Matti & Dornröschen 03 - Ein Mörder kehrt heim
eher symbolisch umarmte. »Wie schön, dich wieder einmal zu sehen.«
Dornröschen war verdattert.
Volker sah immer noch verdammt gut aus. Matti unterdrückte den Neid, den er in sich spürte. Er hatte nur wenig Falten und sah aus ein paar Metern immer noch aus wie ein jugendlicher Held im Theater. Oder im Film. Ein bisschen James Dean, nur mit schwarzen, lockigen Haaren.
»Was kann ich für euch tun?« Er breitete die Arme aus. »Nehmt irgendwo Platz!«
Sie setzten sich an den Tisch. Matti entdeckte im Regal eine Statuette von Mao.
»Es ist immer schön, alte Genossen zu treffen.«
»Und was machst du so?«, fragte Twiggy.
»Ich schlage mich als Künstler durch, mehr schlecht als recht.«
»Was für Kunst?«, fragte Matti.
»Von allem ein bisschen.«
»Aha.«
»Darf ich euch was anbieten?«
»Nein, danke.« Dornröschens Finger klimperten auf dem Tisch. »Erinnert du dich an Ingeborg?«
»Na klar.«
»Sie ist doch Anjas Mutter, oder?«
Matti bewunderte Dornröschen, sie kam über die Ecke. Fast heimtückisch.
Volker nickte langsam. »Ja.« Er zog die Schultern hoch. »Was sollen die Fragen? Ich dachte, ihr kommt, um über alte Zeiten zu reden.«
Twiggy spielte mit seinem Smartphone.
»Wir reden über alte Zeiten. Über Georg, Ingeborg, Ingrid.« Dornröschen schaute ihn an.
Er spielte mit seinen Fingern. »Ich … also, ich dachte …«
»Wir suchen Anja«, sagte Matti.
»Ja?«
»Du bist doch ihr Vater, oder?«
Er nickte bedächtig. »Oder Georg?«, fragte Matti.
Twiggy hatte irgendwas mit seinem Handy. Er tippte mit seinen Pranken auf dem Display, seine Augen waren gebannt von der Anzeige.
Volkers Gesicht färbte sich ins Weiße. »Hat Anja es euch erzählt?«
Matti nickte.
»Ja, Ingeborg hat es mir verraten, kurz bevor sie … verschwand. Ich habe es Anja nicht erzählt. Jemand muss es ihr verraten haben. Oder sie hat … geschnüffelt.«
»Weißt du, wo Anja ist?«
»Nein, keine Ahnung.«
»Kein Kontakt?«
»Nein.« Er sah traurig aus.
Matti überlegte, warum Anja es ihm nicht erzählt hatte.
»Aber du hast dich um Anja gekümmert?«
Die Tür öffnete sich. »Oh, du hast Besuch«, sagte eine Frau. Sie trug lange schwarze Haare und einen Hauch von einer Brille auf der Nase.
»Es geht um Anja«, sagte Volker.
Die Frau schaltete auf traurig um. Matti glaubte ihr keine Miene. Natürlich hatte sie gewusst, dass sie Volker besuchen würden.
Twiggy guckte, grinste und beschäftigte sich weiter mit seinem Smartphone.
»Ja, Anja … das ist so ein Fall.«
»Das ist kein Fall, sondern meine Tochter«, sagte Volker.
Sie guckte ihn pikiert an. »Na, dann geh ich mal wieder.« Drehte sich um und verschwand.
»Wo wohnt Anja?«
»In der Mittenwalder Straße.«
»Nummer 61?«
»Ja.«
»Da wohnt sie nicht oder nicht mehr«, sagte Matti.
Volker guckte ihn ratlos an. »Ja …«
»Keine Ahnung, wo sie sein könnte?«
»Eine Freundin, ein Freund, irgendwer, der das wissen könnte?«, fragte Dornröschen ungeduldig.
»Ich muss mal nachdenken.« Sein Gesicht zeigte ein paar Falten mehr.
Als er nicht antwortete, fragte Matti: »Du hast schon länger keinen Kontakt mehr zu ihr, oder?«
Volker nickte traurig.
»Warum?«
»Ich weiß nicht.«
»Könnte es sein, dass Anja herausgekriegt hat, dass du gar nicht von deiner Kunst lebst? Dass die nur Fassade ist?« Twiggy donnerte die Frage in den Raum.
Alle erschraken und starrten ihn an.
Volker wurde bleicher. Er presste die Lippen zusammen.
Matti erwartete, dass Volker sie rausschmiss. Aber der schien zu nichts mehr imstande zu sein.
Twiggy warf einen Blick aufs Smartphone. »Er ist Anteilseigner bei Schultze-Fortmann«, sagte Twiggy.
»Was?« Dornröschen schüttelte den Kopf. »Das kann nicht sein.«
Volker sagte immer noch nichts.
»Du hast Aktien von dieser Schweinefirma? Verdankst du das hier Panzern und Kanonen?«
»Ich bin gegen Exporte in Nicht- NATO -Länder«, sagte Volker.
Dornröschen hatte die Fassung noch nicht wiedergewonnen.
»Könnte es sein, dass Anja keine Lust hatte, sich von einem Rüstungskonzern pampern zu lassen?«, fragte Matti.
Volker schüttelte den Kopf. Er guckte energisch. »Ich habe mit den Geschäften nichts zu tun. Ich habe nichts zu sagen in dem Konzern. Und hätte ich es, dann würde ich darauf verzichten.«
»Aber auf die Panzer-Millionen verzichtest du nicht. Warum verkaufst du nicht deine Anteile, um was Vernünftiges damit zu machen wie der Zigarettenfritze in Hamburg?«
»Davon versteht
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