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Maulende Rebellen, beleidigte Zicken

Titel: Maulende Rebellen, beleidigte Zicken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annegret Noble-Fischer
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irgendwie ganz zufrieden mit ihrer Misere sind. Kennen Sie einen solchen Menschen? Erkennen Sie sich in dieser Beschreibung?

    Würde jemand, der bitter, wütend und unglücklich ist und sich dazu entscheiden würde, seine Rachegedanken loszulassen und zu vergeben, damit demjenigen helfen, der ihm wehgetan hat, oder sich selbst? Und würde jemand, der traurig, unzufrieden, einsam und erschöpft ist, wenn er sich dazu entscheiden würde, die Opferrolle aufzugeben, damit demjenigen helfen, der ihn zum Opfer gemacht hat, oder sich selbst? Normalerweise weiß der Täter nicht einmal, dass die verletzte Person wütend oder traurig ist, und falls er es weiß, betrifft es ihn oft wenig. Ein weiser Mensch sagte einmal, dass Rachegedanken wie ein Gift sind, das man selbst trinkt, in der Hoffnung, dass es den anderen umbringt. Leider vergiftet man damit nur sich selbst und sein Leben.
    Um vergeben zu können, muss man sich erlauben, das Vergehen in einem größeren Zusammenhang zu betrachten. Was bewegte den Täter? Hat man selbst in irgendeiner Art und Weise zu der Tat beigetragen? Könnte ein Missverständnis zu der Tat geführt haben? Gibt es mildernde Umstände? Wiederholte der Täter etwas, das ihm angetan wurde? Diese Fragen und die entsprechenden Antworten entschuldigen weder den Täter noch die Tat und was geschah, ist auch weiterhin falsch, ungerecht und schmerzhaft. Vergebung bedeutet weder, dass man die Tat vergisst, noch, dass man so tut, als ob sie nie geschehen sei. Man versucht auch nicht, die entsprechenden Reaktionen und Gefühle »wegzuerklären«. Wenn man vergibt, dann trifft man die Entscheidung, sein Recht auf Rache nicht länger einzufordern. Man entscheidet sich dafür, die verständlichen und gerechtfertigten Rachegedanken loszulassen, damit man nicht länger im Schmerz oder in der Wut stecken bleibt. Das eigene Leben wird dadurch leichter. Dabei ist es eigentlich unwichtig, ob man dem Täter mitteilt, dass man ihm vergeben hat oder nicht. Vergebung ist ein einseitiger Prozess, eine Einbahnstraße. Die Beziehung zum Täter wird durch das Vergeben nicht automatisch repariert. Wenn der Täter eine Strafe ableistet, bedeutet Vergebung nicht, dass die Strafe erlassen wird. Wenn es ein Urteil gab, das den Täter schuldig sprach, dann bedeutet Vergebung nicht, dass er freigesprochen wird. Vergebung bedeutet, dass das Leben des Verletzten nicht mehr ausschließlich von dem Bedürfnis bestimmt wird, dass der Täter den gleichen Schmerz empfindet, den der Verletzte spüren muss.
    Es geht also mehr darum, das eigene Seelenheil wiederherzustellen, sich von den negativen Gedanken, die einen belasten, zu befreien und die eigene Kraft auf andere Bereiche des Lebens zu lenken. Man entlastet durch den Akt der Vergebung also nicht den Täter, sondern in erster Linie sich selbst.

Versöhnung
    Manchmal ist Versöhnung möglich und wünschenswert. Zur Versöhnung gehören aber zwei. Im Idealfall entschuldigt sich der Täter und bittet um Vergebung. Dann vergibt der Betroffene und die Beziehung kann repariert und erneuert werden. Aber manchmal ist Versöhnung auch nicht möglich oder vielleicht sogar unklug. Wenn der Täter die Tat nicht bereut oder gar die Tat rechtfertigt, dann ist Versöhnung nicht wirklich möglich. In diesem Fall ist es außerdem wahrscheinlich, dass die Person in Zukunft die gleiche oder eine ähnliche Tat wieder begehen wird. Je nach Tat kann es deshalb unklug sein, sich mit dem Täter zu versöhnen und sich damit einer erneuten Verletzung auszusetzen. Frauen, die von ihren Partnern geschlagen werden, vergeben oft schnell und wollen sich sofort wieder versöhnen. Nur, um dann wieder geschlagen zu werden. Vergebung ist nötig, damit das Leben für den Verletzten weitergehen kann.Versöhnung aber ist nur ein möglicher nächster Schritt, wenn alle betroffenen Personen bereit sind, sich und ihr Verhalten zu ändern, um eine gesunde Beziehung zu schaffen, in der es nicht regelmäßig zu Verletzungen kommt.
    Was, wenn Sie sich selbst vergeben müssen, weil Sie selbst der- oder diejenige sind, dem Sie am meisten wehgetan haben? Der Prozess ist genau der gleiche. Zuerst müssen Sie aufhören, sich selbst bestrafen zu wollen. Menschen werden sehr kreativ, wenn es darum geht, sich selbst zu bestrafen. Manche tun dies recht offensichtlich: Sie ritzen sich, sprechen über Selbstmord, gönnen sich nichts Gutes, machen sich alle positiven Beziehungen kaputt und umgeben sich mit negativen und gemeinen Menschen.

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