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Maurice, der Kater

Maurice, der Kater

Titel: Maurice, der Kater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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unterirdischen Tunneln
    zu bleiben und sich die Ohren zuzustopfen?«
    Aus dem Murmeln wurde gedämpftes Gelächter.
    Der Pfeifer versuchte es noch einmal. Keith spürte, wie sich ihm die
    Nackenhaare aufrichteten.
    Eine Ratte erschien. Langsam kroch sie übers Kopfsteinpflaster und
    wackelte von einer Seite zur anderen, bis sie die Füße des Pfeifers
    erreichte. Dort fiel sie mit einem surrenden Geräusch um.
    Die Leute starrten.
    Es war ein Herr Klicki.
    Der Pfeifer stieß ihn mit dem Fuß an. Die mechanische Ratte drehte
    sich mehrmals, und dann gab die Feder nach, die über Monate hinweg
    eine Fal e nach der anderen ausgehalten hatte. Es machte Poijoinnngggg,
    und es folgte ein kurzer Regen aus Zahnrädern.
    Die Zuschauer lachten.
    »Hmm«, sagte der Pfeifer, und der Blick, den er diesmal auf Keith
    richtete, zeigte widerstrebende Bewunderung. »Na schön, Junge. Was
    hältst du davon, wenn wir miteinander reden? Von Pfeifer zu Pfeifer?
    Drüben beim Brunnen?«

    »Vorausgesetzt, die Leute können uns sehen«, sagte Keith.
    »Vertraust du mir nicht, Junge?«
    »Natürlich nicht.«
    Der Pfeifer lächelte. »Gut. Du hast das Zeug zu einem Pfeifer, das sehe
    ich.«
    Am Brunnen nahm er Platz, streckte die Beine und reichte Keith die
    Flöte. Sie bestand aus Bronze, hatte eine Gravur aus Ratten und glänzte
    im Sonnenschein.
    »Hier«, sagte der Pfeifer. »Nimm. Es ist eine gute Flöte, und ich habe
    noch viele andere. Nur zu, nimm sie. Ich würde gern hören, wie du auf
    ihr spielst.«
    Keith blickte unsicher darauf hinab.
    »Es ist al es Schwindel, Junge«, fuhr der Pfeifer fort. Die Flöte funkelte wie ein Sonnenstrahl. »Siehst du den kleinen Schieber hier? Wenn du ihn
    nach unten schiebst, erzeugt die Flöte einen Ton, den das menschliche
    Ohr nicht hören kann. Aber Ratten hören ihn sehr wohl. Der Ton lässt
    sie verrückt werden. Sie kommen aus dem Boden, und anschließend
    treibt man sie in den Fluss, wie ein Schäferhund.«
    »Mehr steckt nicht dahinter?«, fragte Keith.
    »Hast du mehr erwartet?«
    »Nun, ja. Es heißt, du kannst Menschen in Dachse verwandeln und
    führst Kinder in magische Höhlen und…«
    Der Pfeifer beugte sich verschwörerisch vor. »Werbung zahlt sich
    immer aus, Junge. Manchmal fäl t es kleinen Städten wie dieser sehr
    schwer, sich von ihrem Geld zu trennen. Und die Verwandlung von
    Menschen in Dachse und der ganze Rest: Es passiert nie hier. Die meisten Bewohner dieser Orte entfernen sich in ihrem ganzen Leben nie weiter
    als zehn Meilen davon. Sie glauben, dass fünfzig Meilen entfernt
    praktisch al es passieren kann. Wenn sich die Geschichte herumspricht,
    hilft sie einem bei der Arbeit. Die Hälfte der Dinge, die man mir nachsagt,
    habe ich nicht einmal selbst erfunden.«
    »Bist du jemals jemandem namens Maurice begegnet?«, fragte Keith.
    »Maurice? Ich glaube nicht.«

    »Erstaunlich.« Keith nahm die Flöte entgegen und bedachte den Pfeifer
    mit einem langen Blick. »Und nun, Pfeifer… Ich glaube, du wirst die
    Ratten jetzt aus der Stadt führen. Du leistest hier besonders
    beeindruckende Arbeit.«
    »Wie bitte? Aber du hast gewonnen, Junge.«
    »Du führst die Ratten fort, weil es sich so gehört«, sagte Keith und
    putzte die Flöte an seinem Ärmel ab. »Warum verlangst du so viel Geld?«
    »Weil ich für die Leute eine Schau abziehe«, antwortete der Pfeifer.
    »Die seltsame Kleidung, das hochmütige Gebaren… Es gehört einfach
    dazu, viel Geld zu verlangen. Man muss den Leuten ein wenig Magie
    bieten, Junge. Wenn sie glauben, dass man nur ein einfacher Rattenfänger
    ist, kann man von Glück sagen, wenn man ein Mittagessen und einen
    warmen Händedruck bekommt.«
    »Wir führen die Ratten gemeinsam fort, und sie werden uns folgen, bis
    zum Fluss. Du brauchst gar keine besondere Melodie oder dergleichen
    zu spielen – wir bieten den Leuten eine noch bessere Schau. Es wird
    eine… großartige… Geschichte sein. Und du bekommst dein Geld.
    Dreihundert Dollar, nicht wahr?«
    »Worauf wil st du hinaus, Junge? Wie ich schon sagte: Du hast
    gewonnen.«
    »Al e gewinnen. Glaub mir. Die Leute haben dich gerufen. Sie sol ten
    den Pfeifer bezahlen. Außerdem…« Keith lächelte. »Die Leute sollen
    doch nicht glauben, dass man Rattenpfeifer nicht bezahlen muss, oder?«
    »Und ich habe dich für einen dumm aussehenden Jungen gehalten«,
    sagte der Pfeifer. »Welche Vereinbarung hast du mit den Ratten
    getroffen?«
    »Du würdest es nicht glauben, Pfeifer. Du würdest es

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