Maurice, der Kater
ar«, sagte der Mann. »He, was hältst du davon? Ich gebe dir
vier ganze Brotlaibe, einverstanden?«
»Das ist dumm. Ein Brotlaib sol te nicht mehr kosten als zwanzig Cent«,
meinte der Junge.
Der Mann bedachte ihn mit einem sonderbaren Blick. »Bist neu hier,
wie? Hast wohl viel Geld.«
»Genug«, sagte der Junge.
»Glaubst du? Es wird dir nicht viel nützen. Hör mal, vier Brotlaibe und
ein Brötchen, das ist mehr als nur fair. Ich bekomme einen Terrier für
zehn Laibe, und Terrier sind ganz wild auf Ratten. Nein? Nun, wenn du
Hunger hast, gibst du den Kater für ein dünn beschmiertes Butterbrot*
weg, glaub mir.«
Der Mann ging fort. Maurice wand sich aus den Armen des Jungen und
landete geschickt auf dem Boden. »Meine Güte, wenn ich ein guter
Ventrilokwist wäre, könnten wir ein Vermögen verdienen.«
»Ventrilokwist?«, wiederholte der Junge.
»Ich meine, dann könntest du den Mund bewegen und ich das Reden
erledigen«, sagte Maurice. »Warum hast du mich nicht verkauft? In zehn
Minuten wäre ich zurück gewesen! Ich habe von einem Mann gehört, der
reich wurde, indem er Brieftauben verkaufte, und er hatte nur eine
einzige!«
»Glaubst du nicht, dass mit einer Stadt etwas nicht stimmt, wenn man
dort mehr als einen Ankh-Morpork-Dollar für einen Laib Brot bezahlen
muss?«, fragte der Junge. »Und die einen halben Dollar nur für einen
Rattenschwanz bezahlt?«
»Mich stört’s nicht, solange genug Geld übrig bleibt, um den
Flötenspieler zu bezahlen«, sagte Maurice. »Eigentlich ist es ein Glück,
dass es hier bereits eine Rattenplage gibt. Schnel , streichel mich, ein
Mädchen beobachtet uns.«
Der Junge sah auf. Das stand tatsächlich ein Mädchen und beobachtete
sie. Leute gingen über die Straße, und einige von ihnen schritten
zwischen dem Jungen und dem Mädchen hindurch, das still dastand und
einfach nur starrte. Ihre Aufmerksamkeit galt sowohl dem Jungen als
auch Maurice. Sie hatte den gleichen Ich-nagle-dich-an-die-Wand-Blick
wie Pfirsiche und sah ganz nach einer Person aus, die Fragen stellte. Und
ihr Haar war zu rot und ihre Nase zu lang. Das Mädchen trug ein langes
schwarzes Kleid mit schwarzem Spitzensaum. Von jemandem, der so
gekleidet war, durfte man nichts Gutes erwarten.
Das Mädchen kam über die Straße und blieb vor dem Jungen stehen.
* Man schmiert Butter auf eine Scheibe Brot. Man kratzt sie wieder ab. Und
dann isst man die Scheibe.
»Du bist neu hier, nicht wahr? Bist hierher gekommen, um dir Arbeit zu
suchen, stimmt’s? Bist vermutlich arbeitslos, weil man dich rausgeworfen
hat. Wahrscheinlich bist du eingeschlafen und hast dadurch al es
verdorben. Ja, das war wahrscheinlich der Grund. Oder du bist
weggelaufen, weil er dich mit einem großen Stock geschlagen hat.
Allerdings«, fügte das Mädchen hinzu, als ihm eine weitere Idee kam,
»hast du es wahrscheinlich verdient, weil du faul warst. Und dann hast du
wahrscheinlich die Katze gestohlen, weil du wusstest, wie viel man hier
für eine Katze bezahlen würde. Und du musst ganz verrückt vor Hunger
sein, denn du hast mit der Katze gesprochen, und jeder weiß, dass
Katzen nicht sprechen können.«
»Ich kann kein einziges Wort sprechen«, behauptete Maurice.
»Und wahrscheinlich bist du ein geheimnisvoller Junge, der…« Das
Mädchen unterbrach sich und sah verwundert auf Maurice hinab. Der
wölbte den Rücken und sagte: »Prppt«, was in der Katzensprache
»Kekse!« bedeutet.
»Hat die Katze gerade etwas gesagt?«, fragte das Mädchen.
»Ich dachte, jeder weiß, dass Katzen nicht sprechen können«, sagte der
Junge.
»Ah, viel eicht bist du ein Zauberlehrling gewesen«, fuhr das Mädchen
fort. »Ja, das klingt richtig. Du warst ein Zauberlehrling, bist
eingeschlafen und hast den Kessel mit dem blubbernden grünen Zeug
überkochen lassen, und er drohte damit, dich zu verwandeln, und zwar in,
in, in…«
»In eine Wüstenspringmaus«, warf Maurice hilfsbereit ein.
»…in eine Wüstenspringmaus, und du hast seine magische Katze
gestohlen, die du so sehr verabscheut hast, und… Was ist eine
Wüstenspringmaus? Hat die Katze gerade ›Wüstenspringmaus‹ gesagt?«
»Sieh mich nicht so an!«, sagte der Junge. »Ich stehe einfach nur hier!«
»Na schön, und dann hast du die Katze hierher gebracht, weil du
wusstest, dass hier eine schreckliche Hungersnot herrscht, und deshalb
willst du sie verkaufen, und weißt du, dieser Mann wäre bereit gewesen,
dir zehn Dol
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