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Max, mein Großvater und ich

Max, mein Großvater und ich

Titel: Max, mein Großvater und ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Audrey Couloumbis
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nicht vor dem Trampolin eine Riesenschlange angestanden hätte. Niemand durfte länger springen als eine Minute, für den Fall, dass man zu viel Kuchen oder Eis gegessen hatte. Und was anderes durften wir nach Kuchen und Eis eigentlich nicht mehr machen.
    Opa und ich nickten uns zu, als würden wir zu verschiedenen Einsätzen aufbrechen. Dann stiegen wir gemeinsam die Treppen hoch.
    Es dauerte bestimmt zwei Minuten, bis sich unsere Wege trennten. Wir sprachen die ganze Zeit kein Wort, als wären wir schon in verschiedenen Korridoren.
    Es stellte sich heraus, dass der Trampolinraum nur geöffnet wurde, wenn genügend Kinder da waren. Aber ich war das einzige Kind. Der Typ weigerte sich, die Tür aufzuschließen.
    Ich schlenderte eine Weile herum. Ein paar alte Leute hatten einen Yogakurs. Andere Leute lernten irgendwas, saßen alle ganz still in einem Klassenzimmer und lasen. Nicht besonders interessant.
    In der Turnhalle war eine Menge los. Kinder hatten hier keinen Zutritt. Ich ging rüber, zog meine Shorts an und lief zwei Runden, bis ich merkte, dass Kinder auch hier nicht zugelassen waren. Jedenfalls nicht allein.
    War mir egal. Ich war nicht langsam gelaufen wie die anderen. Ich hatte mich voll verausgabt. Dieser Typ, der mich dann wegscheuchte, sagte: » Warum gehst du nicht runter ins Schwimmbad?«
    Also ging ich ins Schwimmband.
    Opa war nicht der einzige Schwimmer. Aber er war der Einzige, der die Arme beim Schwimmen wie Scheren bewegte und damit das Wasser durchschnitt. Ich sah ihn dreimal von einem Ende des Beckens zum anderen schwimmen und hatte nicht den Eindruck, dass er bald aufhören würde.
    Er war viel zu beschäftigt, um mich zu bemerken.
    Ich setzte die Badekappe auf und zog die Turnschuhe aus.
    Als sich ein Schwimmer etwas atemlos am Rand des Beckens hochstemmte, fragte ich: » Kann ich da in meinen Laufshorts rein?«
    » Klar. Aber tu deine anderen Sachen ins Schließfach.«
    Ich plantschte ein bisschen am flachen Ende des Beckens herum. Plötzlich merkte ich, dass seitlich eine Stange angebracht war. Ich hangelte mich daran entlang, bis zum tiefen Teil des Beckens.
    Nicht zum tiefsten Teil des tiefen Endes, aber ich hätte schon ertrinken können, wenn ich losgelassen hätte. Zum Glück war ein Bademeister da.
    Mir kam das Ganze zwar nicht gefährlich vor, aber es wäre mir peinlich gewesen, wenn mich jemand hätte retten müssen; sogar wenn mir nur jemand geholfen hätte, wäre es mir peinlich gewesen. Und Opa wollte ich auch nicht in Verlegenheit bringen.
    Nachdem er das Becken noch neunmal durchquert hatte, schwamm er langsam zu mir herüber. » Gut so«, sagte er. » Gewöhn dich dran.«
    » Ich muss ja nicht unbedingt schwimmen lernen«, meinte ich und hangelte mich zurück. Zum flachen Teil des Beckens.
    » Nein, es passiert heute kaum noch, dass Leute aus Schiffen ins Meer fallen. Oder in Flüsse. Früher, in den alten Zeiten, gab’s das noch öfter.« Er lachte und fügte hinzu: » Als ich selber noch ein Junge war.«
    » Das sind doch nicht die alten Zeiten!«
    » Oh doch«, sagte er. » Mach dir nichts vor. So rasant wie sich jetzt alles entwickelt, werden die Leute auch unsere heutige Zeit schon sehr bald die alten Zeiten nennen. Da wirst du noch nicht mal so alt sein wie ich jetzt.«
    Das klang nicht so gut.
    Er schwamm vor mir her, hielt aber plötzlich inne. Ich hörte auf, mich weiterzuhangeln, um nicht mit ihm zusammenzustoßen. Ich paddelte ein bisschen mit den Füßen im Wasser, wie ein Schwimmer. Ich hielt die Stange fest umklammert. » Warum hast du uns nie besucht?«
    Opa ließ seinen Blick eine Weile über das Schwimmbecken gleiten.
    » Erst hab ich deinen Vater zu sehr vermisst. Und ich hatte sogar vorher schon vergessen, wie gut es sich anfühlt, gebraucht zu werden«, sagte er. » Deine Mutter hat mich nie gebraucht.«
    Er wirkte verlegen, genau wie in dem Moment, als er durch die Tür mit seinem Hund gesprochen hatte. » Ich weiß, das klingt nicht so überzeugend.«
    Mich überkam das gleiche Gefühl wie gestern, als sein Hund nicht allein in der Wohnung bleiben wollte. Ein Gefühl, als müsste ich jetzt irgendetwas sagen. » Unsere Katze ist letztes Jahr gestorben«, sagte ich. » Ma und ich vermissen sie zu sehr, um uns eine neue anzuschaffen.«
    » Nun ja. Ich denke schon, dass ihr einer anderen Katze eine Chance geben solltet.«
    » Tun wir auch. Wir gehen fast jeden Monat ins Tierheim und schauen uns welche an, vor allem die jungen Kätzchen.« Die Kätzchen

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