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Matrjoschka-Jagd

Matrjoschka-Jagd

Titel: Matrjoschka-Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marijke Schnyder
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und dann ist Schluss für diese Saison. Endgültig.«
    Die beiden verabschiedeten sich und verließen den Steinbock.
    »Nino«, begann Nore Brand mit einer Stimme, wie Nino sie noch nie bei ihr gehört hatte, »auf diesen Moment habe ich gewartet. Nun gehen wir ins Belvedere.« Sie blieb ein paar Sekunden bewegungslos stehen. »Zum letzten Mal. Das garantiere ich dir.«
    Nino Zoppa atmete auf. »Endlich.« Dann hielt er einen Augenblick inne. »Übrigens, Nore, der Chef hat wieder angerufen. Er tobt immer noch wie ein Wahnsinniger.«
    »Ich weiß. Auf meinem Display steht dauernd sein Name, wie eingebrannt«, sagte Nore Brand.
    Nino Zoppa wiegte seinen Kopf hin und her. »Du riskierst ziemlich viel.«
    »Höchstens den Job.«
    »Höchstens den Job?«, wiederholte er ungläubig. »Bist du verrückt geworden?«
    Nore Brand klopfte an die Türe der Suite von Stania Matiowa. Das war der letzte Akt. Sie hatte Merian nach seinem Nickerchen erreicht.
    Nore Brand wusste nun Bescheid.
    Bucher und Nino Zoppa hielten sich hinter den Kulissen bereit. Nore Brand hatte keine Ahnung, wie sich dieser letzte Akt abspielen würde. Sie hatte gute Karten. Aber sie hatte es mit einer professionellen Betrügerin zu tun. Sie hatte nie Gelegenheit gehabt, diese Szene einzuüben. Stania Matiowa vermutlich schon.
    Bastian Bärfuss hatte schnell gehandelt. Es musste das schlechte Gewissen gewesen sein. Fräulein von Wyberg hatte den Toten natürlich nicht erkannt. Es war nicht Jeremias Matthäus Simmer gewesen.
    Nore Brand legte ein Ohr an die Tür. Nichts. Sie klopfte wieder. Und wartete. Sie wusste, dass die Ballerina drin war. Von Viktor Heller hatte sie erfahren, dass die Ballerina ihre Abreise vorbereitete. Etwas anderes hätte sie erstaunt.
    Plötzlich ging die Tür auf. Durch den Spalt konnte Nore Brand die Frau im Bademantel sehen.
    »Ach, Sie sind es«, sagte die vermeintliche Russin und öffnete die Türe.
    »Guten Morgen«, grüßte Nore Brand. Es war mitten am Tag; aber für eine Ballerina war natürlich erst Aufstehzeit. Alte Gewohnheiten. Ihr Spiel war fast perfekt.
    Sie schaute sich um. »Sie wollen abreisen?«
    »Ja«, sagte die Ballerina, »ich habe ein paar kleine Geschäfte zu erledigen. Sie haben sicher gehört vom Waisenhaus in Moskau. Aber ich werde zurückkommen. Ich muss sehr auf meine Gesundheit achten.«
    Ein paar kleine Geschäfte erledigen, dachte Nore Brand. So nannte sich das also.
    »Es gibt Hinweise, dass Jeremias Matthäus Simmer mindestens einmal am Steuer Ihres Offroaders war.«
    »Ja, natürlich«, sagte die Ballerina wie beiläufig, »er war ein paar Mal unterwegs, mit Bildern für Kunden.«
    »Ich muss Sie nochmals nach Jeremias Simmer fragen. Vielleicht ist Ihnen in der Zwischenzeit noch etwas in den Sinn gekommen.«
    Die Ballerina zierte sich. »Ich habe Ihnen erzählt, was ich weiß und …« Sie brach ab.
    »Und?«, drängte Nore Brand.
    »… über gute Freunde, vor allem, wenn sie tot sind, sagt man nichts Schlechtes.«
    In ihrer Stimme lag zugleich die Aufforderung an Nore Brand weiterzufragen. Raffiniertes Weibsbild.
    »Aber hier geht es um Mord.«
    »Womit hat man ihn denn getötet?«, wollte die Ballerina wissen.
    »Mit einem schweizerischen Offiziersmesser.«
    »Und? Haben Sie es gefunden?«
    Nore Brand ließ die Ballerina keine Sekunde aus den Augen. »Nein. Es gibt in diesem Land Hunderttausende von Männern und Frauen, die so etwas bei sich haben.« Nore Brand zog ihr rotes Militärmesser hervor. Die Augen der Tänzerin weiteten sich.
    »Oh, eine richtige Schweizerin«, spottete sie.
    »Sie wissen mehr über Simmer, als Sie bisher vorgaben.«
    Die Ballerina schien sich einen Ruck zu geben. »Gut. Der Tote hieß Alfonso Kobelt. Er war der Jugendfreund von Jeremias Matthäus Simmer, der gemeinsam mit ihm untergetaucht ist, um der ganzen Welt einen Streich zu spielen.« Die Ballerina trat zum Fenster. »Wie ich Ihnen erzählt habe, legte sich Jeremias kurz nach der Ankunft einen neuen Namen zu, Pedro Pechstein. Er wollte nicht dauernd an seinen Bruder erinnert werden. Ich kann Ihnen sagen, er muss sein Leben lang gelitten haben. Da war noch etwas. Alfonso erzählte mir, dass sie einander so ähnlich waren, dass Leute, die sie nicht häufig sahen, sie leicht verwechselten. Aber Pedro war immer der bessere Händler gewesen, viel gerissener und so gab Alfonso auf. Doch nach dem Tod des großen Bruders brach Pedro zusammen. Wo er doch in die Fußstapfen seines Bruders hätte treten können. Und

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