Maulende Rebellen, beleidigte Zicken
und mehr reden zu müssen, um Krista dazu zu überreden, etwas zu sagen. Je länger Krista schwieg, desto hilfloser und wütender fühlte sich Sybille. Sie gab zu, dass sie manchmal sogar so wütend wurde, dass sie Krista anschrie und unsinnige Strafen androhte. Krista hatte damit natürlich genau das erreicht, was sie wollte, nämlich ihre Mutter aus der Fassung zu bringen. Dann lernte Sybille eine neue Art und Weise, auf Kristas Schweigen zu reagieren. Statt wie üblich viel zu reden, sagte sie, nachdem Krista auf ihre Frage nach der unaufgeräumten Küche wie immer mit Schweigen antwortete: »Ich bin froh, dass du dir die Zeit nimmst, über diese Frage nachzudenken. Deine fehlende Mitarbeit im Haushalt ist ein wichtiges Thema. Lass uns später darüber reden.« Danach verlies Sybille den Raum. Eine aufgebrachte Krista, die auf einmal viel zu sagen hatte, folgte ihr: »Ich werde nicht darüber nachdenken, dass ich deine dumme Küche nicht geputzt habe. Hast du sie noch alle?« Sybille reagierte nicht weiter und wiederholte nur ihre Antwort: »Lass uns später weiterreden.« Danach schloss sich Sybille eine halbe Stunde mit einer guten Zeitschrift im Badezimmer ein, bis Krista sich beruhigt hatte.
Viele Jugendliche benutzen die Strategie des Schweigens. Denn letztendlich kann niemand sie dazu zwingen, etwas zu sagen. Wenn Ihr Teenager sich weigert, Ihnen eine Antwort zu geben oder mit Ihnen zu reden, dann sagen Sie so etwas wie: »Ich kann verstehen, dass das ein schwieriges Thema für dich ist. Es ist gut, dass du erst darüber nachdenken willst, bevor du antwortest. Lass uns später darüber reden.« Und dann gehen Sie weg und lassen sich auf keine weitere Diskussion ein, auch wenn Ihr Teenager auf einmal viel zu sagen hat. Wiederholen Sie einfach, dass Sie später darüber reden werden. Sprechen Sie dann das Thema zu einem späteren Zeitpunkt wieder an, und wenn Ihr Teenager immer noch schweigt, dann teilen Sie ihm mit, dass er anscheinend noch etwas mehr Zeit zum Nachdenken braucht. Da das Schweigen normalerweise dazu dient, Sie in einen Machtkampf zu verwickeln, und nicht dazu, das Thema zu vermeiden, wird Ihre Strategie, sich nicht auf den Machtkampf einzulassen, wahrscheinlich bald dazu führen, dass das Schweigen gebrochen wird.
Manchmal machen Jugendliche die verrücktesten Aussagen, nur um zu sehen, ob es ihnen gelingt, die Eltern in eine sinnlose Diskussion (oder sogar einen Machtkampf) zu verwickeln. Diese Aussagen betreffen oft Bereiche, die den Eltern besonders wichtig sind, wie zum Beispiel Drogen, Sex, Schule/Ausbildung, Glaubenssätze, Kleidungsstil, Musikgeschmack und politische Einstellungen: »Kiffen sollte erlaubt werden. Es ist doch nur eine Pflanze«; »Ich verstehe nicht, warum du dich so aufregst, alle meine Freunde denken, dass Schule sich nicht lohnt. Man kann
viel mehr Geld machen, wenn man Drogen verkauft« oder: »Du kannst mir nicht sagen, dass du noch nie Sex hattest, um im Leben weiterzukommen.« Statt auf diese provozierenden Aussagen einzugehen, sagen Sie einfach: »Interessant. Ich wollte schon immer wissen, wie heutige Teenager das sehen.« Falls Ihr Teenager weiter fragt, benutzen Sie auch hier die kaputte Schallplatte.
Obwohl die meisten provokanten Aussagen dazu dienen, die Eltern auf die Palme zu bringen, provozieren Jugendliche ab und zu auch, um ihren Eltern einen kurzen Einblick in ihre Seele zu erlauben. Es ist nicht immer einfach, diese zu erkennen. Wenn Sie das Gefühl haben, dass sich mehr hinter der Provokation verbergen könnte, dann sprechen Sie das Thema später noch einmal an und haken ein bisschen nach, wenn Sie beide gute Laune haben und ruhig sind. Lassen Sie sich jedoch auf keinen Fall im Moment des Gefechts auf die Provokation ein.
Natürliche und logische Konsequenzen
Weder Ihre Wut noch eine Strafpredigt werden Ihr Kind dazu bringen, sein Verhalten oder seine Meinungen zu ändern. Verhalten hat Konsequenzen. Erlauben Sie diesen Konsequenzen, Ihrem Kind etwas beizubringen. Es hat sich immer wieder herausgestellt, dass Konsequenzen tatsächlich die besten Lehrer sind. Dabei gibt es zwei Arten von Konsequenzen: natürliche und logische. Zwar ist diese Unterscheidung leider nicht ganz korrekt, denn auch natürliche Konsequenzen sind logisch, zum besseren Verständnis möchte ich der Kategorisierung dennoch folgen:
Natürliche Konsequenzen folgen automatisch und betreffen die Person, die eine falsche Entscheidung getroffen hat. Wenn ein Kind vergisst, das
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