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Matrjoschka-Jagd

Matrjoschka-Jagd

Titel: Matrjoschka-Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marijke Schnyder
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Aber ich darf nichts erzählen. Die Ermittlungen laufen noch.«
    Der Wirt grunzte. »Wenigstens arbeitet einer von euch beiden immer. Ich meine, Frau Brand ist andauernd unterwegs.«
    »Ich auch, nur anders, ich surfe für sie«, verteidigte sich Nino Zoppa.
    »Was ist mit der hübschen Bibliothekarin?«
    In dem Augenblick betrat Nore Brand die Bildfläche und der Wirt zog sich zurück. Nino bedachte ihn mit dem unanständigen Fingerzeichen.
    »Was ist?«
    »Schon vorbei.«
    »Höchste Zeit, dass diese Sache ein Ende findet. Also, Bärfuss wird mit Fräulein von Wyberg ins Leichenschauhaus gehen. Für die Identifizierung des Toten.«
    »Und Bruder Klaus hat mir mitgeteilt, dass Simmer mit einem Schweizer Offiziersmesser getötet wurde. Er sei total besoffen gewesen, als er umgebracht wurde. Der Mörder habe brutal und heftig zugestoßen, so wie einer, der keine Ahnung von Anatomie hat.«
    Nino Zoppa wandte sich angewidert ab. »Ich weiß nicht, wie lange ich diesen Beruf noch aushalte.«
    Von der Eingangstür her ertönten laute Männerstimmen. Dazwischen mischte sich unverkennbar die Stimme von Elsi Klopfenstein. »Wo ist Frau Brand? Wir müssen sofort mit ihr sprechen. Sofort!«, schrie sie.
    Dann stand sie in der Gaststube. Mit nassen Stiefeln. Haarsträhnen fielen ihr ins Gesicht.
    Hinter ihr ein Mann, dem die Situation äußerst peinlich zu sein schien. Als Elsi Klopfenstein Nore Brand erblickte, packte sie den Mann beim Arm und schob ihn vor sich her durch die Gaststube.
    »Frau Brand. Da, ich hab ihn endlich. Er heißt Fritz Künzi und er kommt aus Zweisimmen. Er hat etwas Wichtiges mitzuteilen.«
    Nore Brand erhob sich. Vor ihr sah sie einen schmalen Mann in einem olivgrünen Regenmantel. Ein abgetragener Jägerhut bedeckte seinen Kopf. Am Rücken hing ein Rucksack.
    Der Ornithologe. Endlich.
    Der Mann wackelte verlegen mit dem Kopf. »Ich habe gehört, dass wieder eine Leiche im See gefunden wurde. Heute Morgen. Ich war wieder da. Verdammt blöder Zufall.« Er sprach leise. Während er sprach, schaute er die Kommissarin von unten herauf an. »Frau Klopfenstein hat es erzählt.« Er machte eine Pause. »Mir ist eingefallen, dass ich damals und heute dieselbe Frau am See gesehen habe. Ganz früh. Ich habe mir gedacht, dass auch sie die Morgenstille liebt. Bevor die Sonne kommt. Wenn die Vögel erwachen. Sie war so klein. So zart. Wie ein Mädchen. Mit dunklen Haaren.«
    Stania Matiowa. Klein und zart, fast wie ein Mädchen.
    »Ich dachte mir«, sprach der Mann weiter, »dass diese Frau mehr gesehen haben könnte als ich. Wer weiß? Wenn man die finden würde. Sie könnte vielleicht helfen. Und hier oben gibt es nicht viele so, ähm, so schöne Frauen, dachte ich.«
    Nore Brand hörte, wie Elsi Klopfenstein sich verärgert räusperte.
    »Vielleicht hat sie mehr gesehen als ich. Ich schaue eigentlich nur auf die Vögel«, fügte er entschuldigend hinzu. Er hielt seinen Blick auf den Boden geheftet. »Heute Morgen war Frau Klopfenstein schon früh draußen, bei ihrem Kiosk. Da hat sie mir gesagt, dass ich das unbedingt melden müsse.«
    »Ich wollte endlich aufräumen und putzen. Dann musste ich ihm zwei Gläser Schnaps geben, bevor ich ihn so weit hatte. Er glaubte, dass Sie ihn auf der Stelle verhaften würden. Einen dritten Schnaps bekommt er, sobald er mit Ihnen gesprochen hat. Das haben wir so abgemacht.«
    »Ja, die Belohnung muss dann schon sein«, lächelte der  Ornithologe Elsi Klopfenstein zu.
    Er wandte sich wieder an Nore Brand. »Ich möchte nicht zu viel sagen. Man weiß ja nie und tut schnell unrecht.«
    »Wie ging sie, diese Frau? Wie bewegte sie sich?«
    »Sie ging schnell. Und leicht. Wie eine Fee.« Der Mann schien sich über diese Frage zu wundern. »Nein, wie ein Vogel. So leicht. Hier oben hinken und humpeln doch sonst fast alle, oh, entschuldigen Sie, aber es ist doch so.«
    Nore Brand bemerkte, wie Elsi Klopfenstein ihn heftig in die Seite stieß.
    Oho, da war etwas in Gang gekommen bei Elsi Klopfenstein.
    »Hat diese Frau Sie gesehen?«
    »Nein. Mich sieht niemand. Ich habe ein wunderbares Versteck im Schilf. Ich sehe alle Vögel, alles, aber mich sieht keiner. Nur Frau Klopfenstein weiß, dass ich morgens sozusagen immer irgendwo im Schilf stecke.« Er lächelte Elsi Klopfenstein zu. »So, und nun möchte ich gehen.«
    Elsi Klopfenstein packte ihn am Arm. »So, Fritz, jetzt gehen wir zuerst zum See. Du bekommst dein Schnäpschen und dann hilfst du mir noch das Brett vor die Türe nageln

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