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Maurice, der Kater

Maurice, der Kater

Titel: Maurice, der Kater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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nicht«, sagte Keith. »Niemand hat jemals so etwas erwähnt.
    Nur ich und eine Decke lagen im Korb. Und ein Zettel.«
    »Ein Zettel? Das ist wichtig !«
    »Darauf stand: ›Neunzehn halbe Liter Milch und ein Erdbeerjogurt‹«,
    sagte Keith.
    »Das hilft nicht viel«, stellte Malizia fest. »Warum neunzehn halbe Liter

    Milch?«
    »Es war die Gilde der Musiker«, sagte Keith. »Sie ist ziemlich groß.
    Über den Erdbeer-Joghurt weiß ich nicht Bescheid.«
    »Ein ausgesetztes Waisenkind, das ist gut«, fand Malizia. »Ein Prinz
    kann nur zu einem König werden, aber ein Waise kann alles sein. Hat man dich geschlagen und in einen Keller gesperrt, wo du Hunger leiden
    musstest?«
    »Ich glaube nicht«, sagte Keith und sah Malizia verwundert an. »Alle in
    der Gilde erwiesen sich als sehr freundlich. Es waren fast al es nette
    Leute. Sie lehrten mich viel.«
    »Wir haben hier ebenfalls Gilden«, sagte Malizia. »Sie machen Jungen
    zu Tischlern und Steinmetzen und so.«
    »Die Gilde lehrte mich Musik«, erklärte Keith. »Ich bin Musiker. Und
    ein guter noch dazu. Ich verdiene mir meinen Lebensunterhalt, seit ich
    sechs bin.«
    »Aha! Geheimnisvolles Waisenkind, sonderbares Talent, in Not
    aufgewachsen… Allmählich nimmt alles Gestalt an«, sagte Malizia. »Der
    Erdbeerjogurt ist wahrscheinlich nicht wichtig. Wäre dein Leben anders
    verlaufen, wenn er Bananengeschmack gehabt hätte? Wer weiß? Welche
    Art von Musik spielst du?«
    »Welche Art?«, wiederholte Keith. »Es gibt keine verschiedenen Arten.
    Es gibt nur Musik. Überal ist Musik, wenn man richtig hinhört.«
    Malizia sah Maurice an. »Ist er immer so?«, fragte sie.
    »Er hat noch nie so viel von sich erzählt«, erwiderte die Katze.
    »Bestimmt seid ihr ganz erpicht darauf, al es über mich zu erfahren«,
    sagte Malizia. »Bestimmt seid ihr nur zu höflich, um zu fragen.«
    »Meine Güte, ja«, sagte Maurice.
    »Es überrascht euch sicher nicht zu erfahren, dass ich zwei grässliche
    Stiefschwestern habe«, sagte Malizia. »Und ich muss alle Arbeiten
    erledigen.«
    »Meine Güte, na so was«, sagte Maurice und fragte sich, ob es weitere
    Fischköpfe gab. Er fragte sich auch, ob sie dies wert waren.
    »Nun, die meisten Arbeiten«, sagte Malizia, als müsste sie etwas

    Unangenehmes zugeben. »Beziehungsweise einige von ihnen. Ich muss
    mein eigenes Zimmer aufräumen! Und dort herrscht große Unordnung!«
    »Meine Güte.«
    » Und es ist fast das kleinste Zimmer. Es hat kaum Schränke, und die
    Bücherregale reichen schon wieder nicht aus!«
    »Meine Güte.«
    »Und die Leute sind unglaublich grausam zu mir. Ihr habt sicher
    gemerkt, dass wir hier in einer Küche sitzen. Und ich bin die Tochter des
    Bürgermeisters! Sol te man von der Tochter des Bürgermeisters erwarten,
    mindestens einmal pro Woche den Abwasch zu machen? Wohl kaum !«
    »Meine Güte.«
    »Und seht euch nur meine zerrissene und abgetragene Kleidung an!«
    Maurice sah genauer hin. Mit Kleidung kannte er sich nicht besonders
    gut aus. Fell reichte ihm. Soweit er das feststellen konnte, trug Malizia ein
    ganz normales Kleid. Es schien al es da zu sein. Es gab keine Löcher,
    abgesehen von denen für Arme und Kopf.
    »Hier, genau hier«, sagte Malizia und zeigte auf eine Stelle am Saum, die
    für Maurice genauso aussah wie der Rest des Kleids. »Das musste ich
    selbst nähen!«
    »Meine Gü…« Maurice unterbrach sich. Von dort, wo er saß, sah er die
    leeren Regale an der Wand, und was noch wichtiger war: Er sah, wie sich
    Sardinen von einem Riss in der alten Decke abseilte. Er trug einen
    Rucksack.
    »Und als ob das noch nicht genug wäre: Ich muss mich jeden Tag für
    Brot und Wurst anstellen…«, fuhr Malizia fort, aber Maurice hörte ihr
    jetzt noch weniger zu als vorher.
    Es muss Sardinen sein, dachte er. Idiot! Er eilt den Fallenbeseitigern
    immer voraus! Und von al en Küchen in der Stadt muss er ausgerechnet
    in dieser auftauchen. Gleich dreht sich das Mädchen um, sieht ihn und
    schreit.
    Sardinen hätte es vermutlich für eine Art Applaus gehalten. Er lebte das
    Leben, als wäre es eine Vorstel ung. Andere Ratten liefen einfach nur
    herum, quiekten und brachten Dinge durcheinander – das genügte völlig,
    um Menschen davon zu überzeugen, dass es eine Rattenplage gab. Aber

    für Sardinen reichte das nicht aus. Er musste immer seine yowoorll
    Gesangs- und Tanznummer aufführen!
    »… und die Ratten stehlen alles«, sagte Malizia. »Und was sie nicht
    stehlen, verderben sie. Es

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