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Maurice, der Kater

Maurice, der Kater

Titel: Maurice, der Kater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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schob den Hut nach
    oben. »Bist du ein Rattenpfeifer, Junge?«, fragte er sanft.
    Keith schob trotzig das Kinn vor. »Ja. Und nenn mich nicht Junge…
    Alter.«
    Der Pfeifer lächelte. »Ah«, sagte er. »Ich wusste, dass mir diese Stadt gefallen würde. Und du kannst eine Ratte tanzen lassen, Junge?«
    »Mehr als du, Pfeifer.«
    »Klingt wie eine Herausforderung«, meinte der Pfeifer.
    »Der Pfeifer nimmt keine Herausforderungen von…«, begann der Alte
    auf dem Kutschbock des Wagens, aber der Rattenpfeifer brachte ihn mit
    einem Wink zum Schweigen.
    »Weißt du, Junge, es geschieht nicht zum ersten Mal, dass ein Junge so
    etwas versucht«, sagte er. »Ich gehe über die Straße, und jemand ruft:
    ›Lass mal deine Pikkoloflöte hören‹, und dann drehe ich mich um, und
    immer stammen diese Worte von einem dumm aussehenden Jungen.
    Aber ich möchte nicht, dass man mir nachsagt, unfair zu sein. Wenn du
    dich entschuldigst, kannst du diesen Ort vielleicht mit der gleichen

    Anzahl von Beinen verlassen, mit der du hierher gekommen bist…«
    »Du hast Angst .« Malizia trat aus der Menge.
    Der Pfeifer sah sie an und lächelte. »Glaubst du?«
    »Ja, denn jeder weiß, was in einer solchen Situation geschieht. Lass
    mich diesen dumm aussehenden Jungen, dem ich nie zuvor begegnet bin,
    fragen: Bist du ein Waisenkind?«
    »Ja«, sagte Keith.
    »Weißt du überhaupt nichts von deiner Herkunft?«
    »Nein.«
    »Aha!«, sagte Malizia. »Das ist der Beweis. Wir alle wissen, was passiert, wenn ein geheimnisvolles Waisenkind erscheint und etwas Großes und
    Mächtiges herausfordert. Es ist so ähnlich wie mit dem dritten und
    jüngsten Sohn eines Königs. Er kann gar nicht anders als gewinnen!«
    Sie wandte sich triumphierend an die Menge. Doch die Menge wirkte
    skeptisch. Die Leute hatten nicht so viele Geschichten gelesen wie
    Malizia und fühlten sich sehr mit den Erfahrungen des wahren Lebens
    verbunden, die lehrten: Wenn etwas Kleines und Gerechtes gegen etwas
    Großes und Scheußliches antritt, so ist ihm eine ordentliche Abreibung
    gewiss.
    Doch weiter hinten rief jemand: »Gebt dem dumm aussehenden
    Jungen eine Chance! Bestimmt kostet er nicht so viel!« Und jemand
    anders rief: »Ja, das stimmt!« Und noch jemand rief: »Ich stimme den
    anderen beiden zu!« Und niemand schien zu bemerken, dass die Stimmen
    vom Boden kamen und von einer verdreckten Katze ausgingen, die einen
    großen Teil ihres Fel s eingebüßt hatte. Ein Murmeln breitete sich aus,
    ohne Worte, die jemand in Schwierigkeiten bringen konnten, wenn der
    Pfeifer böse wurde. Das Murmeln wies auf eine sehr al gemeine Weise
    darauf hin, dass niemand Ärger machen wol te, und wenn man al e Dinge
    berücksichtigte und al es sorgfältig gegeneinander abwog, so würden die
    Leute dem Jungen ganz gern eine Chance geben, wenn du damit
    einverstanden bist, nichts für ungut.
    Der Pfeifer zuckte mit den Schultern. »Na schön«, sagte er. »Es dürfte
    für Gesprächsstoff sorgen. Und was bekomme ich, wenn ich gewinne?«
    Der Bürgermeister hüstelte. »Ist die Hand meiner Tochter unter

    solchen Umständen angemessen?«, fragte er. »Sie hat gute Zähne und
    wäre eine gu… eine Ehefrau für jemanden mit genug Regalen…«
    »Vater!«, rief Malizia.
    »Später, natürlich, später. Er ist unangenehm, aber reich.«
    »Nein, ich nehme nur meine Bezahlung«, erwiderte der Pfeifer. »So
    oder so.«
    »Ich habe doch gesagt, dass wir nicht so viel Geld haben!«, entgegnete
    der Bürgermeister.
    »Und ich habe gesagt, so oder so«, wiederholte der Pfeifer. »Und du,
    Junge?«
    »Deine Rattenflöte«, sagte Keith.
    »Nein. Sie ist magisch, Junge.«
    »Warum hast du dann Angst, um sie zu wetten?«
    Der Pfeifer kniff ein Auge zusammen. »Na schön«, sagte er.
    »Und die Stadt sol mich ihr Rattenproblem lösen lassen«, fügte Keith
    hinzu.
    »Und wie viel verlangst du ?«, fragte der Bürgermeister.
    »Dreißig Goldstücke! Dreißig Goldstücke, na los, sag es!«, ertönte eine
    Stimme hinten in der Menge.
    »Es kostet überhaupt nichts«, sagte Keith.
    »Idiot!«, rief die Stimme in der Menge. Die Leute sahen sich verwirrt
    um.
    »Überhaupt nichts?«, fragte der Bürgermeister.
    »Nein, nichts.«
    »Äh… die Hand der Tochter ist noch im Angebot…«
    »Vater!«
    »Nein, so etwas geschieht nur in Geschichten«, sagte Keith. »Und ich
    werde auch viele der von den Ratten gestohlenen Lebensmittel
    zurückbringen.«
    »Sie haben sie gefressen !«, erwiderte der

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