Maurice, der Kater
Ratten? In einigen Stunden kommt der dumme
Pfeifer und spielt auf seiner Flöte, und ja, meine Ratten werden ihm aus der Stadt folgen.
Weißt du, wie ein Pfeifer Ratten tötet?
»Nein.«
Er führt sie in den Fluss, wo sie… Hörst du mir zu? … Wo sie al e ertrinken!
»Aber Ratten sind gute Schwimmer«, wandte Gefährliche Bohnen ein.
Ja! Traue nie einem Rattenfänger! Sie lassen Arbeit für den nächsten Tag übrig.
Aber Menschen glauben gern an Geschichten! Sie sind eher bereit, Geschichten zu glauben als der Wahrheit! Aber wir, wir sind RATTEN! Und meine Ratten werden schwimmen, glaub mir. Große Ratten, andere Ratten, Ratten, die überleben. Ratten, die einen Teil meines Bewusstseins tragen. Und sie werden sich ausbreiten, von Stadt zu Stadt, und dann wird es eine Zerstörung geben, wie sie sich die Menschen nicht vorstel en können! Für jede einzelne Fal e zahlen wir es ihnen tausendfach heim! Menschen haben gequält, vergiftet und getötet, und das alles hat in mir Gestalt gewonnen, und wir werden uns RÄCHEN.
»In dir Gestalt gewonnen«, sagte Gefährliche Bohnen. »Ja, ich glaube,
ich verstehe.«
Es zischte laut, und hinter ihm wurde es plötzlich heller. Pfirsiche hatte
mit den Resten des ersten Streichholzes ein zweites angezündet. Der
Rattenkönig, der näher gekrochen war, wich wieder zurück.
Noch zwei Streichhölzer, sagte Spinne. Und dann gehörst du mir, kleine Ratte, so oder so.
»Ich möchte sehen, mit wem ich rede«, entgegnete Gefährliche Bohnen
mit fester Stimme.
Du bist blind, kleine weiße Ratte. Durch deine rosaroten Augen sehe ich nur Verschwommenes.
»Meine Augen sehen mehr, als du glaubst«, sagte Gefährliche Bohnen.
»Und wenn du, wie du behauptest, die Große Ratte bist, so zeig dich.
Riechen ist glauben.«
Kratzende Geräusche erklangen, und Spinne kam aus den Schatten.
Für Maurice sah es nach einem Haufen Ratten aus. Ratten kletterten
über die Kisten und schienen zu fließen, als gehörten die Beine einem
einzigen Wesen. Als der Rattenkönig über einen Sack kroch, sah Maurice,
dass die Schwänze der Ratten einen großen, hässlichen Knoten bildeten.
Erneut erklang die Stimme von Spinne, und die acht Ratten richteten sich
auf, zerrten am Knoten.
Sag mir die Wahrheit, weiße Ratte. Siehst du mich? Komm näher! Ja, du siehst mich, in der verschwommenen Welt vor deinen Augen. Du siehst mich. Menschen haben mich erschaf en, aus Spaß! Verknote die Schwänze und beobachte, wie die Ratten versuchen, sich zu befreien! Aber ich wollte mich gar nicht befreien. Zusammen sind wir stark! Ein Geist ist so stark wie ein Geist, und zwei Geister sind so stark wie zwei, aber drei Geister sind so stark wie vier, und vier Geister sind acht, und acht Geister sind… einer
– ein Geist, stärker als acht. Meine Zeit ist nah. Die dummen Männer ließen Ratten gegeneinander kämpfen, und die Starken überleben, und anschließend kämpfen sie gegeneinander, und die Stärksten der Starken überleben… Und bald werden sich die Käfige öf nen, und dann werden die Menschen die wahre Bedeutung des Wortes
»Rattenplage« kennen lernen! Siehst du die dumme Katze? Sie möchte springen, aber ich halte sie mühelos fest. Kein Geist kann mir widerstehen. Doch du… Du bist interessant. Dein Geist ähnelt meinem. Du denkst für viele Ratten, nicht nur für eine.
Wir wollen das Gleiche. Wir haben Pläne. Wir wollen den Triumph der Ratten.
Schließ dich uns an.
»Ich verstehe«, sagte Gefährliche Bohnen. »Und ich rieche dich. Aber
du hast den Geruch der Knochenratte an dir.«
Nein. Ich werde nie sterben!
»Du stirbst bereits. Du hast Macht, aber du kehrst sie nach innen. Du
hast Pläne für Ratten, wie du sagst. Aber ich habe Träume für sie.«
Nein! Ich bin alles, das RATTISCH ist! Ich bin Schmutz und Dunkelheit, heulte die Stimme. Ich bin das Geräusch unterm Boden, das Rascheln in den Wänden! Ich bin das Etwas, das gräbt und verdirbt! Ich bin die Summe all der Dinge, die du leugnest!
Ich bin dein wahres Selbst! Wirst du MIR GEHORCHEN?
»Nein«, antwortete Gefährliche Bohnen. »Nie.«
Oh, du bist eine gute Ratte? Aber eine gute Ratte stiehlt besonders viel! Du stellst dir eine gute Ratte als Ratte vor, die eine Weste trägt, wie einen kleinen Menschen mit Pelz! Das denkst du? Verräter! Spürst du meinen… SCHMERZ ?
Maurice spürte ihn. Es war wie ein Schwal glühend heißer Luft, der
den Kopf mit Dampf fül te. Er kannte das Gefühl. Auf diese Weise hatte
er
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