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Matrjoschka-Jagd

Matrjoschka-Jagd

Titel: Matrjoschka-Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marijke Schnyder
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die Sprache nicht beherrschen. Also mussten beide sterben.«
    Die Ballerina öffnete den Mund und ging wütend auf Nore Brand zu.
    Ohne zu hinken.
    »Noch etwas, Frau Matiowa oder wie Sie heißen.«
    Die falsche Ballerina blieb abrupt vor Nore Brand stehen.
    »Sie haben vergeblich getötet. Diese Millionen besaßen Sie nie. Der alte Anwalt hat schlicht und einfach vergessen, die Millionen von Frau Ehrsam auf Ihr Konto zu überweisen.«
    Die Augen der Ballerina weiteten sich. »Woher …?«
    »Ich war bei ihm. Und: Sie haben auch Alfonso getötet. Wir haben einen Zeugen. Er hat sie zweimal gesehen und er wird Sie wiedererkennen.«
    Die Ballerina machte ein paar Schritte zurück. »Können wir diese Diskussion anderswo weiterführen?«
    »Sicher. Auf dem Polizeiposten, wenn Sie möchten. Aber ich würde das nicht ›Diskussion‹ nennen.«
    »Dann habe ich eine Bitte.«
    »Ja?«
    »Ich möchte nicht in Handschellen abgeführt werden. Die Gäste des Hotels …«
    »Das läßt sich leider nicht machen. Wir haben unsere Vorschriften. Herr Bucher, der Dorfpolizist, ist dafür zuständig. Nicht ich. Er erwartet Sie draußen.«
    Die Ballerina zog wortlos ihren Mantel an, nahm die Handtasche und verließ ihre Suite, ohne einen Blick zurückzuwerfen.
    Bucher wartete mit den Handschellen auf dem Gang. Es war sehr lange her, dass er jemandem hatte Handschellen anlegen dürfen. Er konnte die Großherzigkeit seiner Kollegin Brand aus Bern, die auf diesen Akt verzichtete, nicht verstehen.
    Als vor Bucher die Türe aufging, schoss er mit einem Satz vom Stuhl hoch, rannte auf die falsche Ballerina zu, packte ihre Arme und drückte sie mit einschüchterndem Gebrüll an die Wand, sodass sie aufschrie vor Schmerz.
    Nore Brand trat aus dem Zimmer. Sie sah, wie Bucher ans Werk ging.
    »Nicht so heftig!«, rief sie. »Diese Frau ist nicht bewaffnet.«
    »Diese verdammten modernen Handschellen. Mit den alten ging es doch immer ganz leicht«, schrie er. »Nino, so hilf mir doch!«
    Nino Zoppa, der vor dem Lift Wache hielt, war mit einem Sprung zur Stelle.
    Als sie glaubten, die Sache sei erledigt, sahen sie, wie die Ballerina ihre Hände mühelos aus den Handschellen zog.
    »Regen Sie sich bloß nicht auf. Ich komme auch ohne Handschellen mit«, lächelte sie spöttisch und wandte sich zum Gehen.
    Polizist Bucher schaute ihr ungläubig nach.
    Diese Handschellen taugten nicht für zarte Handgelenke. In Buchers Welt hatten Verbrecher immer noch Pranken.
    Als die drei im Lift verschwunden waren, surrte Nore Brands Handy.
    »Chef«, warnte das Display.
    Sie beschloss, ihn noch einmal zu ignorieren. Ein letztes Mal. Nach einer Nacht im eigenen Bett würde sie sich ihm und seiner angestauten Wut entgegenstellen.
    Und dann blieb der letzte Puzzlestein dieser Geschichte. Sie wusste, dass er in Griffnähe war.

EIN DICKER HUND IN DER BUNDESHAUPTSTADT
    Am nächsten Tag stand Nino Zoppa im Büro von Nore Brand. Es war klein, aber der Blick auf die Platanen im Hof weitete den Raum auf wunderbare Art und Weise.
    Merian hatte seine Aufgabe erledigt und nach Bern telefoniert. Mit größtem Vergnügen, was nicht zu überhören war. Der Banker habe lange geschwiegen, was bedeutete, dass Stania Matiowa über eine größere Summe verfügte. Nur eine Frage habe er beantwortet: Auch Jeremias Matthäus Simmer habe Geld überwiesen. In regelmäßigen Abständen rechte Beträge.
    »Wenn ein Banker das sagt, liebe Frau Brand«, schrie er, »dann wissen Sie genau, was das bedeutet. Das ist schlicht und einfach unanständig viel Geld.«
    »Der Chef«, begann Nino Zoppa ungeduldig.
    »Ja, er wird mir einiges erzählen.«
    »Erzählen?«
    Nore Brand saß auf ihrem Bürotisch. Ihre Stimme klang ungerührt. Die leere Kaffeetasse hatte sie beiseitegeschoben; ein paar Krümel verrieten, dass sie soeben ihr Frühstück eingenommen hatte. Das zweite an diesem Morgen.
    Nino Zoppa schüttelte den Kopf; er verstand ihre Gelassenheit nicht. »Warum hast du dich gestern nicht sofort bei ihm gemeldet, nachdem wir die Ballerina abgeführt hatten?«
    »Ich habe es ja versucht, aber die Batterie wollte nicht mehr.«
    Nino Zoppa griff sich an den Kopf und verdrehte die Augen. »Der Akku. Du glaubst wirklich, dass er dir das abnimmt?«
    »Natürlich nicht. Aber mach dir bloß keine Sorgen um mich.«
    Nore Brand dachte an den Abschiedsbesuch bei Bucher. »Wie gut, dass Sie endlich gehen«, hatte er ihr tief aufatmend mitgeteilt. Er würde ihr nie verzeihen, dass sie Zeugin einer seiner

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