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Mattuschkes Versuchung

Mattuschkes Versuchung

Titel: Mattuschkes Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Ersfeld
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Verhältnis zu Mattuschke absah.
    Als sie aus dem Bad kam, lag Veras schöner Körper noch immer unverhüllt auf dem Bett; die Augen halbgeschlossen. War sie eingeschlafen? Louise schlüpfte ins Nachthemd und legte sich neben sie.
    »Da bist du ja endlich«, hörte sie Vera undeutlich. Sie griff nach dem Pyjama, um ihr beim Anziehen behilflich zu sein, aber sie schob ihre Hand weg, umarmte und küsste sie zärtlich. Sie griff dabei in Louises Nachthemd, berührte ihre Brust und küsste sie durch das offene Hemd hindurch.
    »Aber Vera, du bist ja total beschwipst«, lachte sie und entwand sich ihrer Umklammerung. Dabei berührte sie Veras Busen, die ihre Hand darauf legte und an sich gedrückt hielt. Wieder näherte sich der Mund ihren Lippen.
    »Ich möchte dich spüren«, flüsterte sie und ihre Hand begann an Louises Körper entlang zu wandern.
    Ein eigenartiges Gefühl durchströmte sie, eine Spur Erregung, Sekt bedingten Schwindels und Peinlichkeit. Es war nicht unangenehm, den warmen, weichen, gut riechenden Körper neben sich zu spüren, aber sie war niemand, der auf Frauen stand. Deshalb sagte sie energischer als gewollt: »Jetzt ist es genug Vera, du bist ja völlig durch den Wind, du Schmusekatze, wenn du jetzt nicht brav bist, kannst du hier bleiben und ich lege mich auf die Liege im Arbeitszimmer.«
    Vera schaute so schuldbewusst, dass sie lachen musste; sie half ihr in den Schlafanzug, was nicht so einfach war, denn ihre Arme fielen, kaum, dass sie hochgehoben wurden, wie willenlos nach unten. Dann löschten sie das Licht und kuschelten sich aneinander.
    »Schläfst du schon Louise?«, flüsterte sie kurz danach.
    »Hm, schon eine ganze Weile.«
    Sie kicherte vor sich hin. »Bist du mir böse?«
    »Aber, i wo.«
    »Dann ist es gut, ich war voller Zärtlichkeit und hatte Lust, dich zu streicheln, ich glaube, ich bin ganz schön angesäuselt. Schlaf gut!«
    »Du auch, meine Nachtigall.«
    Ihre Worte wirkten noch eine Weile nach. Zärtlichkeit vermisste sie schon lange, vielleicht hätte sich ja heute etwas mit Heinz ergeben.
    Mattuschke lag wach in seinem Bett und fixierte einen undefinierbaren Punkt an der Decke. Er war mit dem Abend nicht zufrieden, einiges hatte er sich anders vorgestellt.
    »Das war ein gelungener Abend, du wirst noch zu einer perfekten Hausfrau«, lobte Gila, als sie wieder in der Försterklause servierten.
    »Da hat dir Vera aber einen Strich durch die Rechnung gemacht. Dein Mattuschke hat dich den ganzen Abend über angesehen, wie eine Kobra das Kaninchen, glaub mir, der ist scharf auf dich wie eine Peperoni.«
    »Ach lass doch den Quatsch«, sagte sie ärgerlich und war sich nicht sicher, ob sie es wegen der Formulierung oder der verpassten Chance war.
    Der Speisesaal leerte sich früher als gewöhnlich; einige Gäste hatten an der Theke Platz genommen. Einer beobachtete sie schon eine ganze Weile; sie registrierte es aus den Augenwinkeln heraus. Er mochte dreißig sein, hatte pechschwarzes, kräftiges Haar, um das ihn manche Frau beneidet hätte, eine kleine Narbe, die von der Oberlippe bis zum Kinn lief und möglicherweise vom Schmiss einer schlagenden Verbindung herrührte, weiche Züge und blaue Augen mit außergewöhnlich langen Wimpern, die dazu einen auffallenden Kontrast bildeten. Die Narbe, ganz Komment getreu, vermittelte eine verwegene männliche Attitüde; wäre sie nicht gewesen, hätte man die sanften Züge auch für die einer Frau halten können. Louise hatte ihn schon einige Male gesehen, meist saß er an der Theke, unterhielt sich mit einem Freund oder notierte etwas in einem winzigen Blöckchen, das in den großen Händen fast lächerlich wirkte. Dann legte er die Stirn in Falten, schloss die Augen oder ließ sie zur Decke wandern, als suche er dort eine Lösung oder passende Worte, um sie dem Heftchen anzuvertrauen. Weitere Gäste gingen; sie kam mit dem Narbenmann ins Gespräch. Er war gepflegt und so gut rasiert, dass man sich hätte fragen können, ob er überhaupt Bartwuchs hatte.
    Karsten Selig war Schriftsteller. Louise zogen leichte Schauer über den Rücken, als sie das hörte und an die, unseligen Gedichte von Erik dachte, aber er war Romanschreiber und gehörte damit einer anderen Spezies an. Sein erster Kommt Gott aus der Hölle, war ein mittlerer Erfolg, der ihn noch für einige Zeit finanziell über Wasser halten würde. Gerade arbeitete er an einem zweiten Roman, dessen Titel er noch suchte. Er duzte Louise sofort, ohne zu fragen, und sie ging darauf

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