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Maurice, der Kater

Maurice, der Kater

Titel: Maurice, der Kater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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ganze Zeit zu
    erklären. Das wahre Leben ist keine Geschichte. Es gibt keine Art von…
    von Magie, die dafür sorgt, dass du nicht verletzt wirst, dass Halunken
    zum richtigen Zeitpunkt wegsehen, dass sie dich nicht zu hart schlagen,
    dich direkt neben einem Messer fesseln und nicht töten. Verstehst du?«
    Wieder herrschte düstere Stille.
    »Meine Großmutter und meine Großtante waren berühmte
    Geschichtenerzählerinnen«, sagte Malizia schließlich. Ihre Stimme klang
    ein wenig angespannt. »Agonizia und Eviszera Grimm.«
    »Ja, ich weiß«, erwiderte Keith. »Das hast du bereits erwähnt.«
    »Meine Mutter wäre ebenfal s eine gute Geschichtenerzählerin gewesen,
    aber mein Vater mag keine Geschichten. Deshalb habe ich meinen
    Namen auf Grimm geändert, aus beruflichen Gründen.«
    »Ach…«
    »Als ich klein war, wurde ich fürs Geschichtenerzählen geschlagen«,
    fuhr Malizia fort.
    »Geschlagen?«, fragte Keith.
    »Na schön, ich bekam einen Klaps«, räumte Malizia ein. »Aufs Bein.

    Aber es tat weh. Mein Vater sagt, eine Stadt kann man nicht mit
    Geschichten verwalten. Er sagt, man muss praktisch sein.«
    »Oh.«
    »Interessiert dich denn gar nichts außer Musik? Er hat deine Flöte
    zerbrochen!«
    »Dann kaufe ich mir eben eine neue.«
    Die ruhige Stimme ließ Malizia wütend werden. »Ich sag dir was!«, stieß sie hervor. »Wenn man sein Leben nicht in eine Geschichte verwandelt,
    so wird es Teil der Geschichte einer anderen Person.«
    »Und wenn deine Geschichte nicht funktioniert?«
    »Dann verändert man sie so lange, bis sie funktioniert.«
    »Klingt dumm.«
    »Ha, das musst du gerade sagen. Du bist nichts weiter als ein Gesicht in der Vorgeschichte von jemand anderem. Du überlässt alle
    Entscheidungen einer Katze.«
    »Ja, weil Maurice…«
    Eine Stimme sagte: »Möchtet ihr, dass wir weggehen, bis ihr aufhört,
    Menschen zu sein?«
    »Maurice?«, fragte Keith. »Wo bist du?«
    »In einem Abflussrohr, und glaub mir, dies war keine angenehme
    Nacht«, drang die Stimme von Maurice aus der Finsternis. »Hast du eine
    Ahnung, wie viele Keller es hier gibt? Pfirsiche bringt eine Kerze. Hier ist
    es so dunkel, dass nicht einmal ich etwas sehen kann.«
    »Wer ist Pfirsiche?«, flüsterte Malizia.
    »Sie gehört zu den Veränderten«, sagte Keith. »Eine denkende Ratte.«
    »Wie Fische?«
    »Du meinst Sardinen. Ja.«
    »Aha«, zischte Malizia. »Siehst du? Eine Geschichte. Ich bin
    selbstgefäl ig und gebe mich hämischer Freude hin. Die tapfere Ratte eilt
    den Helden zu Hilfe und rettet sie, indem sie die Stricke durchnagt oder
    so.«
    »Oh, wir sind wieder in deiner Geschichte«, erwiderte Keith. »Und was

    bin ich in deiner Geschichte?«
    »Ich weiß, dass dir kein romantisches Interesse gilt«, sagte Malizia. »Und du bist auch nicht komisch genug für befreiende Komik. Ich weiß nicht.
    Wahrscheinlich bist du nur… jemand. Wie der ›Mann auf der Straße‹,
    etwas in der Art.« Leise Geräusche ertönten in der Dunkelheit. »Was
    machen sie da?«, flüsterte das Mädchen.
    »Ich glaube, sie versuchen, die Kerze anzuzünden.«
    »Ratten spielen mit Feuer?«, hauchte Malizia.
    »Sie spielen nicht damit. Gefährliche Bohnen hält Licht und Schatten
    für sehr wichtig. Wo auch immer die Ratten sind: Irgendwo in den
    Tunneln brennt eine Kerze…«
    »Gefährliche Bohnen? Was ist das denn für ein Name?«
    »Pscht! Sie haben die Worte gelernt, die auf alten Büchsen und
    Schildern und so standen! Sie wussten nicht, was sie bedeuteten, und
    wählten einfach die aus, deren Klang ihnen gefiel!«
    »Ja, aber… Gefährliche Bohnen? Das hört sich an, als…«
    »So lautet sein Name. Mach dich nicht darüber lustig!«
    »Entschuldigung«, sagte Malizia.
    Ein Streichholz flammte auf. Eine Kerzenflamme wuchs in die Höhe.
    Malizia blickte auf die beiden Ratten hinab. Eine war… nur eine kleine
    Ratte, aber sie wirkte gepflegter als die meisten Ratten, die sie gesehen
    hatte. Die meisten Ratten, die sie gesehen hatte, waren tot gewesen, aber
    sie erinnerte sich an die wenigen lebenden: nervöse Tiere, die sich hin
    und her wandten, die ganze Zeit schnüffelten. Diese Ratte hingegen…
    beobachtete. Malizia fühlte ihren starren Blick auf sich ruhen.
    Die andere Ratte war weiß und noch kleiner. Sie beobachtete sie
    ebenfal s, obwohl… »gucken« ihren Blick besser beschrieb. Sie hatte
    rosarote Augen. Malizia war nie sehr an den Gefühlen anderer Personen
    interessiert gewesen, weil sie ihre eigenen für

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