Maurice, der Kater
unterirdischen Tunneln
zu bleiben und sich die Ohren zuzustopfen?«
Aus dem Murmeln wurde gedämpftes Gelächter.
Der Pfeifer versuchte es noch einmal. Keith spürte, wie sich ihm die
Nackenhaare aufrichteten.
Eine Ratte erschien. Langsam kroch sie übers Kopfsteinpflaster und
wackelte von einer Seite zur anderen, bis sie die Füße des Pfeifers
erreichte. Dort fiel sie mit einem surrenden Geräusch um.
Die Leute starrten.
Es war ein Herr Klicki.
Der Pfeifer stieß ihn mit dem Fuß an. Die mechanische Ratte drehte
sich mehrmals, und dann gab die Feder nach, die über Monate hinweg
eine Fal e nach der anderen ausgehalten hatte. Es machte Poijoinnngggg,
und es folgte ein kurzer Regen aus Zahnrädern.
Die Zuschauer lachten.
»Hmm«, sagte der Pfeifer, und der Blick, den er diesmal auf Keith
richtete, zeigte widerstrebende Bewunderung. »Na schön, Junge. Was
hältst du davon, wenn wir miteinander reden? Von Pfeifer zu Pfeifer?
Drüben beim Brunnen?«
»Vorausgesetzt, die Leute können uns sehen«, sagte Keith.
»Vertraust du mir nicht, Junge?«
»Natürlich nicht.«
Der Pfeifer lächelte. »Gut. Du hast das Zeug zu einem Pfeifer, das sehe
ich.«
Am Brunnen nahm er Platz, streckte die Beine und reichte Keith die
Flöte. Sie bestand aus Bronze, hatte eine Gravur aus Ratten und glänzte
im Sonnenschein.
»Hier«, sagte der Pfeifer. »Nimm. Es ist eine gute Flöte, und ich habe
noch viele andere. Nur zu, nimm sie. Ich würde gern hören, wie du auf
ihr spielst.«
Keith blickte unsicher darauf hinab.
»Es ist al es Schwindel, Junge«, fuhr der Pfeifer fort. Die Flöte funkelte wie ein Sonnenstrahl. »Siehst du den kleinen Schieber hier? Wenn du ihn
nach unten schiebst, erzeugt die Flöte einen Ton, den das menschliche
Ohr nicht hören kann. Aber Ratten hören ihn sehr wohl. Der Ton lässt
sie verrückt werden. Sie kommen aus dem Boden, und anschließend
treibt man sie in den Fluss, wie ein Schäferhund.«
»Mehr steckt nicht dahinter?«, fragte Keith.
»Hast du mehr erwartet?«
»Nun, ja. Es heißt, du kannst Menschen in Dachse verwandeln und
führst Kinder in magische Höhlen und…«
Der Pfeifer beugte sich verschwörerisch vor. »Werbung zahlt sich
immer aus, Junge. Manchmal fäl t es kleinen Städten wie dieser sehr
schwer, sich von ihrem Geld zu trennen. Und die Verwandlung von
Menschen in Dachse und der ganze Rest: Es passiert nie hier. Die meisten Bewohner dieser Orte entfernen sich in ihrem ganzen Leben nie weiter
als zehn Meilen davon. Sie glauben, dass fünfzig Meilen entfernt
praktisch al es passieren kann. Wenn sich die Geschichte herumspricht,
hilft sie einem bei der Arbeit. Die Hälfte der Dinge, die man mir nachsagt,
habe ich nicht einmal selbst erfunden.«
»Bist du jemals jemandem namens Maurice begegnet?«, fragte Keith.
»Maurice? Ich glaube nicht.«
»Erstaunlich.« Keith nahm die Flöte entgegen und bedachte den Pfeifer
mit einem langen Blick. »Und nun, Pfeifer… Ich glaube, du wirst die
Ratten jetzt aus der Stadt führen. Du leistest hier besonders
beeindruckende Arbeit.«
»Wie bitte? Aber du hast gewonnen, Junge.«
»Du führst die Ratten fort, weil es sich so gehört«, sagte Keith und
putzte die Flöte an seinem Ärmel ab. »Warum verlangst du so viel Geld?«
»Weil ich für die Leute eine Schau abziehe«, antwortete der Pfeifer.
»Die seltsame Kleidung, das hochmütige Gebaren… Es gehört einfach
dazu, viel Geld zu verlangen. Man muss den Leuten ein wenig Magie
bieten, Junge. Wenn sie glauben, dass man nur ein einfacher Rattenfänger
ist, kann man von Glück sagen, wenn man ein Mittagessen und einen
warmen Händedruck bekommt.«
»Wir führen die Ratten gemeinsam fort, und sie werden uns folgen, bis
zum Fluss. Du brauchst gar keine besondere Melodie oder dergleichen
zu spielen – wir bieten den Leuten eine noch bessere Schau. Es wird
eine… großartige… Geschichte sein. Und du bekommst dein Geld.
Dreihundert Dollar, nicht wahr?«
»Worauf wil st du hinaus, Junge? Wie ich schon sagte: Du hast
gewonnen.«
»Al e gewinnen. Glaub mir. Die Leute haben dich gerufen. Sie sol ten
den Pfeifer bezahlen. Außerdem…« Keith lächelte. »Die Leute sollen
doch nicht glauben, dass man Rattenpfeifer nicht bezahlen muss, oder?«
»Und ich habe dich für einen dumm aussehenden Jungen gehalten«,
sagte der Pfeifer. »Welche Vereinbarung hast du mit den Ratten
getroffen?«
»Du würdest es nicht glauben, Pfeifer. Du würdest es
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