Maurice, der Kater
hier nicht eine lebende Ratte gefunden, Chef.«
Malizia bückte sich. » Du bist eine Ratte «, betonte sie.
»Ja, Chef. Aber wir sind erst heute Morgen hier eingetroffen.« Sardinen
lächelte nervös, als ihn Malizia erneut mit einem Blick durchbohrte.
»Möchtest du etwas Käse?«, fragte sie. »Ich fürchte, er ist eine
Mausefalle.«
»Nein, ich glaube nicht, herzlichen Dank«, erwiderte Sardinen sehr
vorsichtig und höflich.
»Es hat keinen Sinn«, ließ sich Keith vernehmen. »Ich glaube, es ist an
der Zeit, die Wahrheit zu sagen.«
»Neinneinneinnein«, warf Maurice rasch ein, der so etwas hasste. »Es ist al es nur wegen…«
»Du hast Recht, Malizia«, sagte Keith müde. »Wir ziehen mit einer
Rattenschar von Stadt zu Stadt und bringen die Leute dazu, uns Geld zu
geben. Ja, das machen wir. Und es tut mir Leid. Dies sol te das letzte Mal
sein. Du hast uns zu essen gegeben, obwohl Lebensmittel hier sehr
knapp sind. Wir sollten uns schämen.«
Maurice beobachtete, wie Malizia überlegte, und er gewann den
Eindruck, dass ihr Verstand auf eine andere Weise funktionierte als bei
den meisten Leuten. Sie verstand al die schwierigen Dinge, die sie hörte,
ohne darüber nachdenken zu müssen. Magische Ratten? In Ordnung.
Sprechende Katzen? Gibt’s sonst nichts Neues? Es waren die einfachen
Dinge, die ihr schwer fielen.
Ihre Lippen bewegten sich. Maurice begriff, dass sie eine Geschichte aus
allem machte.
»Nun…«, sagte Malizia, »ihr zieht mit euren abgerichteten Ratten
los…«
»Wir ziehen den Ausdruck ›gebildete Nagetiere‹ vor, Chef«, sagte
Sardinen.
»Na schön, ihr zieht mit euren gebildeten Nagetieren los und… Was
geschieht mit den Ratten, die bereits da sind?«
Sardinen sah hilflos zu Maurice. Die Katze gab ihm mit einem Nicken
zu verstehen, dass er fortfahren sol e. Sie gerieten al e in große
Schwierigkeiten, wenn sich eine Geschichte ergab, die Malizia nicht
gefiel.
»Sie halten sich von uns fern, Boss, ich meine, Chef«, sagte Sardinen.
»Können sie ebenfal s sprechen?«
»Nein, Chef.«
»Ich glaube, unsere Ratten sehen so etwas wie Affen in ihnen«, sagte
Keith.
»Ich spreche mit Sardinen«, sagte Malizia.
»Entschuldigung«, erwiderte Keith.
»Und hier gibt es überhaupt keine anderen Ratten?«, fragte Malizia.
»Nein, Chef. Einige alte Skelette, Gift und jede Menge Fal en, Boss.
Aber keine Ratten, Boss.«
»Aber die Rattenfänger nageln jeden Tag einen Haufen
Rattenschwänze an die Wand!«
»Ich sage nur das, was ich gesehen habe, Boss. Chef. Keine Ratten,
Boss Chef. Es gibt hier weit und breit keine anderen Ratten, Boss Chef.«
»Hast du dir die Rattenschwänze mal genau angesehen ?«, fragte Maurice.
»Wie meinst du das?«, erwiderte Malizia.
»Es sind falsche Rattenschwänze«, sagte Maurice. »Zumindest einige von ihnen. Es sind nichts weiter als alte Schnürsenkel. Ich habe einige von
ihnen auf der Straße gesehen.«
»Es waren keine echten Rattenschwänze?«, fragte Keith.
»Ich bin eine Katze. Glaubst du, ich weiß nicht, wie ein echter
Rattenschwanz aussieht?«
»Aber die Leute würden das doch bestimmt merken!«, entfuhr es
Malizia.
»Glaubst du?«, entgegnete Maurice. »Weißt du, was ein Senkelblech
ist?«
»Senkelblech? Was hat ein Senkelblech mit dieser Sache zu tun?«, fragte
Malizia scharf.
»So nennt man die kleinen Metal teile am Ende von Schnürbändern«,
erklärte Maurice.
»Wieso kennt eine Katze ein solches Wort?«, fragte das Mädchen.
»Jeder sol te etwas wissen«, sagte Maurice. »Hast du dir die
Rattenschwänze einmal genau angesehen?«
»Natürlich nicht«, erwiderte Malizia. »Man kann die Pest von Ratten
bekommen!«
»Das stimmt, dann explodieren einem die Beine«, sagte Maurice und
lächelte. »Deshalb hast du die Senkelbleche nicht gesehen. Sind deine
Beine in letzter Zeit explodiert, Sardinen?«
»Heute nicht, Boss«, antwortete Sardinen. »Aber es ist noch nicht
einmal Mittag.«
Malizia Grimm wirkte nun grimmig. »Ah- ha «, sagte sie, und Maurice
fand, dass das ›ha‹ ziemlich scheußlich klang.
»Äh… du wirst also nicht der Wache Bescheid geben?«, fragte er.
»Soll ich ihr vielleicht sagen, dass ich mit einer Ratte und einer Katze
gesprochen habe?«, hielt ihm Malizia entgegen. »Natürlich nicht. Die
Wächter würden meinem Vater mitteilen, dass ich Geschichten erzählt
habe, und dann werde ich wieder aus meinem Zimmer ausgesperrt.«
»Du wirst bestraft, indem man dich
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