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Maurice, der Kater

Maurice, der Kater

Titel: Maurice, der Kater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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vor der Veränderung empfunden, die ihn zu Maurice werden ließ. Er
    war einfach nur eine Katze gewesen. Eine gescheite Katze, ja, aber eben
    nicht mehr als eine Katze.
    Jetzt war er mehr. Er wusste, dass die Welt ein großer und sehr
    komplexer Ort war, dessen Bedeutung sich nicht nur auf die Frage
    beschränkte, ob die nächste Mahlzeit aus Käfern oder einem
    Hähnchenschenkel bestand. Die Welt war groß und schwierig und vol er
    erstaunlicher Dinge…
    Die heiße Flamme der grässlichen Stimme verbrannte seinen Geist.
    Erinnerungen zerfaserten und verschwanden in der Dunkelheit. Al die
    kleinen Stimmen – nicht die schreckliche Stimme, sondern die
    Maurice-Stimmen, die an ihm herumnörgelten, sich untereinander
    stritten und ihn darauf hinwiesen, was er falsch machte und was besser
    sein könnte – wurden leiser und leiser…
    Und Gefährliche Bohnen stand noch immer da, klein und mit
    wackliger Nase, starrte blind in die Dunkelheit.
    »Ja«, sagte er. »Ich fühle den Schmerz. Vielleicht können wir dir
    helfen…«
    Du bist nur eine Ratte. Eine kleine Ratte. Und ich bin das WESEN der
    Rattenheit. Gib es zu, kleine blinde Ratte, gib es zu, kleine, blinde, schwache Ratte.
    Gefährliche Bohnen schwankte, und Maurice hörte, wie er sagte: »Nein.
    Und ich bin nicht so blind, dass ich die Dunkelheit nicht sehen könnte.«
    Maurice schnupperte und stel te fest, dass Gefährliche Bohnen vor
    Angst pinkelte. Trotzdem rührte sich die kleine Ratte nicht von der

    Stelle.
    O ja, flüsterte Spinne. Und du kannst die Dunkelheit kontrol ieren. Das hast du einer kleinen Ratte gesagt. Dass man lernen kann, die Dunkelheit zu kontrol ieren.
    »Ich bin eine Ratte«, erwiderte Gefährliche Bohnen leise. »Aber ich bin
    kein Ungeziefer.«
    UNGEZIEFER?
    »Einst waren wir nur quiekende Tiere im Wald. Und dann bauten die
    Menschen Scheunen und Speisekammern und fül ten sie mit
    Lebensmitteln. Natürlich nahmen wir uns, was wir konnten. Und so
    nannte man uns Ungeziefer, und man stel te Fal en auf und legte Gift aus,
    und aus al dem Elend bist du gekommen. Aber du bist keine Antwort.
    Du bist nur ein weiteres von den Menschen geschaffenes Unheil. Du
    kannst den Ratten nichts bieten, abgesehen von noch mehr Schmerz. Du
    hast eine Macht, die es dir gestattet, in den Geist anderer einzudringen,
    wenn diese müde, dumm oder zornig sind. Und jetzt bist du in meinem.«
    Ja. O ja!
    »Und doch stehe ich hier«, fuhr Gefährliche Bohnen fort. »Ich habe
    dich gerochen, und deshalb kann ich dir standhalten. Zwar zittert mein
    Körper, aber in meinem Innern bewahre ich einen Ort, der dir
    vorenthalten bleibt. Ich spüre, wie du in meinem Kopf hin und her läufst,
    aber alle Türen sind verschlossen. Ich kontrolliere das innere Dunkel, aus
    dem jede Dunkelheit kommt. Ich bin mehr als nur eine Ratte. Wenn ich
    nicht mehr als eine Ratte bin, so bin ich gar nichts.«
    Die vielen Köpfe von Spinne wandten sich hierhin und dorthin. Von
    Maurices Geist war kaum mehr genug übrig, um zu denken, aber er
    gewann den Eindruck, dass der Rattenkönig eine Entscheidung traf.
    Seine Antwort kam als ein Donnern.
    DANN SEI NICHTS!

    Keith blinzelte. Er bemerkte seine Hand am Riegel eines Rattenkäfigs.
    Die Ratten beobachteten ihn. Alle nahmen die gleiche Haltung an, al e
    starrten auf seine Finger. Hunderte von Ratten. Sie wirkten… hungrig.
    »Hast du was gehört?«, fragte Malizia.

    Keith ließ ganz langsam die Hand sinken und wich einige Schritte
    zurück. »Warum wol ten wir die Ratten freilassen?«, kam es von seinen
    Lippen. »Es war wie… in einem Traum.«
    »Ich weiß es nicht. Du bist der Rattenjunge.«
    »Aber wir waren uns einig , sie freizulassen.«
    »Ich… ich… hatte das Gefühl…«
    »Rattenkönige können zu Leuten sprechen, nicht wahr?«, fragte Keith.
    »Hat er zu uns gesprochen?«
    »Aber dies ist die Realität«, sagte Malizia.
    »Ich dachte, es ist ein Abenteuer«, erwiderte Keith.
    »Verdammt!«, entfuhr es Malizia. »Das habe ich ganz vergessen. Was
    machen sie?«
    Die Ratten schienen fast zu schmelzen. Sie waren keine aufrechten,
    aufmerksamen Statuen mehr. Panik breitete sich unter ihnen aus.
    Dann strömten andere Ratten aus den Wänden und liefen wie
    wahnsinnig über den Boden. Sie waren viel größer als die Ratten in den
    Käfigen. Eine von ihnen biss Keith in den Fußknöchel, und er stieß sie
    weg.
    »Versuch, auf sie zu treten!«, rief Keith. »Aber ganz gleich, was du
    machst – verlier auf keinen Fal das

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