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Matrjoschka-Jagd

Matrjoschka-Jagd

Titel: Matrjoschka-Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marijke Schnyder
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lassen und die Uhr dann der Familie zurückgeben. Was sollte ich auch mit so einer Uhr? Klara liebte solche Geschichten und sie war bekannt für ihren Unfug. Ich wollte es einfach genau wissen.« Der Direktor drehte sich langsam um. Er schaute Nore Brand direkt in die Augen.
    »Also, wenn meine Fingerabdrücke drauf waren, dann ist das nicht weiter verwunderlich. Aber die Uhr kam mir abhanden. Ich hatte sie hier«, er zog eine Schublade an seinem Tisch auf, »ganz hinten drin. Das wusste niemand, aber eines Morgens war sie weg. Dann tauchte sie im Schrank von Frau Petrovic auf und den Rest kennen Sie.«
    Nore Brand schaute ihn an. Sie wusste nicht, was sie von dieser Geschichte halten sollte. Es ging um weit mehr als nur um das neugierige Kind im Mann. »Warum haben Sie Frau Ehrsam nicht einfach gebeten, die Wahrheit zu erzählen?«
    »Die Wahrheit?«
    »Wenn Sie Klara Ehrsam gekannt hätten, würden Sie diese Frage nicht stellen. Klara war ein Phänomen. Immer für eine Überraschung gut. Die Geschichte des Bernsteinzimmers hat auch mich immer fasziniert.«
    Würde auch er deswegen den Kopf verlieren?
    »Na ja, Klara hat mir diesen Kunstvirus weitergegeben und da hatte ich unverhofft die Gelegenheit, eines dieser legendären Bernsteinplättchen zu sehen und da ist wohl etwas mit mir durchgegangen, aber Sie müssen mir glauben, ich hatte nie die Absicht, diese Uhr zurückzuhalten. Es war einfach die Vorstellung, eines dieser Teilchen vor mir zu haben.« Er schaute Nore Brand um Verständnis bittend an. »Da ist noch etwas. Gestern Abend hatte ich ein Telefongespräch mit einem früheren Kollegen von mir. Wir waren zusammen im Gymnasium und später in der gleichen Kompanie. Es stellte sich heraus, dass er Ihr Chef ist. Zufälle gibt es, nicht wahr?« Er lächelte sie an. Wiederum völlig Herr der Lage. »Er bat mich, Sie daran zu erinnern, dass Sie ihn so rasch wie möglich zurückrufen. Falls ich Sie sehen würde. Das ist jetzt endlich der Fall.«
    Kompanie klang wie Kumpanei.
    Das hier war nicht bloß Filz, nein, hier handelte es sich um Kugelgarn. Sie hatte diesen Mann eben in eine so peinliche Lage gebracht, dass er zu seiner Rettung auf die freundschaftliche Verbindung mit ihrem Chef hinweisen musste. Das war eine unverhohlene Drohung.
    Doch vielleicht spielte die Zeit für sie. Da war noch etwas, sie hoffte, dass es eine Keule war.
    »Jeremias Simmer ist tot«, sagte sie.
    »Simmer? Tot?« Sein Mund blieb einen Augenblick unvorteilhaft weit offen stehen. Dann riss er sich zusammen.
    »Wo?«
    »Beim See. Frau Klopfenstein hat ihn gefunden. Die Spurensicherung ist an der Arbeit.«
    Er starrte sie eine Weile ausdruckslos an. »Dann brauchen Sie mich wohl nicht mehr.«
    »Nein. Im Moment sicher nicht.«
    Nore Brand nickte ihm zu und ging.
    In der Eingangshalle wartete Nino Zoppa auf sie. »Und?«
    »Der Wagen, der Jelena über die Böschung geschoben hat, gehört der russischen Tänzerin Stania Matiowa. Ich war in der Garage. Da ist tatsächlich eine tolle Beule vorne dran. Bruder Klaus ist unterwegs. Welches Interesse hätte die Ballerina am Tod von Jelena?«
    »Klara Ehrsam erwähnte im Brief an ihren Anwalt eine Bemerkung, die Jelena über die Ballerina gemacht hat.«
    »Die wäre?«
    »Stania Matiowa sei eine schlechte Schauspielerin. Sie könne nicht einmal russisch und mit kaputten Knien könne man sich nicht so bewegen. Auf jeden Fall wollte Klara Ehrsam sie zur Rede stellen. Wo ist die Ballerina im Moment?«
    Nino Zoppa salutierte knapp. »Sie ist um diese Zeit immer in der katholischen Kirche. Der Barfrau entgeht keine einzige der üblen Gewohnheiten ihrer Gäste. Die Tänzerin gehe jeden Tag in die Kirche und bete dort für die russischen Waisenkinder und die Genesung ihrer Knie. Warum auch nicht? Die einen flippern, die andern beten. Was gut tut, tut gut.«
    »Also los, ab in die Kirche. Aber nicht zum Beten.«
     
     

DIE RUSSISCHE BALLERINA
MUSS BETEN
    Die Ballerina saß ganz vorne in der katholischen Kirche. Eine schmale Gestalt. Klein. Der Rücken gebeugt. Tief in ein Gebet versunken. So machte es den Anschein. Nore Brand bedeutete Nino Zoppa, stehen zu bleiben.
    Leise ging sie durch den Hauptgang und blieb wenige Schritte hinter Stania Matiowa stehen. »Frau Matiowa, vielleicht können Sie uns helfen.«
    Stania Matiowa zuckte zusammen. »Wer sind Sie?«, hauchte sie.
    »Nore Brand, Kriminalpolizei.«
    Die Ballerina schaute sie mit ihrem Rehblick fragend an. »Was wollen Sie von mir?«
    »Wir

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