Mauern aus Holz, Maenner aus Eisen
entbiete.«
Dann bemerkte er Bolitho und fuhr in demselben überheblichen Ton fort: »Zuerst dachte ich, Sie seien sein Gegner gewesen, Sir. In dem Fall hätte ich Sie gefordert.«
Ruhig antwortete Bolitho: »Sie finden mich jederzeit bereit, falls Sie es wagen sollten, mich oder diese Dame zu beleidigen. Zwingen Sie mich nicht dazu, den Ernst dieses Tages zu vergessen.«
Catherine sagte nur: »Bitte gehen Sie. Jedes weitere Wort wäre zuviel.«
Sporen und Säbel klirrten, als der Mann sich steif verabschiedete.
Bolitho mußte an den Ersten Offizier der
Hyperion
denken, der mit dem Schiff untergegangen war. Leutnant Parris war verwundet worden und hatte sich erschossen, um nicht unter das Messer des Chirurgen zu kommen. Aber zuvor hatte er ihm noch seine unselige Leidenschaft für Somervell gestanden. Der arrogante Oberst Collyear war sicherlich auch so ein Männerfreund des Viscount gewesen.
Jenour lehnte an einer Säule. »Ist sein Steward noch im Haus?«
fragte ihn Catherine.
»Ja, Mylady. Ich fand ihn in seinem Zimmer, weinend.«
»Geben Sie ihm sein Geld und schicken Sie ihn weg. Ich möchte ihn nicht mehr im Hause haben.« Sie wandte sich an Bolitho.
»Dieses Haus gehört nun mir, aber mein Heim wird es nie.« Sie küßte ihn. »Ich könnte dich hier nicht umarmen.«
Als die Diener Stroh auf der Straße ausgebreitet hatten, um den Lärm vorbeirollender Kutschen zu dämpfen, und die Haustür abgeschlossen war, saßen beide immer noch vor dem Kaminfeuer, das langsam verglühte.
Ozzard legte später Holz nach, sah, daß beide auf der Couch unter Bolithos schwerem Mantel ruhten, und verließ den Raum. In der Küche stieß er auf Allday.
»Trink einen Schluck mit«, schlug der Bootssteurer vor.
»Übrigens, du bist doch ein gelehrter Mann …«
»Wieso?« Ozzard verbarg seine Überraschung. Ahnte Allday etwas, wußte er gar, was damals im Haus des Schreibers geschehen war?
»Ich habe hier ein Buch gefunden über Schafzucht. Lies mir daraus vor.«
Der große Bootssteurer und der kleine Diener ließen sich am Küchentisch nieder.
Ein letzter Dienst
Kapitän Valentine Keen sah aufmerksam über sein neues Schiff, drehte sich dann um und ging nach achtern, wo im Schutz des Achterdecks hohe Offiziere und Herren der Admiralität auf ihn warteten.
Black Prince,
ein Linienschiff mit vierundneunzig Kanonen, hatte drei Monate früher als geplant in Dienst gestellt werden können. Jetzt mußten nur noch die letzten Formalitäten erledigt werden, dann unterstand dieser riesige Dreidecker ganz seinem Kommando.
Nebenan ankerte ein Linienschiff, das mit seinen vierundsiebzig Kanonen so groß war wie die alte
Hyperion,
die ihnen damals so gewaltig vorgekommen war. Jetzt wirkte der Ankerlieger neben der
Black Prince
klein. Ob sein neues Schiff wohl so gut segeln und manövrieren würde wie das alte?
Keen dachte daran, daß in dieser Werft vor vierundsiebzig Jahren auch Nelsons alte
Victory
auf Kiel gelegt worden war. Was mochte aus der Navy in den nächsten vierundsiebzig Jahren wohl werden? überlegte er. Dann lüftete er grüßend den Hut vor dem Hafenadmiral und nahm Haltung vor Bolitho an. »Das Schiff ist bereit, Sir Richard!« Er wartete, spürte hinter sich die Stille, wo Offiziere und Mannschaften angetreten waren, um an der offiziellen Übergabe der
Black Prince
teilzunehmen. Auf nahen Mauern und Hellingen saßen Dockarbeiter im kalten Wind. Sie konnten mit Recht stolz auf ihre Arbeit sein.
Diesen Stolz gab es bei der Besatzung noch nicht. Einige Leute waren ihm überstellt worden von Schiffen, die hier zur Reparatur lagen oder neu ausgerüstet wurden. Aber den größten Teil hatten die Preßkommandos aus dem nahen Binnenland und aus kleinen Häfen gebracht: Abschaum, Herumtreiber, die durch gutes Beispiel oder Brutalität erst zu Seeleuten gemacht werden mußten.
Bolitho sah müde aus und erschöpft. Das Gefecht auf der
Truculent
hatte viel von ihm gefordert. Keen konnte sich gut vorstellen, wie Bolitho seinen hohen Rang vergessen hatte, um das Schiff anstelle des gefallenen Kapitäns zu führen. Er hatte mit Bolitho schon auf so vielen Schiffen gedient, daß er sich fragte, wie der Admiral all die Gefahren bisher überlebt hatte.
»Ich freue mich, an diesem stolzen Tag hier an Bord zu sein, Kapitän Keen«, sagte Bolitho lächelnd. Es amüsierte ihn wahrscheinlich, wie formell sie beide vor all den hohen Gästen miteinander umgehen mußten.
Keen dankte. Er musterte sein neues Schiff und fand
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