Maulende Rebellen, beleidigte Zicken
Pausenbrot einzustecken, wird es hungrig in der Schule sitzen. Wenn ein Teenager im Kaufhaus eine CD stiehlt und dabei erwischt wird, gibt es eine Anzeige und einen Gerichtstermin. Wenn ein Erwachsener nicht regelmäßig zur Arbeit geht, verliert er irgendwann seinen Job. Wenn Teenager natürliche Konsequenzen erfahren, dann finden diese zwischen dem Teenager und dem Rest der Welt statt, die Eltern sind eigentlich nur Zuschauer. Wenn die Eltern nicht versuchen, das Problem für den Jugendlichen zu lösen, und damit die Konsequenzen auf sich nehmen, dann sollte das Leben der Eltern von diesen Konsequenzen nicht wirklich betroffen sein.
Im Gegensatz dazu sind logische Konsequenzen kreativ konstruierte Maßnahmen, die vor allem dann notwendig sind, wenn die falsche Entscheidung eines Kindes das Leben der Eltern negativ beeinflusst. Eltern denken sich logische Konsequenzen aus, damit sie das Problem ihres Kindes nicht zu ihrem machen müssen. Väter und Mütter, die gelernt haben, dass es ihrem Kind nicht hilft, wenn sie seine Probleme lösen, entwickeln oft ein beachtliches Repertoire an kreativen logischen Konsequenzen und delegieren damit die Verantwortung für das Problem zurück an das Kind.
Manchmal verwechseln Eltern logische Konsequenzen mit Bestrafung. Bestrafung sendet die Botschaft, dass die Eltern mehr Macht und damit das Recht haben, das Kind den Schmerz erleben zu lassen, den es anderen zugefügt hat. Deshalb wird Bestrafung oft als aggressiv empfunden. Sie zwingt dem Kind oder dem Jugendlichen etwas Schmerzhaftes auf, weil sie »böse« waren oder etwas »Böses« getan haben. Eine Strafe hat das Ziel, den Jugendlichen dazu zu bringen, für seinen Fehler »zu bezahlen.« Sind Strafen also hilfreich? Leider nicht wirklich. Im kleinen Rahmen führen sie oft dazu, dass der Jugendliche Rachepläne schmiedet und sich darauf konzentriert, es demjenigen zurückzuzahlen, der ihn bestraft hat. Strafen führen zu einem angespannten Verhältnis zwischen Eltern und Jugendlichen und haben selten den erwünschten Effekt, nämlich dass der Jugendliche sich beim nächsten Mal anders verhält. Der Jugendliche verbringt all seine Zeit damit, darüber nachzudenken, wie er sich rächen kann, und nicht damit, darüber nachzudenken, wie er sein Problem lösen kann.
Wenn man die Effektivität von Bestrafung im großen Rahmen betrachtet, dann sieht es nicht viel besser aus. Die folgenden Angaben gehen auf amerikanische, australische und deutsche Statistiken aus den Jahren 2007 und 2008 zurück. 1 Die Rückfallquote innerhalb eines Jahres von jugendlichen Straftätern in Amerika, die Zeit in einer Jugendstrafvollzugsanstalt verbracht haben, liegt bei 33 bis 40 Prozent. In Australien liegt sie sogar bei 50 Prozent innerhalb der ersten sechs Monate nach ihrer Entlassung. In Deutschland liegt die Rückfallquote nach dem Jugendarrest sogar bei 70 Prozent.
Strafe wird oft als Mittel zur Abschreckung eingesetzt, scheint diese Aufgabe aber nicht wirklich zu erfüllen. Weder die Androhung von Strafe noch die Bestrafung selbst scheinen Jugendliche davon abzuhalten, dumme Entscheidungen zu treffen.
Wenn Eltern eine logische Konsequenz ziehen, dann bringen sie damit natürlich auch zum Ausdruck, dass sie von der Entscheidung ihres Kindes negativ beeinflusst wurden und deshalb selbst ein Problem haben. Das Ziel der Konsequenz ist es, die Verantwortung für die Lösung des Problems wieder dem Kind zu übertragen. Manchmal können Eltern ihren Kindern diesen Prozess erklären, indem sie ihr Kind auf einfühlsame Weise wissen lassen, dass sie nicht bereit sind, den Preis für die falschen oder leichtsinnigen Entscheidungen ihrer Kinder zu zahlen. Manchmal können Kinder sogar in die Entwicklung von Konsequenzen mit einbezogen werden. Oft denken sich Kinder sehr viel strengere Konsequenzen aus, als ihre Eltern es sich je hätten träumen lassen. Wenn aber Kinder nicht bereit sind, sich selbst realistische und logische Konsequenzen aufzuerlegen, dann müssen natürlich die Eltern diese Aufgabe übernehmen. Zu Unrecht trauen viele Eltern ihren Kindern nicht zu, Teil dieses Prozesses zu sein. Bieten Sie Ihrem Kind immer wieder an, sich selbst eine Konsequenz auszudenken.
Kreative logische Konsequenzen
Was kennzeichnet eine solide, kreative logische Konsequenz, die die Würde des Kindes nicht angreift?
Folgende Fragen können helfen, logische Konsequenzen zu entwickeln:
• Hat die Konsequenz irgendetwas (wenn auch nur entfernt) mit dem
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