Maurice, der Kater
anderen
Ratten, die sich zur Flucht wandten. Sie ignorierte den dichter werdenden
Rauch.
Sie wol te nur noch töten.
Ein dunkler Fluss hatte sich während der vergangenen Monate in
Maurice gestaut. Er hatte zu viel Zeit damit verbracht, hilflos zu
schäumen, während kleine quiekende Leute vor ihm hin und her liefen.
Er hatte sich danach gesehnt zu springen, zu beißen und zu töten. Er
hatte sich gewünscht, eine richtige Katze zu sein. Und jetzt war die Katze aus dem Sack, und so viel angestammter Kampfgeist, Bosheit und
Gemeinheit durchströmten ihn, dass seine Kral en zu glühen schienen.
Als die Katze rol te, kratzte und biss, ertönte ganz hinten in ihrem
kleinen Gehirn eine leise Stimme, eine Stimme, die in einer Ecke kauerte
und versuchte, nicht im Weg zu sein, der letzte, winzige Teil, der noch
immer Maurice war und kein blutrünstiger Irrer. Und diese Stimme sagte:
»Jetzt! Beiß hier zu!«
Zähne und Kral en schlossen sich um einen Klumpen aus acht
verknoteten Schwänzen und zerrissen ihn.
Der winzige Teil, der einst das Ich von Maurice gewesen war, hörte
einen vorbeistreichenden Gedanken.
Neeeiii… eeii… einnn…
Und dann verklang der Gedanke, und der Raum war vol er Ratten,
vol er ganz gewöhnlicher Ratten, die versuchten, einer wütenden,
fauchenden, knurrenden und blutrünstigen Katze zu entkommen, die es
jetzt nachholte, eine richtige Katze zu sein. Sie kratzte und biss und
zerfetzte und drehte sich um und sah eine kleine weiße Ratte, die sich
während des ganzen Kampfes nicht bewegt hatte. Sie streckte die Kral en
nach ihr aus…
Gefährliche Bohnen schrie.
»Maurice!«
Die Tür erbebte, als Keiths Stiefel das Schloss zum zweiten Mal traf.
Beim dritten Tritt gab das Holz nach und brach.
Am anderen Ende des Kel ers ragte eine Wand aus Feuer auf. Die
dunklen, unheilvollen Flammen verschwanden immer wieder in dichtem
Rauch. Der Clan strömte durchs Gitter, breitete sich auf beiden Seiten
aus und starrte zum Feuer.
»O nein!«, rief Keith. »Komm, es stehen Eimer neben der nächsten
Tür!«
»Aber…«, begann Malizia.
»Wir müssen das erledigen! Schnel ! Dies ist eine Aufgabe für große
Leute!«
Die Flammen zischten und knackten. Überal lagen tote Ratten, im
Feuer und jenseits davon. Manchmal lagen nur Teile von Ratten auf dem
Boden.
»Was ist hier passiert?«, fragte Sonnenbraun.
»Anscheinend ein Krieg, Chef«, sagte Sardinen und beschnüffelte die
Toten.
»Können wir an dem Feuer vorbei?«
»Zu heiß, Boss. Tut mir Leid, aber wir… Ist das Pfirsiche?«
Sie lag unweit der Flammen, mit schlammverkrustetem Fel und
murmelte leise vor sich hin. Sonnenbraun duckte sich neben sie,
daraufhin öffnete sie die Augen.
»Ist alles in Ordnung mit dir, Pfirsiche? Was ist mit Gefährliche
Bohnen geschehen?«
Sardinen klopfte ihm wortlos auf die Schulter und streckte die Pfote
aus.
Ein Schemen erschien im Feuer…
Das Geschöpf wankte durch eine Lücke zwischen den Flammen, und
für einen Moment ließ die wabernde Luft es riesig aussehen, wie ein
Ungeheuer, das aus einer Höhle kam. Dann wurde es zu einer… Katze.
Rauch stieg von ihrem Fell auf. Was nicht dampfte, war voller Schlamm.
Ein Auge war geschlossen. Die Katze hinterließ eine Spur aus Blut und
sackte immer wieder in sich zusammen.
Sie trug ein kleines Bündel aus weißem Pelz im Maul.
Die Katze erreichte Sonnenbraun und ging an ihm vorbei, ohne ihn
anzusehen. Die ganze Zeit über knurrte sie leise.
»Ist das Maurice ?«, fragte Sardinen.
»Er trägt Gefährliche Bohnen!«, rief Sonnenbraun. »Haltet die Katze
auf!« Aber Maurice war von ganz allein stehen geblieben, drehte sich um,
sank auf den Boden, die vorderen Beine nach vorn gestreckt, und sah die
Ratten aus einem trüben Auge an.
Ganz vorsichtig setzte er das weiße Bündel ab. Er stieß es ein- oder
zweimal an, um festzustellen, ob es sich bewegte. Er blinzelte, als es
reglos blieb, und Verwirrung schien ihn wie in Zeitlupe zu erfassen. Als
er den Mund öffnete, um zu gähnen, kam Rauch heraus. Dann ließ er den
Kopf sinken und rührte sich nicht mehr.
Für Maurice war die Welt voll von jenem geisterhaften Licht kurz vor
dem Morgengrauen, wenn es hel genug ist, um Dinge zu erkennen, aber
noch nicht hel genug, um Farben zu sehen.
Er setzte sich auf und begann, sich zu putzen. Ratten und Menschen
liefen um ihn herum, aber sehr, sehr langsam. Maurice schenkte ihnen
keine Beachtung. Womit auch immer sie
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