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Mattuschkes Versuchung

Mattuschkes Versuchung

Titel: Mattuschkes Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Ersfeld
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wärmer als am Vortag. Das Meer, ruhig glänzend und verheißungsvoll, lag da wie ein blaues Seidentuch. Sie waren zu dritt im Wasser, Heinz ließ sich von der Freizügigkeit der Damen nicht anstecken und sprang mit Badehose ins Wasser. Sie tauchten, alberten und spritzen übermütig mit dem salzigen Wasser.
    »So verrückt bin ich lange nicht mehr gewesen«, schnaufte Louise und zog sich ermattet auf den Stein zurück. Auch Heinz verließ das Wasser und schüttelte sich wie ein Hund. Er hatte eine gute Figur, obwohl er kaum Sport betrieb, einen männlichen Körper, allerdings ohne Behaarung an Brust und Beinen, und einen sexy Po.
    »So, wie er aussieht, brauchte er jedenfalls keine Hemmungen zu haben, sich vor einer Frau zu zeigen«, sagte sie halblaut zu sich, »wenn er sich schon nicht genieren muss, was hält ihn davon ab, die Gelegenheit zu ergreifen? Abgesehen von ihrer großen Dankbarkeit ihm gegenüber, übte dieser Gedanke noch immer einen gewissen Reiz auf sie aus.«
    Den Vormittag verbrachten sie schwimmend und faulenzend in der Sonne, alle hatten Farbe angenommen und Louise musste ein Handtuch über ihre Brüste legen, um den zarten Sonnenbrand nicht zu vertiefen. Als Heinz im Wasser war, fragte sie Vera verschwörerisch, ob sie früher mit ihm geschlafen habe oder es heute täte. Die Antwort interessierte sie brennend, jetzt hielt sie die Gelegenheit für günstig, danach zu fragen. Vera antwortete kurz angebunden. »Weder das eine, noch das andere«, und ließ erkennen, an einer Fortsetzung dieser Thematik nicht interessiert zu sein.
    Am späten Nachmittag fuhren sie erneut zur Altstadt. Da noch genügend Zeit bis zum Konzert verblieb, kletterten sie auf die Stadtmauer und umrundeten sie auf ihrem breiten Rücken. Die eindrucksvolle Aussicht auf andere Bereiche Dubrovniks, die vorgelagerte grüne Insel Lokrum, das festungsartige Kloster, den Bootshafen und die markanten historischen Monumente, eingetaucht in das schmeichelnde Goldgelb schwindender Abendsonne, belohnte sie großzügig. Gemischt mit dem Geruch des Meeres und dem lauten Geschrei der am Hafen ausladenden Fischer. Verwirrende, fremdländische Eindrücke, die wie Fischschwärme auf sie zuströmten und sich im Meer der Empfindungen verloren.
    Der Innenhof des Rektorenpalastes hatte eine besondere Atmosphäre, das Ensemble strahlte Erhabenes aus. Eine repräsentative barocke Treppe führte in das Gebäude. Sie nahmen in der dritten Reihe Platz, die Dämmerung war aufgezogen, die Konturen des Gebäudes wirkten plötzlich weich im letzten schwachen Schein des verlöschenden Tages. Lichter und Fackeln zauberten eine Illumination, die die Besucher in feierliche Erwartung versetzte. Der Direktor des Festivals begrüßte und stellte die Interpretin des Abends vor, eine Pianistin aus Belgrad, die, wenn sie richtig verstanden hatten, von Radiokonzerten und internationalen Musikveranstaltungen her bekannt war. Sie spielte Liszt und Dvorák, ohne Noten, wobei die Hände in so schneller, fließender Bewegung über die Tasten huschten, dass man ihnen mit bloßem Auge kaum folgen konnte. Vera schaute wie gebannt auf die zierliche junge Frau, deren Aura sich immer prägnanter im Würfel des Hofes ausbreitete. Während Louise zu Beginn auf jeden Ton achtete, wurde sie mit zunehmender Dauer von den Melodien emporgehoben, ließ sich und ihre Gedanken davon tragen auf einem fliegenden Notenteppich. Welch herrliches Ambiente. Noch nie hatte sie ein solches Konzert im Freien erlebt, umgeben von Jahrhunderte alten Mauern, mit Blick in den Sternenhimmel, den Klang des Klaviers wie das Fließen von Meereswellen in den Ohren. Wie sollte sie Gila dieses Erlebnis beschreiben, gab es passende Worte für ihre Empfindungen? Wie gut ging es ihr, wenn sie das jetzt mit der damaligen Situation zu Hause verglich, mit den ewigen Zankereien und Geldnöten. Zwar warf sie nicht mit' ihrem Geld um sich, aber das früher allgegenwärtige Gefühl, keins zu haben oder existentielle Ängste zu erleben, gab es seither nicht mehr. Und dann diese einmaligen Tage hier. Die Pianistin hatte geendet, erhob sich und dankte dem Publikum für den intensiven Applaus mit einer tiefen Verbeugung. Louise ergriff Mattuschkes Hand und drückte sie fest. Er sollte spüren, wie sehr ihr der Abend gefallen hatte und auch wie dankbar sie war. Sie wusste nicht, ob sie wegen der Abendkühle oder ihrer ergriffenen Stimmung fröstelte; schnell zog sie den mitgenommenen Pullover über.
    Sie schlenderten über

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