Matthews Schatten: und andere paranormale erotische Stories (German Edition)
fegte, spann, strickte, webte und färbte; nähte, reinigte und flickte Kleidung und so weiter. Sie besaß eine Locke von ihrem geliebten Ritter, die sie hoch in Ehren hielt. Spät in der Nacht, wenn sie sich nach ihm sehnte, rieb sie das weiche Haar an ihrer Wange.
Immer wenn seine Pflichten es gestatteten, schwang der Schwarze Ritter sich auf sein flinkes Pferd und galoppierte Tag und Nacht, um sie zu besuchen. Dann ließ Lily ihre Arbeit liegen, und sie gingen zusammen spazieren und träumten von dem Tag, an dem sie Mann und Frau sein konnten. Sie war noch ein wenig zu jung und er noch ein bisschen zu arm, der König konnte ihn noch nicht entbehren, die Grenzen wurden erneut angegriffen … Drei Jahre lang ging das so, und immer war es der nächste Frühling oder der nächste Herbst … bis es schien, als würde der Tag niemals kommen.
Ihre Mutter war eine kluge Frau und eine Heilerin. Sie sorgte dafür, dass ihre Tochter genug über den Rhythmus des Lebens wusste, um nicht vor ihrem Hochzeitstag durch einen verfrühten Gast in Verlegenheit gestürzt zu werden. Im Sommer legten sich der Schwarze Ritter und seine wahre Liebe im Wald nieder, und er strafte die Mutmaßungen der Tavernenweiber Lügen, indem er sie mit seinem mächtigen Stab zum Heulen und Kreischen brachte. Eines sonnigen Nachmittags stellten die beiden fest, dass Küsse noch süßer sein konnten, wenn sich ihre Lippen nicht trafen. Ihre Entdeckung versetzte sie in Jubel und schockierte sie zugleich, und sie sah in dem Haar auf seinem gebeugten Kopf alle Sterne des Universums. Als die Mutter den Vogelschwarm sah, der verängstigt aus den Baumkronen in den Himmel aufflog, lächelte sie in sich hinein, während sie sich auf der Veranda des Häuschens wiegte und ihre Wolle wob. Wenn der Schwarze Ritter im Winter zu Besuch kam, fiel der Mutter ein dringender Krankenbesuch ein. Dann bewies er Lily am Kamin, auf dem Stapel aus Flickenteppichen und warmen wollenen Decken, welche die beiden Frauen gefertigt hatten, wieder und wieder seine Liebe. Ihre Mutter hielt immer auf dem Gipfel des Pfades inne, und wenn sie die Rauchwolken sah, die aus dem verschneiten Häuschen quollen, lächelte sie.
Nun war das Bedürfnis des Königs nach dem Schwarzen Ritter keine bloße Ausrede, um seinen besten Krieger stets in seiner Nähe zu behalten. Das kleine Königreich wurde von seinem Nachbarland, wo eine Hexenkönigin herrschte, hart bedrängt. Sie gebrauchte ihre dunklen Künste, um ihre Kämpfer mit Kraft zu erfüllen, und setzte ihre Grausamkeit ein, um sich zu vergewissern, dass sie sie mehr fürchteten als den Tod. Sogar ihre Schönheit war eine Folter für sie: Ihre schwarzen Kleider waren immer tief ausgeschnitten, ihre klauenartigen Fingernägel und ihre Lippen scharlachrot, und ihre schwarze Stachelkrone saß hoch auf ihrer gebieterischen Stirn.
Die Zauberin hatte ihre Freude an den Schlachten. Manchmal sah sie auf einer Hügelkuppe vom Rücken ihres Pferdes aus zu, dann wieder als kreischende Krähe, die sich durch ihren scharlachroten Schnabel und die ebensolchen Klauen von den anderen Aasfressern unterschied. Sie genoss den blutigen Kampf Mann gegen Mann, die schwellenden Muskeln und den Schweiß, der von den gestählten Körpern rann. Weniger angenehm war, dass der Schwarze Ritter ihre besten Kämpfer niedermachte. Er flößte seinen Kameraden Mut ein, stürzte behände durch das dichte Kampfgetümmel, war Bogenschütze und Schwertkämpfer gleichermaßen und säte von nah und fern den Tod unter ihrer Streitmacht.
Als sie eines Tages vom Gipfel einer Klippe aus zusah, schien es, als werde sie endlich siegen. Der Schwarze Ritter war eingekreist und außerstande, seiner eigenen Seite zur Hilfe zu eilen, wenn er sein Leben retten wollte; und die Männer in den schwarzen Rüstungen trieben das Heer des Königs unaufhaltsam zurück. Doch dann – die Frechheit verschlug ihr den Atem – hörte er auf, die Schwerthiebe seiner Gegner zu erwidern. Tanzend und springend entzog er sich dem heransausenden kalten Stahl, riss einen Pfeil aus seinem Köcher, legte ihn auf die Bogensehne und zielte. Nach oben, auf sie . Ehe sie recht begriff, was er vorhatte, flog der Pfeil durch die Luft und grub sich in ihr Gewand. Sie wurde vom Pferd geschleudert, verlor das Bewusstsein und sah den Rest des Kampfes nicht mehr. Nach allen Berichten – die sie zögerlich und auf blutigen Wegen erreichten – hatten ihre Männer sie für tot gehalten und waren vom Schlachtfeld
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