Maurice, der Kater
trugen. Es gab ein Kaninchen, das aufrecht ging und einen blauen Anzug trug. Es gab eine Ratte mit einem
Hut auf dem Kopf und einem Schwert und einer Weste, komplett mit
einer Uhr an der Kette. Es gab eine Schlange mit Kragen und Krawatte.
Al e sprachen, und niemand von ihnen fraß jemand anderen, und was
unglaublich war: Sie sprachen auch mit den Menschen, die sie wie, nun,
kleinere Menschen behandelten. Fal en kamen ebenso wenig vor wie Gift.
Pfirsiche arbeitete sich gewissenhaft durch das Buch und las manche
Stellen laut vor. Sie wies darauf hin, dass Ollie die Schlange ein ziemlicher
Frechdachs war, aber nie geschah etwas Schlimmes. Selbst als sich das
Kaninchen im Dunklen Wald verirrte – es kam mit dem Schrecken
davon.
Herrn Schlappohrs Abenteuer hatte bei den Veränderten zu vielen
Diskussionen geführt. Welchen Zweck erfül te das Buch? War es, wie
Gefährliche Bohnen vermutete, die Vision einer strahlenden Zukunft?
Hatten Menschen es geschaffen? Der Laden war für Menschen gewesen,
aber sicher würden selbst Menschen kein Buch schreiben über Rupert
Ratte, der einen Hut trug, und gleichzeitig Ratten unter den Dielen
vergiften. Wie verrückt musste man sein, um auf eine solche Weise zu
denken?
Einige der jüngeren Ratten hatten vermutet, dass Kleidung viel eicht
wichtiger war, als bisher angenommen. Sie hatten versucht, Westen zu
tragen, aber es war schwer, das richtige Muster herauszubeißen, die
Knöpfe funktionierten nicht, der Stoff blieb an jedem Holzsplitter
hängen, und man konnte nur schwer darin laufen. Hüte fielen einfach
herunter.
Sonnenbraun glaubte schlicht, dass Menschen tatsächlich verrückt
waren und nicht nur böse. Doch die Bilder in dem Buch brachten ihn auf
eine Idee. Er trug keine Weste, sondern mehrere breite Gürtel, die sich
leicht anlegen und abstreifen ließen. Darauf nähte er Taschen – und das
war wirklich eine gute Idee, wie zusätzliche Pfoten. In den Taschen
brachte er die Dinge unter, die er brauchte, etwa kleine Metal stangen
und Draht. Einige andere folgten seinem Beispiel. In der Gruppe
Fallenbeseitigung wusste man nie, was man als Nächstes brauchte. Es
war ein gefährliches, rattisches Leben.
Die Stangen und Drähte klirrten, als Sonnenbraun vor den Gruppen
auf und ab ging. Vor den jüngeren Ratten blieb er stehen. »Na schön,
Gruppe Nummer drei, ihr seid für den Pinkeldienst eingeteilt«, sagte er.
»Geht und trinkt möglichst viel Wasser.«
»Och, immer müssen wir pinkeln«, klagte eine Ratte.
Sonnenbraun sprang auf sie zu und beugte sich vor, bis sie zurückwich.
»Weil ihr gute Pinkler seid, Junge! Deine Mutter hat dich dazu erzogen, ein guter Pinkler zu sein, also geh und mach, was dir leicht fällt! Nichts stößt
Menschen so sehr ab, wie zu sehen, dass schon eine Ratte da gewesen ist,
wenn ihr versteht, was ich meine. Und nagt auch ein wenig, wenn ihr
Gelegenheit dazu bekommt. Und lauft quiekend unter den Dielen umher!
Und denkt daran: Wohin ihr auch geht – wartet zuerst, bis die
Fal enbeseitigung Entwarnung gegeben hat. Und jetzt, zum Wasser, aber
dal i! Hopp! Hopp! Hopp! Eins zwei, eins zwei, eins zwei!«
Die Gruppe sauste los.
Sonnenbraun wandte sich an Gruppe Nummer zwei. Sie bestand aus
einigen der älteren Ratten, struppig und mit alten Bissnarben. Einige von
ihnen hatten nur noch einen Schwanzstummel oder gar keinen Schwanz.
Anderen fehlte eine Pfote, ein Ohr oder ein Auge. Insgesamt waren es
etwa zwanzig, aber die Einzelteile hätten nur für siebzehn vol ständige
Exemplare ausgereicht.
Sie waren alt und deshalb schlau, denn nur eine schlaue, gerissene und
argwöhnische Ratte wird alt. Als die Intelligenz kam, waren sie alle bereits erwachsen gewesen. Sie hatten recht starre Angewohnheiten, deshalb
gefielen sie Gekochter Schinken. Sie zeichneten sich noch immer durch
eine elementare Rattigkeit aus, eine rohe Schläue, mit der man sich aus
Fallen befreien konnte, in die man durch zu aufgeregte Intelligenz
geraten war. Sie dachten mit ihren Nasen, und man brauchte ihnen nicht
zu sagen, wo sie pinkeln sol ten.
»Na schön, Leute, ihr wisst Bescheid«, sagte Sonnenbraun. »Ich möchte
jede Menge Frechheiten sehen. Klaut Nahrung aus Katzennäpfen.
Stibitzt Pasteten direkt unter den Nasen der Köche…«
»… Gebisse aus dem Mund alter Männer…«, sagte eine kleine Ratte,
die auf der Stelle zu tanzen schien. Ihre Füße bewegten sich in einem
permanenten Stepptanz. Außerdem trug
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