Matrjoschka-Jagd
möchten Ihnen eine Frage stellen.«
Stania Matiowa erhob sich mühsam und ging leicht hinkend durch den Hauptgang zum Portal hinaus.
Nore Brand folgte ihr.
Stania Matiowa war weit größer, als sie aus der Ferne wirkte. Der Grund dieser Täuschung musste ihre mädchenhafte Gestalt sein.
Vor der Kirche blieb sie stehen und schaute fragend zwischen Nino Zoppa und Nore Brand hin und her.
»Frau Matiowa, Sie besitzen einen Mercedes-Benz GL500«, begann Nino Zoppa.
»Ja.«
»Dieses Auto war in den Unfall verwickelt, bei dem Jelena Petrovic starb.«
»Was sagen Sie da?«
Nino Zoppa wiederholte den Satz laut und langsam.
»Aber mein Wagen steht in der Garage. Ich habe ihn seit Tagen nicht mehr gebraucht.«
»Hat sonst jemand ihn ab und zu gefahren?«
Sie dachte nach. »Jeremias. Herr Simmer. Aber nur ganz selten, wenn er mal mit einem Bild irgendwohin musste. Zu einem Käufer meistens.«
»Sie waren befreundet?«
»Waren?«
»Jeremias Matthäus Simmer ist tot«, sagte Nore Brand.
Bei diesen Worten brach die Ballerina mit einem Seufzer zusammen.
»Verdammt noch mal, musstest du ihr das so eiskalt verabreichen? Jetzt ist sie vor Schreck ins Koma gefallen.«
Nore Brand beugte sich über die bewusstlose Frau, dann erhob sie sich wieder. »In ihrer Lage kann das ganz praktisch sein.«
»Du bist herzlos.«
»Auch das ist manchmal nützlich. Komm, hilf mir, wir bringen sie ins Hotel.«
Der Direktor eilte herbei, beugte sich besorgt über die Ohnmächtige und tätschelte abwechslungsweise ihre Hand und ihre Wangen. »Stania«, flüsterte der Direktor, »was ist?«
»Sie hatte einen kleinen Schwächeanfall, in der katholischen Kirche«, erklärte Nore Brand.
»Nichts Besonderes«, sagte Stania Matiowa mit kläglicher Stimme. »Bitte, bring mich in mein Zimmer.«
Nore Brand und Nino Zoppa verständigten sich mit einem Blick.
»Wir bleiben noch eine Weile in der Hotelbar, falls Ihnen etwas in den Sinn kommt. Übrigens müssen wir Ihren Wagen untersuchen lassen«, erklärte Nore Brand.
»Tun Sie Ihre Pflicht, machen Sie nur«, flüsterte die Tänzerin. »Aber ich möchte mich etwas erholen.« Sie schaute den Direktor flehend an. Dieser legte den Arm beschützend um sie, half ihr auf die Beine und führte sie zum Lift.
»Nun geht endlich alles drunter und drüber. Zeit zum Rekapitulieren.«
»Rekapitulieren?«
»So sagt es Bastian Bärfuss immer. Ich brauche einen Cognac und du erzählst mir, was du weißt.«
»Ich?«
Nore Brand wurde ungeduldig. »Du erzählst mir, was bisher geschehen ist und ich höre dir zu.«
»Und nippst am Cognac-Glas. Das ist nicht fair. Übrigens sind wir im Dienst.«
»Pscht, du tust, was ich dir sage. Ich bin gerade dabei, Überstunden abzubauen. Los, ab in die Bar. Zu deiner Sirene.«
Die Barfrau zwinkerte Nino vertraulich zu. Auf die Anwesenheit von Nore Brand hätte sie wohl nur zu gerne verzichtet.
»Eine grüne Fee für mich!«
Das Gesicht der Barfrau wurde lang. »Grüne Fee?«, wiederholte sie verständnislos. »Das habe ich noch nie gehört.«
»Grüne Fee? Was ist denn das?«, erkundigte sich Nino.
»Kräutersirup, mit Anis.«
»Fühlst du dich nicht gut?«, fragte Nino.
»Nein.« Nore wandte sich an die Barfrau. Vermutlich sah sie nett aus, sobald sie drei Zentimeter Schminke weggespachtelt hatte. »Dann eben einen Cognac.«
»Das haben wir«, sagte die Barfrau erleichtert und tauchte in ihr Flaschensortiment ab.
»Also, rekapitulieren wir. Du fängst an.«
Nino atmete tief durch.
»Gut. Also. Zuerst war Klara Ehrsam tot. Sie könnte sogar eines natürlichen Todes gestorben sein. Das wissen wir nicht, weil sie bereits kremiert war, als wir anfingen zu ermitteln. Dann kam Jelena. Sie erzählte uns von Klara Ehrsams Aufregung und vom Brief an den Anwalt.«
»Wir wissen, dass Klara Ehrsam eifersüchtig war und …«
»Und dass sie der Ballerina nicht traute«, fiel Nino Zoppa ihr ins Wort, »soll ich rekapitulieren oder willst du?«
Nore Brand nippte am Cognac. »Du.«
»Wir wissen, dass sie dem Direktor Geld vererben wollte …«
»Millionen«, warf Nore Brand ein, was Nino Zoppa ignorierte.
»… dann ihre Meinung änderte …«
»… das Geld auf ein Konto der Ballerina überweisen wollte, was der Anwalt jedoch vergaß …«
Nino Zoppa funkelte sie an. »Du oder ich?«
»Entschuldige, du natürlich.«
»Also könnte es sein, dass der Direktor, der von der Änderung wusste, sie tötete, um sie an einer Änderung des Testaments zu hindern. Und
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