Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mattuschkes Versuchung

Mattuschkes Versuchung

Titel: Mattuschkes Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Ersfeld
Vom Netzwerk:
Gartenanlagen spazierten, die erste Blütenfarben hervorzauberten, legte Heinz seinen Arm freundschaftlich um sie. »Zwei Jahre lebten wir in einem paradiesischen Zustand«, fuhr sie fort, »liebten uns, er war der reinste ,Testosteronmeiler'« Sie vertraute es ihm mit schüchternem Lächeln an.
    »Eines Abends, wir hatten ein befreundetes Paar zu Besuch, tranken wir reichlich Sekt und fanden uns gemeinsam im Bett wieder. Von da an nahm das Unheil seinen Lauf.«
    »Er hat sich in die andere Frau verliebt und du wurdest zum fünften Rad am Wagen«, schätzte Mattuschke, dem Guidos Annäherungsversuche an Mira bei der Hochzeit wieder in Erinnerung kamen.
    »Nein, so war es nicht, er war immer weniger an unser beider Zärtlichkeit interessiert, wollte Sex zu dritt, zu viert, begann zu trinken, ließ sich bedienen, erteilte mir Befehle wie einer Sklavin. Er zweifelte an meiner Liebe, ich könne sie ihm beweisen, indem ich Freundinnen zu gemeinsamen Spielen nach Hause bringe. In meiner Blindheit und Verzweiflung habe ich getan, was er wollte, er sollte doch einen Beweis für meine abgöttische Liebe und Dankbarkeit erhalten.«
    Inzwischen hatten sie ein Café erreicht und draußen Platz genommen. Er bestellte Getränke. Für eine Weile war das Gespräch unterbrochen. Wut verspürte er auf den Kerl, den er um Britta beneidete. Wäre seine sexuelle Beeinträchtigung nicht gewesen, sicher wären sie ein Paar geworden.
    »Er trank mehr und wurde immer herrischer«, nahm sie die Erzählung wieder auf, nachdem die Bedienung im Zeitlupentempo gegangen war – das Gespräch schien sie offenbar zu interessieren – »suchte in Annoncen Paare und Männer, die er mir als Partner zuwies.«
    »Und das hast du wirklich getan?«, fragte Mattuschke ungläubig.
    Britta, die Energische, Disziplinierte und von den Zuschauern Verehrte, so unterwürfig und demütig?
    »Ich verstehe es heute selbst nicht, aber die Angst, ihn zu enttäuschen oder zu verlieren, war so groß, dass ich Gott weiß was getan hätte, nur um ihn zu behalten, ihm gefällig zu sein. Zunächst durfte ich Partner ablehnen, dann gab es keine Mitsprache mehr. Je brutaler sie mit mir umgingen, desto anregender für ihn. Lief etwas nicht nach seinen Plänen, schrie er mich an, stieß mich von sich. Ich magerte zusehends ab, jeder fragte, ob ich krank sei, ob er helfen könne. In der Firma fing man an zu tuscheln. Ich war gezwungen, zu lügen, allen etwas vorzuspielen.«
    Mattuschke ballte die Fäuste bis die Knöchel weiß hervortraten und schüttelte angewidert den Kopf.
    »Guido war nicht mehr wiederzuerkennen, sein Jähzorn grausam, nichts erinnerte mehr an den liebenswürdigen Mann, den ich geheiratet hatte. Ich flehte ihn an, eine Therapie zu machen, zur Normalität, zu uns zurückzukehren. Für kurze Zeit sah es so aus, als könnte sich alles zum Guten wenden. Wir machten Urlaub am Mittelmeer. Wieso kann es dir gefallen, mir weh zu tun, mich so quälen zu lassen? Er erklärte, von einer bösen Sucht befallen zu sein, bat um Verzeihung, er hätte mich nicht verdient, liebe mich über alles. Es komme nicht mehr vor. Ich vertraute ihm, liebte ihn noch inniger, glaubte, er brauche mein Verständnis, meine uneigennützige Liebe, um sich von der verhängnisvollen Krankheit zu befreien. Wieder zu Hause, setzte sich das Trinken fort, er versuchte, mich systematisch zu isolieren. Wir bekamen keinen Besuch mehr, sagten Einladungen ab. Wir haben uns, das genügt völlig, war seine Begründung. Wahllos griff er Männer auf, denen ich zu Willen sein musste. Es steigerte seine sadistische Lust, je fester sie mich schlugen, je härter sie mich nahmen.« Sie trank einen Schluck, verstummte für eine Weile.
    »Kannst du dir vorstellen, dass sich ein Mensch so ändern kann, aus einem liebevollen Partner ein rohes, brutales Tier wird, das deine Vernichtung eiskalt in Kauf nimmt?«
    »Nur sehr schwer, aber solche Veränderungen sind möglich«, sagte Mattuschke und dachte mit Bitternis an Boris frevelhafte Tat, aber auch seine eigenen. »Wer kann schon wirklich in einen Menschen hineinsehen?«
    »Guido kannte Szenenplätze; dorthin fuhr er, prügelte mich aus dem Wagen und ließ mich von Wildfremden regelrecht vergewaltigen. Ich erduldete alles, bettelte um seine Zuneigung und ein gutes Wort. Es kam wie in Wellen über ihn, manchmal traten Pausen von mehreren Wochen ein, in denen ich Hoffnung schöpfte, dann wiederholten sich die Abläufe. Weigerte ich mich, schlug er zu, von Mal zu Mal

Weitere Kostenlose Bücher