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Matrjoschka-Jagd

Matrjoschka-Jagd

Titel: Matrjoschka-Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marijke Schnyder
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des Direktors auf die Uhr von Klara Ehrsam gekommen sind.«
    »Ich bin froh, dass du das allein machst. Wenn ich diesen Kerl nochmal vor mir habe, dann zurre ich seine Krawatte so fest zu, bis er keine Luft mehr bekommt.«
    »Drei Tote sind eigentlich genug für diese Saison, oder?«, wandte Elsi Klopfenstein ein.
    Da erinnerte sich Nore Brand. Sie wandte sich an Elsi Klopfenstein. »Jetzt haben wir die drei Toten. Was hat das zu bedeuten?«
    Elsi Klopfenstein wackelte verlegen mit dem Kopf. »Meine Mutter erzählte mir von einer alten Geschichte. Dort hinten«, sie deutete mit dem Kinn ans Ende des Tals, »unter den Felsen, da fand man eines Tages drei Tote.«
    Sie zögerte einen Moment und schaute Nore Brand skeptisch an. Doch dann gab sie sich einen Ruck. »Da gibt es eine Sperrzone. Seit langer Zeit. Dort war früher einmal das Militär. Im Zweiten Weltkrieg haben sie dort einen Bunker in den Berg gebaut. Mindestens 20 Panzer hätten Platz gehabt. Zum Schutz haben sie zwei Kanonen installiert. Mein Vater kannte den Sohn des Wachsoldaten, der die Anlage während der Kriegsjahre bewacht hat.«
    »Und was war mit den drei Toten?«
    »Drei Burschen waren es. Die wollten offenbar in den Bunker hinein. Gesoffen hatten sie. Es waren drei Lausbuben von hier. Die waren nicht älter als 18, aber der Wachsoldat hat dann kein Federlesens gemacht und geschossen.«
    »Federlesens?«
    »Ja, der Wachsoldat glaubte, dass er Spione vor sich habe. Der hat geglaubt, die Schweiz würde untergehen, wegen drei Lausbuben! Dann hat er geschossen. Im Krieg sei das anders gewesen, sagten die Männer immer, und Frauen hätten von diesen Dingen sowieso keine Ahnung. Man hat die Sache natürlich geheim halten müssen.«
    »Wann war das?«
    Elsi Klopfenstein kniff die Augen zusammen. »Im Sommer 1944. Ich war noch nicht lange aus den Windeln.«
    Nore Brand schüttelte den Kopf. Dinge zu verschweigen, das war offenbar nie ein Problem gewesen. Doch es blieb immer jemand, der etwas wusste. »Das wird uns bei der Lösung dieses Falles nichts bringen, vermute ich.«
    »Wahrscheinlich nicht«, erwiderte Elsi Klopfenstein. Sie wandte sich abrupt ab. »Meine Mutter sprach erst nach dem Tod meines Vaters davon. Nur einmal. Von den Familienangehörigen der Toten wohnt niemand mehr im Tal. Die haben das nicht ausgehalten.« Sie schaute über den See. »Ich habe das nie vergessen. Aber es ist nicht gut, wenn man diesen Sachen nicht nachgeht. Auch wenn die Zeiten anders waren. Leider spricht heute keiner mehr darüber. Vielleicht schämt man sich dafür. Es ist merkwürdig, aber Frau Ehrsam kannte diesen Bunker auch. Ich vermute, dass der Direktor sie mal dorthin mitgenommen hat. Vielleicht war das ihr Liebesnest.« Sie zwinkerte Nore Brand zu.
    »Inzwischen wissen nur noch wenige von diesem Bunker, aber die leben nicht mehr lange, die sind alle mindestens so alt wie ich. Das hilft uns nicht weiter, oder? Aber wenn ich diesen Wanderer das nächste Mal hier sehe, bringe ich ihn eigenhändig zu Ihnen.«
    »Seinen Namen wissen Sie immer noch nicht?«
    »Er sagte mir, das gehe die Polizei überhaupt nichts an.«
    Nino Zoppa warf Nore Brand einen Blick zu.
    Elsi Klopfenstein zögerte eine Weile, bevor sie den Mund öffnete. »Wir sind eben nicht so redselig hier oben.«
    Was unter normalen Umständen auch ein Segen war.
    »Und wenn wir alle plötzlich wie der Wasserfall da oben reden würden. Die Toten werden davon auch nicht mehr lebendig.« Elsi Klopfenstein wandte sich beleidigt ab.
    Der Hoteldirektor wurde rot, als Nore Brand ihn vor die Tatsache stellte, dass auf der Uhr seine Fingerabdrücke gefunden wurden. Sie hatte ihn im Speisesaal aufgespürt und ihn ohne Umschweife mit der Sache konfrontiert, worauf er sie rasch aus dem Saal in sein Büro führte und die Tür fest hinter sich zuzog. Sie spürte, dass er um Fassung rang. Weil er sich als kleinen Gauner entlarvt sah?
    Er deutete auf den Stich von St. Petersburg, der an der Wand hinter seinem Bürotisch hing. »Kennen Sie die Geschichte des Bernsteinzimmers?« Der Direktor stand mit dem Rücken zu ihr.
    »Ja.« Eine wunderbare Legende, die einige Kunstfreunde fast um den Verstand gebracht hatte.
    »Das Zifferblatt der Uhr von Klara Ehrsam soll aus einem Bernsteinplättchen dieses legendären Zimmers sein. Das hat sie mir einmal so erzählt. Der Uhrmacher habe dieses Plättchen in eine Uhr eingebaut und …« Er brach ab. »Weil mich diese Geschichte fasziniert hat, wollte ich diese Geschichte abklären

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