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Matzbachs Nabel

Matzbachs Nabel

Titel: Matzbachs Nabel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Schlachthof gewesen wärst, wüßtest du, daß die Tiere genau wissen, was sie erwartet. Da brütet dumpfe Angst über allem. Wenn ich Stier wär, würd ich tausendmal lieber in der Arena sterben. Außerdem hat das symbolische und mythologische Aspekte, die …«
    »Ach halt doch die Fresse, Mann! Das ist derart widerlich, da will ich nichts …«
    »Willst du mit uns essen?«
    »Häh?«
    »Du kriegst nur Nudeln, keine Fleischsauce. Kannst dir von mir aus ein paar Tomatenschnipsel rausfischen, obwohl
ich
die Früchtchen zermanscht hab.«
    »Also …«
    Jorinde hatte die Nudelschüssel auf dem Refektoriumstisch abgesetzt und kam nun mit einer Terrine voller Sauce.
    »Hört auf zu zanken. Essen, alle Mann!«
    Elvira stemmte die Hände in die Hüften. »Findest du das etwa gut?«
    Jorinde lächelte sanft. »In einem Land, in dem etwa hundertmal mehr Leute dem Tierschutzbund angehören als dem Kinderschutzbund, weigere ich mich, Stierkampf auch nur zu diskutieren. Setzen!«
    Daniela erschien, ohne Queue; im Mund hielt sie die Kreide. »Waff …« Dann grinste sie, nahm die Kreide heraus und legte sie ins nächste Regal. »Ihr seid alle bekloppt.«
    Von der Treppe hörte man Giggeln und Schnurren. Genenger, triefend naß der Wanne entstiegen, kam mit einem maßlosen Badetuch herein, ansonsten unbekleidet und keineswegs getrocknet. Eugenie folgte, dicht an sein behaartes Hinterteil gepreßt, die Arme um seine Taille gelegt und die Hände wer weiß wo.
    »Iiih«, sagte Elvira. »Auch noch ein nasser haariger Affe. Kannst du dich nicht wenigstens zum Essen anziehen?«
    Genenger grinste. »Haarig?« Mit der Rechten krabbelte er in seiner üppigen Brustbehaarung. »Laß los, Dschinnie.«
    Eugenie kicherte wieder, trat einen Schritt zurück und wischte sich die Hände an der Hose trocken.
    Genenger nickte, als ob es etwas zu bestätigen gäbe. »Und was das Anziehen angeht – bin ich vielleicht nackt?« Er ließ das Badetuch fallen, aber es erreichte nicht den Boden, sondern blieb vor seinen Lenden hängen. »Siehst du – hält.«

18. Kapitel
    Kurz vor Mitternacht hatten Yü und Matzbach eben die Nagelbretter in den Gräben mit Erde und Grünzeug bestreut, als drei Lichtkegel nach ihnen tasteten. Drei Motorräder kamen von der Bundesstraße her, vorbei am von Yü bewohnten Haus, vorbei an der Einmündung des Nebenwegs über die Weinberge. Sie umkurvten den Sperrbock, kamen auf den Weg zurück und hielten vielleicht zehn Meter von den beiden Männern entfernt. Yü und Matzbach blieben vor den Nagelbrettern stehen, seitlich, halb von den Scheinwerfern angestrahlt.
    Die drei Fahrer stiegen ab und näherten sich; die Motoren grollten im Leerlauf weiter. Im Licht der Scheinwerfer sah Matzbach, daß es die drei aus Neuenahr waren; der Große mit dem orangen V ging an der Spitze. Alle drei hatten die Helme abgenommen und bei den Fahrzeugen gelassen, oder sie waren ohne Helme gefahren.
    »Was macht ihr denn hier – Opa?« sagte der Große, als er einen Meter von Matzbach entfernt stehenblieb. Die beiden anderen orientierten sich an Yü, der mit locker baumelnden Armen am Wegrand stand.
    »Wir warten auf euch, Söhnchen. Habt ihr wieder Cocktails dabei? Neubauten sind so teuer.«
    Der Große lachte; er hatte weiße Zähne. »Wenn wir dich hier erwischen und eine Nummer kleiner machen können, reicht uns das völlig.«
    Einer der anderen kicherte gekünstelt. »Wie seid ihr denn aus dem Feuerwerk rausgekommen? Na ja, egal.«
    »Mir auch.« Matzbach trat einen Schritt vor; er stand so nah bei dem Großen, daß er dessen Atem riechen konnte.
    »Spearmint, was, Junge?«
    Der Große lächelte. »Macht ihn fertig«, sagte er zu den Kollegen, die Yü in die Zange nehmen wollten.
    Dann lächelte er nicht mehr, sondern schrie, als Matzbach plötzlich auf seinen Füßen stand, ihm durch ein schnelles hartes Nicken mit der Stirn das Nasenbein brach und sich einfach gegen ihn lehnte. Sie kippten um; der Große, dessen Schrei plötzlich abbrach, krachte mit dem Hinterkopf auf den Weg, und Matzbach lag mit seinen 120 Kilo auf ihm.
    Gleichzeitig hatte Yü irgend einen asiatischen Kampfschrei ausgestoßen und war gesprungen. Er traf den, der ihn von rechts attackieren wollte, mit dem Absatz am Kinn und schleuderte ihn zwischen die Büsche, rollte sich ab und rammte dem zweiten den Kopf in den Unterleib, kam wie eine Katze wieder auf die Beine und ließ die Handkante in den Nacken des Mannes sausen.
    »Fürwahr, Gevatter, hurtig.« Matzbach kniete,

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