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Maurice, der Kater

Maurice, der Kater

Titel: Maurice, der Kater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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ar zu geben, wenn du so viel verlangt hättest.«
    »Zehn Dollar sind selbst für eine gute Rattenfängerkatze zu viel«, sagte

    der Junge.
    »Rattenfänger? Der Mann wol te keine Ratten fangen!«, erwiderte das
    rothaarige Mädchen. »Hier haben al e Hunger, und deine Katze ist für
    mindestens zwei Mahlzeiten gut!«
    »Was? Die Leute hier essen Katzen !«, brachte Maurice hervor. Sein
    Schwanz plusterte sich auf.
    Das Mädchen beugte sich mit einem grimmigen Lächeln zu Maurice
    hinab. Auf diese Weise lächelte auch Pfirsiche, wenn sie einen Streit mit
    ihm gewonnen hatte. Sie presste ihm den Zeigefinger an die Schnauze.
    »Reingefallen«, sagte das Mädchen. »Du hast dich von einem einfachen
    Trick überlisten lassen! Ihr beide kommt besser mit mir, verstanden?
    Oder ich schreie. Und die Leute hören mich, wenn ich schreie!«

    Kapitel drei

    Tief unter Maurices Pfoten krochen die Ratten durch die Unterstadt von
    Bad Blintz. Alte Orte waren so. Die Menschen bauten nicht nur nach
    oben, sondern auch nach unten. Kel er grenzten an andere Kel er, und
    manche von ihnen gerieten in Vergessenheit – aber nicht unter
    Geschöpfen, die im Verborgenen bleiben wol ten.
    Eine Stimme erklang in der dichten, warmen und feuchten Dunkelheit.
    »Na schön, wer hat die Streichhölzer?«
    »Ich, Gefährliche Bohnen. Vier Portionen.«
    »Bravo, junge Ratte. Und wer hat die Kerze?«
    »Ich, Chef.* Ich bin Mundgerecht.«
    »Gut. Stell sie auf den Boden. Pfirsiche wird sie anzünden.«
    In der Dunkelheit ertönten schlurfende und scharrende Geräusche.
    Nicht al e Ratten hatten sich an die Vorstel ung gewöhnt, Feuer zu
    machen, und einige versuchten, beiseite zu weichen.
    Es kratzte, und dann flammte ein Streichholz auf. Pfirsiche hielt es
    zwischen den Vorderpfoten und zündete den Kerzenstummel an. Die
    Flamme wuchs kurz in die Höhe, wurde dann kleiner und brannte

    * Es ist schwer, »Chef« in die Rattensprache zu übersetzen. Das rattische Wort
    für »Chef« ist gar kein Wort, .sondern mehr ein kurzes Ducken, das zcigt: Nur
    für diesen Moment ist die sich duckende Ratte bereit, die andere Ratte als Boss zu akzeptieren, aber er oder sie soll sich das bloß nicht zu Kopf steigen lassen.

    gleichmäßig.
    »Kannst du es wirklich sehen?«, fragte Gekochter Schinken.
    »Ja, Chef«, sagte Gefährliche Bohnen. »Ich bin nicht völlig blind und
    erkenne den Unterschied zwischen hel und dunkel.«
    Gekochter Schinken beobachtete die Flamme misstrauisch. »Trotzdem,
    mir gefällt das Feuer ganz und gar nicht. Die Dunkelheit war gut genug
    für unsere Eltern. Bestimmt geraten wir deshalb in Schwierigkeiten. Und
    wenn wir eine Kerze brennen lassen, vergeuden wir Nahrung.«
    »Wir müssen in der Lage sein, das Feuer zu beherrschen, Chef«, sagte
    Gefährliche Bohnen ruhig. »Mit der Flamme geben wir der Dunkelheit
    gegenüber eine Erklärung ab. Wir sagen: Wir sind kein Teil von dir. Wir
    sagen: Wir sind nicht nur Ratten. Wir sagen: Wir sind der Clan.«
    Gekochter Schinken schnaufte nur – so reagierte er, wenn er etwas
    nicht verstand. In letzter Zeit schnaufte er viel.
    »Ich habe gehört, dass sich die jüngeren Ratten vor den Schatten
    fürchten«, sagte Pfirsiche.
    »Warum?«, fragte Gekochter Schinken. »Sie fürchten sich doch auch
    nicht vor völliger Dunkelheit. Dunkelheit ist rattisch. In der Dunkelheit
    zu sein… Das entspricht dem Wesen der Ratte!«
    »Seltsam«, sagte Pfirsiche. »Wir wussten gar nichts von der Existenz der
    Schatten, bis wir das Licht bekamen.«
    Eine der jüngeren Ratten hob schüchtern eine Pfote. »Äh… und wenn
    das Licht ausgeht, wissen wir, dass die Schatten immer noch da sind.«
    Gefährliche Bohnen wandte sich der jüngeren Ratte zu. »Du bist…?«,
    fragte er.
    »Köstlich«, antwortete die jüngere Ratte.
    »Nun, Köstlich«, sagte Gefährliche Bohnen freundlich, »ich glaube, die
    Furcht vor den Schatten ist ein Zeichen dafür, dass wir intel igenter
    geworden sind. Dein Bewusstsein hat herausgefunden, dass es ein Du
    gibt und auch Dinge, die sich außerhalb von dir befinden. Deshalb fürchtest du jetzt nicht nur Dinge, die du sehen, hören und riechen kannst,
    sondern auch Dinge, die du… gewissermaßen… in deinem Kopf siehst.
    Zu lernen mit den Schatten außerhalb von uns fertig zu werden, hilft uns
    beim Kampf gegen die Schatten in unserem Innern. Wir können die ganze

    Dunkelheit kontrollieren. Das ist ein großer Schritt nach vorn. Bravo.«
    Köstlich wirkte ein wenig stolz, aber

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