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Maurice, der Kater

Maurice, der Kater

Titel: Maurice, der Kater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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gut
    hätte er sich selbst den Schwanz abschneiden können. Ganz langsam
    entspannte er sich. »Es ist nur eine Ratte«, murmelte er.
    »Aber du nicht, lieber Gekochter Schinken«, entgegnete Gefährliche
    Bohnen. »Willst du dich Sonnenbrauns Gruppe anschließen und ihr
    dabei helfen herauszufinden, woher die Ratte kam? Es könnte gefährlich
    werden.«
    Erneut sträubte sich Gekochter Schinkens Fel . »Ich fürchte keine
    Gefahr!«, donnerte er.
    »Natürlich nicht«, sagte Gefährliche Bohnen. »Deshalb solltest du mit
    der Gruppe aufbrechen. Sie hat sich gefürchtet.«
    »Ich habe nie vor irgendetwas Angst gehabt!«, rief Gekochter Schinken.
    Gefährliche Bohnen wandte sich ihm zu, und im Kerzenlicht schienen
    seine rosaroten Augen zu glühen. Gekochter Schinken dachte kaum über
    Dinge nach, die er nicht sehen, riechen oder beißen konnte, aber…
    Er sah auf. Das Kerzenlicht warf große Rattenschatten an die Wände.
    Gekochter Schinken hatte gehört, wie die jungen Ratten über Schatten
    und Träume sprachen, auch darüber, was nach dem Tod mit dem
    eigenen Schatten geschah. Solche Dinge beunruhigten ihn nicht.
    Schatten konnten nicht beißen. Schatten brauchte man nicht zu fürchten.
    Doch jetzt flüsterte ihm die eigene Stimme im Kopf zu: Ich fürchte mich vor dem, was diese Augen sehen. Er starrte Sonnenbraun an, der noch immer mit einem Stock auf dem Boden kratzte.
    »Ich gehe, aber ich führe die Gruppe an«, sagte er. »Immerhin bin ich
    das Oberhaupt des Clans.«
    »Meinetwegen«, erwiderte Sonnenbraun. »Wir schicken ohnehin Herrn
    Klicki voraus.«
    »Ich dachte, er wäre letzte Woche zerstört worden«, sagte Pfirsiche.

    »Wir haben noch zwei übrig«, antwortete Sonnenbraun. »Wenn die
    beiden hin sind, müssen wir erneut eine Tierhandlung aufsuchen.«
    »Ich bin der Anführer«, betonte Gekochter Schinken. »Ich bestimme,
    was wir müssen oder nicht.«
    »In Ordnung, Chef, wie du meinst«, sagte Sonnenbraun, zog weitere
    Linien und sah Gekochter Schinken nicht an. »Und du weißt, wie man all
    die Fal en unschädlich macht, nicht wahr?«
    »Nein, aber ich kann dir befehlen, sie unschädlich zu machen!«
    »Gut, gut.« Sonnenbraun mied weiterhin den Blick des Clanoberhaupts
    und fügte den Linien Markierungen hinzu. »Du wirst mir sagen, welche
    Hebel nicht berührt werden dürfen und wo Dinge festgekeilt werden
    müssen.«
    »Ich brauche die Fal en nicht zu verstehen«, erwiderte Gekochter
    Schinken.
    »Aber ich schon, Chef«, sagte Sonnenbraun und sprach noch immer
    ganz ruhig. »Und ich muss gestehen, dass es bei den neuen Fal en einige
    Dinge gibt, die ich nicht verstehe, und solange ich sie nicht verstehe, bitte
    ich dich sehr respektvoll darum, alles mir zu überlassen.«
    »So redet man nicht mit einer vorgesetzten Ratte!«
    Sonnenbraun warf Gekochter Schinken einen Blick zu, und Pfirsiche
    hielt den Atem an.
    Jetzt ist es so weit, dachte sie. Jetzt entscheidet sich, wer unser
    Anführer ist.
    Und dann sagte Sonnenbraun: »Entschuldigung. Ich wol te nicht frech
    sein.«
    Pfirsiche spürte die Aufregung unter den älteren Rattenmännern, die
    das Geschehen beobachteten. Sonnenbraun hatte klein beigegeben. Er
    war nicht gesprungen!
    Aber er duckte sich auch nicht.
    Das gesträubte Fel des Clanoberhaupts glättete sich wieder. Die alte
    Ratte wusste nicht recht, was sie von dieser Sache halten sol te. Alle
    Signale waren durcheinander geraten.
    »Nun, äh…«

    »Du bist der Anführer und musst daher die Befehle geben«, sagte
    Sonnenbraun.
    »Ja, äh…«
    »Aber wenn ich eine Empfehlung aussprechen darf, Chef… Wir sol ten
    Untersuchungen anstel en. Unbekannte Dinge sind gefährlich.«
    »Ja, natürlich«, erwiderte Gekochter Schinken. »Gewiss. Wir stel en
    Untersuchungen an. Völlig klar. Kümmere dich darum. Ich bin der
    Anführer und bestimme hiermit, dass Untersuchungen angestel t
    werden.«

    Maurice sah sich im Innern des Rattenfängerschuppens um.
    »Es sieht hier so aus, wie man es von einem Rattenfängerschuppen
    erwartet«, sagte er. »Arbeitstische, Stühle, Herd, viele aufgehängte
    Rattenfel e, Stapel aus alten Fal en, zwei Maulkörbe für Hunde,
    Drahtgeflechtrollen, deutliche Zeichen dafür, dass nie Staub gewischt
    wurde. Ich hätte damit gerechnet, dass es im Schuppen von Rattenfängern so aussieht.«
    »Ich habe etwas… Schreckliches und gleichzeitig Interessantes
    erwartet«, erwiderte Malizia. »Einen unheimlichen Hinweis.«
    »Muss es einen Hinweis geben?«, fragte

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