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Maurice, der Kater

Maurice, der Kater

Titel: Maurice, der Kater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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anderen
    Ratten, die sich zur Flucht wandten. Sie ignorierte den dichter werdenden
    Rauch.
    Sie wol te nur noch töten.
    Ein dunkler Fluss hatte sich während der vergangenen Monate in
    Maurice gestaut. Er hatte zu viel Zeit damit verbracht, hilflos zu
    schäumen, während kleine quiekende Leute vor ihm hin und her liefen.
    Er hatte sich danach gesehnt zu springen, zu beißen und zu töten. Er
    hatte sich gewünscht, eine richtige Katze zu sein. Und jetzt war die Katze aus dem Sack, und so viel angestammter Kampfgeist, Bosheit und
    Gemeinheit durchströmten ihn, dass seine Kral en zu glühen schienen.
    Als die Katze rol te, kratzte und biss, ertönte ganz hinten in ihrem
    kleinen Gehirn eine leise Stimme, eine Stimme, die in einer Ecke kauerte
    und versuchte, nicht im Weg zu sein, der letzte, winzige Teil, der noch
    immer Maurice war und kein blutrünstiger Irrer. Und diese Stimme sagte:
    »Jetzt! Beiß hier zu!«
    Zähne und Kral en schlossen sich um einen Klumpen aus acht
    verknoteten Schwänzen und zerrissen ihn.
    Der winzige Teil, der einst das Ich von Maurice gewesen war, hörte
    einen vorbeistreichenden Gedanken.
    Neeeiii… eeii… einnn…
    Und dann verklang der Gedanke, und der Raum war vol er Ratten,
    vol er ganz gewöhnlicher Ratten, die versuchten, einer wütenden,
    fauchenden, knurrenden und blutrünstigen Katze zu entkommen, die es
    jetzt nachholte, eine richtige Katze zu sein. Sie kratzte und biss und
    zerfetzte und drehte sich um und sah eine kleine weiße Ratte, die sich
    während des ganzen Kampfes nicht bewegt hatte. Sie streckte die Kral en

    nach ihr aus…
    Gefährliche Bohnen schrie.
    »Maurice!«

    Die Tür erbebte, als Keiths Stiefel das Schloss zum zweiten Mal traf.
    Beim dritten Tritt gab das Holz nach und brach.
    Am anderen Ende des Kel ers ragte eine Wand aus Feuer auf. Die
    dunklen, unheilvollen Flammen verschwanden immer wieder in dichtem
    Rauch. Der Clan strömte durchs Gitter, breitete sich auf beiden Seiten
    aus und starrte zum Feuer.
    »O nein!«, rief Keith. »Komm, es stehen Eimer neben der nächsten
    Tür!«
    »Aber…«, begann Malizia.
    »Wir müssen das erledigen! Schnel ! Dies ist eine Aufgabe für große
    Leute!«
    Die Flammen zischten und knackten. Überal lagen tote Ratten, im
    Feuer und jenseits davon. Manchmal lagen nur Teile von Ratten auf dem
    Boden.
    »Was ist hier passiert?«, fragte Sonnenbraun.
    »Anscheinend ein Krieg, Chef«, sagte Sardinen und beschnüffelte die
    Toten.
    »Können wir an dem Feuer vorbei?«
    »Zu heiß, Boss. Tut mir Leid, aber wir… Ist das Pfirsiche?«
    Sie lag unweit der Flammen, mit schlammverkrustetem Fel und
    murmelte leise vor sich hin. Sonnenbraun duckte sich neben sie,
    daraufhin öffnete sie die Augen.
    »Ist alles in Ordnung mit dir, Pfirsiche? Was ist mit Gefährliche
    Bohnen geschehen?«
    Sardinen klopfte ihm wortlos auf die Schulter und streckte die Pfote
    aus.
    Ein Schemen erschien im Feuer…
    Das Geschöpf wankte durch eine Lücke zwischen den Flammen, und

    für einen Moment ließ die wabernde Luft es riesig aussehen, wie ein
    Ungeheuer, das aus einer Höhle kam. Dann wurde es zu einer… Katze.
    Rauch stieg von ihrem Fell auf. Was nicht dampfte, war voller Schlamm.
    Ein Auge war geschlossen. Die Katze hinterließ eine Spur aus Blut und
    sackte immer wieder in sich zusammen.
    Sie trug ein kleines Bündel aus weißem Pelz im Maul.
    Die Katze erreichte Sonnenbraun und ging an ihm vorbei, ohne ihn
    anzusehen. Die ganze Zeit über knurrte sie leise.
    »Ist das Maurice ?«, fragte Sardinen.
    »Er trägt Gefährliche Bohnen!«, rief Sonnenbraun. »Haltet die Katze
    auf!« Aber Maurice war von ganz allein stehen geblieben, drehte sich um,
    sank auf den Boden, die vorderen Beine nach vorn gestreckt, und sah die
    Ratten aus einem trüben Auge an.
    Ganz vorsichtig setzte er das weiße Bündel ab. Er stieß es ein- oder
    zweimal an, um festzustellen, ob es sich bewegte. Er blinzelte, als es
    reglos blieb, und Verwirrung schien ihn wie in Zeitlupe zu erfassen. Als
    er den Mund öffnete, um zu gähnen, kam Rauch heraus. Dann ließ er den
    Kopf sinken und rührte sich nicht mehr.

    Für Maurice war die Welt voll von jenem geisterhaften Licht kurz vor
    dem Morgengrauen, wenn es hel genug ist, um Dinge zu erkennen, aber
    noch nicht hel genug, um Farben zu sehen.
    Er setzte sich auf und begann, sich zu putzen. Ratten und Menschen
    liefen um ihn herum, aber sehr, sehr langsam. Maurice schenkte ihnen
    keine Beachtung. Womit auch immer sie

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