller ist das. Ein Hochglanzmobil mit breiten, dunkelschwarzen Riesenpneus für Männchen mit zu viel Geld und zu kurzen …« Er brach ab, als er Nore Brands Blick auffing.
    Elsi Klopfenstein lachte laut. Dieses freche Kerlchen schien ihr zu gefallen.
    Nino Zoppa blinzelte Elsi Klopfenstein verschwörerisch zu. »Nun wissen wir wenigstens, was wir suchen. Selbstverständlich hat er die Fingerabdrücke des Direktors auf der Uhr von Frau Ehrsam gefunden.«
    Nore Brand drehte den Kopf zu Elsi Klopfenstein. »Würden Sie hier bleiben, bis die Spurensicherung kommt? Ich muss unbedingt etwas erledigen. Du, Nino, schau zu, dass du in die Hotelgarage kommst und Nummer und Besitzer des Wagens herausfindest.«
    »Und du?«
    »Ich will wissen, wie die Fingerabdrücke

Weitere Kostenlose Bücher