Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Maurice, der Kater

Maurice, der Kater

Titel: Maurice, der Kater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
holte ein kleines schwarzes Stoffbündel hervor. Als sie es entrol te,
    bemerkte Maurice das Glänzen von Metal .
    »Ah«, sagte er. »Dietriche, nicht wahr? Ich habe Einbrecher bei der
    Arbeit gesehen…«
    »Haarnadeln«, erwiderte Malizia und nahm eine. »Haarnadeln haben in
    den Büchern, die ich kenne, immer funktioniert. Man schiebt sie ins
    Schlüssel och und dreht sie hin und her. Ich habe auch einige dabei, die
    bereits zurechtgebogen sind.«
    Maurice schauderte innerlich. Sie funktionieren in Geschichten, dachte er.
    Meine Güte. »Und woher weißt du, wie man Schlösser knackt?«, fragte
    er.
    »Ich habe doch gesagt, dass ich manchmal zur Strafe aus meinem
    Zimmer ausgesperrt werde«, erwiderte Malizia und drehte die Haarnadel.
    Maurice hatte Einbrecher bei der Arbeit gesehen. Männer, die sich
    nachts Zutritt zu Gebäuden verschafften, verabscheuten Hunde, aber

    um Katzen scherten sie sich nicht. Katzen versuchten nie, ihnen die
    Kehle zu zerfleischen. Er wusste, dass Diebe komplizierte kleine Dinge
    mit großem Geschick handhabten. Sie benutzten keine dämlichen…
    Klick!
    »Na bitte«, sagte Malizia zufrieden.
    »Das war reines Glück«, meinte Maurice, als sich das Vorhängeschloss
    öffnete. Er sah zu Keith auf. »Das denkst du doch auch, oder, Junge?«
    »Woher soll ich das wissen?«, erwiderte Keith. »Ich sehe so etwas zum
    ersten Mal.«
    »Ich wusste, dass es klappen würde«, sagte Malizia. »Es hat in dem
    Kindermärchen Die siebte Frau des Grünbart funktioniert, als sie das
    Zimmer des Schreckens verließ und ihm einen gefrorenen Hering ins
    Auge bohrte.«
    »Das ist ein Märchen für Kinder ?«, fragte Keith.
    »Ja«, bestätigte Malizia. »Es gehört zu den Grimmigen Geschichten der
    Geschwister Grimm .«
    »Offenbar hat man hier in Überwald seltsame Vorstel ungen von
    Kinderunterhaltung«, kommentierte Maurice und schüttelte den Kopf.
    Malizia öffnete die Tür. »O nein «, stöhnte sie. » Das habe ich nicht erwartet…«

    Irgendwo unter Maurices Pfoten und etwa eine Straße entfernt duckte
    sich eine einheimische Ratte vor Sonnenbraun, die einzige, die die
    Veränderten unter Bad Blintz gefunden hatten. Die Trupps waren
    zurückgerufen worden – dieser Tag gefiel Sonnenbraun immer weniger.
    Fallen, die nicht töteten, dachte er. Manchmal stieß man auf sie.
    Gelegentlich versuchten die Menschen, Ratten lebendig zu fangen.
    Sonnenbraun traute keinen Menschen, die Ratten lebend fangen
    wollten. Fallen, die sofort töteten… Die waren schlimm, aber für
    gewöhnlich konnte man ihnen ausweichen, und wenigstens hatten sie
    etwas Ehrliches. Lebendfal en waren wie Gift – sie logen.
    Gefährliche Bohnen roch den Neuankömmling. Eigentlich seltsam:
    Die Ratte, die die unrattischsten Gedanken dachte, verstand es am besten,

    mit Kiekies zu reden. Allerdings war »reden« nicht das richtige Wort.
    Niemand, nicht einmal Gekochter Schinken, hatten einen so guten
    Geruchssinn wie Gefährliche Bohnen.
    Die neue Ratte machte keine Schwierigkeiten. Sie war von großen, gut
    genährten und starken Ratten umgeben, deshalb sagte ihr Körper so
    respektvoll wie möglich » Chef «. Die Veränderten hatten ihr etwas
    Nahrung gegeben, die sie regelrecht verschlang.
    »Sie steckte in einem Kasten«, sagte Sonnenbraun, der mit einem Stock
    Linien in den Boden kratzte. »Davon gibt es hier viele.«
    »Ich bin einmal in einen geraten«, sagte Gekochter Schinken. »Dann
    kam die Menschenfrau und kippte den Kasten über die Gartenmauer.
    Den Grund dafür habe ich bis heute nicht verstanden.«
    »Ich glaube, manche Menschen möchten rücksichtsvol sein«,
    spekulierte Pfirsiche. »Sie wollen die Ratten aus ihrem Haus entfernen,
    ohne sie zu töten.«
    »Nun, dieser Frau hat’s nichts genützt«, stellte Gekochter Schinken
    zufrieden fest. »Am nächsten Abend bin ich zurückgekommen und habe
    auf den Käse gepinkelt.«
    »Ich glaube nicht, dass hier jemand rücksichtsvol sein möchte«, sagte
    Sonnenbraun. »Es war noch eine zweite Ratte in dem Kasten«, fügte er
    hinzu. »Besser gesagt, Teile von einer zweiten Ratte. Ich glaube, sie hat die andere gefressen, um am Leben zu bleiben.«
    Gekochter Schinken nickte. »Sehr vernünftig.«
    »Wir haben noch etwas gefunden«, sagte Sonnenbraun und kratzte
    weitere Linien in den Boden. »Siehst du das hier, Chef?«
    Er deutete auf die Linien und Schnörkel.
    Gekochter Schinken schnaufte. »Ich sehe die Furchen, aber ich
    brauche sie nicht zu verstehen.« Er rieb

Weitere Kostenlose Bücher