Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Matzbachs Nabel

Matzbachs Nabel

Titel: Matzbachs Nabel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
Vom Netzwerk:
beides Yü aus. Matzbach holte seine Waffe aus der Reisetasche; dann stieg er mit Jorinde und dem Chinesen wieder treppab. Bergner blieb als Relais am Loch, Genenger fiel in der Küche über einen Stapel verschmierter Brote her.
    Der schräg abwärts führende Gang hinter dem Durchbruch war nicht feucht, aber ein wenig glitschig. Die Treppe, die am Gangende im rechten Winkel nach unten führte, zeigte kleine Rostspuren, schien aber aus Stahl zu sein, der noch eine ganze Weile der Zeit trotzen konnte. Auf der kleinen Plattform, die Gang und Treppe verband, blieb Matzbach stehen und legte einen Finger an die Lippen.
    »Ab jetzt leise treten und leise reden – wenn überhaupt.«
    Yü flüsterte: »Warum? Meinst du, da könnte jemand lauschen?«
    Matzbach hob die Schultern. »Besser ist besser; man weiß nie. Und denkt dran: Wenn an unserer These was dran ist, waren die ganzen Todesfälle kein Zufall.«
    Jorinde murmelte etwas über »Schauermärchen«; mit ihren flachen Stadtschleicher-Schuhen trat sie allerdings äußerst behutsam auf.
    Yü leuchtete. Die Treppe schien in einer Art Schacht zu sein; als sie die nächste Plattform erreichten, hatten sie dreißig Stufen hinter sich. Der zweite Treppenabschnitt nach der Spitzkehre war ebenso lang und endete in einer Aussparung, etwa so groß wie ein Schilderhäuschen.
    Yü trat als erster in den eigentlichen Gang hinaus, leuchtete nach allen Seiten und winkte. Matzbach folgte, die Pistole in der Hand, dann Jorinde, die Hände in den Taschen ihrer schwarzen Jeans.
    »Reicht für Lkws«, murmelte Yü.
    Der Gang war fast fünf Meter breit und etwa ebenso hoch. Boden, Wände und Decke aus rauhem Beton wurden in Abständen von etwa dreißig Metern von unverkleideten Stahlträgern auseinandergestemmt.
    »Links geht’s zur Ahr«, flüsterte Matzbach. »Was ist rechts?«
    Yü leuchtete; der Lichtbalken der Lampe fraß sich durchs Dunkel und wurde von irgend etwas gebrochen und zurückgeworfen. Vorsichtig, eher an den Seiten als in der Mitte, gingen sie los.
    Nach etwa hundert Metern endete alles Fortschreiten. Eine Wand aus Metall, seitlich lückenlos eingelassen, sperrte den Gang. Yü reichte Matzbach die Lampe, ließ sich auf die Knie nieder und untersuchte den Boden, dann die Wände.
    »Paßt keine Maus durch«, sagte er leise. Seine Stimme breitete sich im Gang aus wie ein Säuseln, irgendwo in der Ferne punktiert von klatschenden Wassertropfen. »Das sitzt nicht auf, sondern im Beton.«
    Er nahm die Lampe wieder und begann, die große Metallfläche aus nächster Nähe zu beleuchten. Matzbach trat neben ihn, Jorinde blieb zurück und drehte sich nach der Dunkelheit um.
    »Da gibt's ein Schloß, vermutlich«, flüsterte Yü. »Aber auf der anderen Seite. Ich weiß nicht … halt.«
    In etwa eineinhalb Meter Höhe, ziemlich genau in der Mitte der Fläche, fanden sie das erste Schloß; zwei weitere saßen jeweils eine Handbreit höher.
    »Zeiss«, sagte Matzbach. »Oder Yale, oder so ähnlich. Nichts für Dietriche, egal ob von Bern oder sonstwo her. Das heißt, es ist eine Flügeltür, und die Angeln sitzen auf der anderen Seite, wahrscheinlich so dicht an der Wand, daß es von uns aus mit dem Beton abschließt.«
    »Oder es sind zwei Schotthälften, die bei Bedarf komplett in die Wände zurückgefahren werden. Jedenfalls sind die Schlösser nicht aus dem Ersten Weltkrieg; die sind ziemlich neu.«
    Matzbach grunzte leise, drehte sich um, schob die linke Hand in Jorindes Gesäßtasche und deutete mit dem Kinn in Richtung Ahr. »Vamos?«
    Diesmal kamen sie etwas weiter, aber nicht weit genug; nach sechshundert Schritten – Yü hatte halblaut gezählt – endete der Gang an einem weiteren Schott, auch dieses makellos verfugt, auch dieses mit neuen Schlössern versehen. Diesmal standen sie aber auf der »Innenseite« und konnten sehen, daß es keinerlei Angeln gab. Offenbar wurden die beiden Schotthälften tatsächlich bei Bedarf komplett in die Wände gefahren oder geschoben.
    Langsam gingen sie zur Treppe zurück und stiegen hinauf. Bergner lehnte am Durchbruch, rauchte eine Zigarette und starrte mit einem Auge in die Weinflasche, die fast leer war.
    »Na? Irgendwelche Zwerge getroffen?«
    »Nix, nur eine finstere Öde«, sagte Matzbach. »Großer Gang mit Stahlschott. Irgendwie ist mir nicht wohl bei dem Gedanken, viele Nächte hier im Haus zu verbringen, solange der Durchbruch offen ist. Andererseits könnten wir ihn ja noch brauchen. Was tun, ei, was tun?«
    »Wenn’s

Weitere Kostenlose Bücher