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Max, mein Großvater und ich

Max, mein Großvater und ich

Titel: Max, mein Großvater und ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Audrey Couloumbis
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er die großen Glasbehälter mit den Süßigkeiten. » Mmmh, Geleefrüchte«, sagte er. » Die hab ich schon jahrelang nicht mehr gegessen.« Er griff hinein, gab mir eine Geleefrucht und schob sich dann selber eine in den Mund.
    » Man muss die Schaufel nehmen«, sagte ich, » und sie in eine Plastiktüte füllen.«
    » Gute Idee.« Er beeilte sich, als hätte er den Auftrag bekommen, ganz viele Süßigkeiten zu kaufen. Die Geleefrucht, die er mir gegeben hatte, schmeckte echt lecker. Außen Schokolade, innen Himbeer. Er lud die Schaufel voll und sagte: » Jetzt die mit Orangengeschmack.«
    Ich musste ihn daran hindern, weiterzumampfen, bevor wir bezahlt hatten. Es war irgendwie lustig: Er wirkte total enttäuscht. Dann kauften wir weiter ein– das, was er die wichtigeren Dinge nannte.
    Er kannte sich prima mit Avocados aus. Als er bei der Marine gewesen war, hatte er irgendwo in Mittelamerika gelebt, wo Avocados angebaut wurden. Jetzt nahm er eine nach der anderen in die Hand, drückte darauf herum und legte sie wieder zurück. Er kaufte keine.
    Dann ging’s weiter zu den Mangos. Er roch an ihnen, drückte sie und kaufte auch keine. Bei Tante Ginny konnte es sein, dass sie sagte: Ich lauf mal rüber und kauf schnell eine Avocado, und das machte sie dann auch.
    Aber bei Opa war das anders. Wenn er eine Filmfigur gewesen wäre, hätten Tante Ginny und Ma garantiert Tränen gelacht. Bei Tomaten ist Ma allerdings genauso wählerisch. Die zieht sie lieber gleich selber. Sie baut sie auf dem Regalbrett unterm Aquarium an.
    Während er die Mangos beschnüffelte und drückte, stand ich auf der anderen Seite des Einkaufswagens und roch an den frischen Kräutern, die er in den Wagen gelegt hatte: Petersilie und Koriander. Das sind die einzigen Sachen, außer den Tomaten, die Ma durch Drücken oder Riechen testet. Schwer, sie auseinanderzuhalten.
    Ich schaute mich um und überlegte, ob ich vielleicht auch zum Lachen aussah. Plötzlich erblickte ich am Ende des Gangs die alte Dame vom Parkplatz. Sie war am Obst und Gemüse vorbei zur Topfpflanzen-Abteilung gegangen.
    Offenbar gefielen ihr ganz besonders ein paar Zimmerpflanzen mit großen rosa-grünen Blättern. Sie nahm einen Topf und stellte ihn wieder hin, genau wie Opa es mit den Avocados gemacht hatte. Sie nahm nur die Pflanzen, die ganz viel Rosa enthielten. Die gefielen ihr wohl am besten.
    Während sie die Pflanzen anschaute, überlegte ich, ob ich zu ihr hingehen und sagen sollte: Sie waren neulich eine große Hilfe. Meiner Ma geht’s bald wieder super!
    Aber ob die alte Dame mich überhaupt wiedererkannt hätte? Und dann wäre es peinlich gewesen, ihr erklären zu müssen, dass die Frau, die neulich aufs Eis gestürzt war, meine Mutter war. Vielleicht musste ich ihr dann alles erzählen: dass man sie operiert hatte und ich jetzt bei meinem Opa lebte, oder vielmehr er bei mir. Ehrlich gesagt hatte ich Angst, gleich wieder heulen zu müssen.
    Dumm, ich weiß.
    Jetzt drehte sie sich her und sah mich. Sie winkte und kam auf uns zu. Ich war zwar froh, dass ich ihr nicht erklären musste, wer ich war– aber jetzt musste ich Opa erklären, wer sie war.
    » Opa!«
    » Ja, was gibt’s?« Allmählich redete er wie ein normaler Mensch, nicht mehr wie diese Militärs im Film. Er war gerade dabei, Bananen mit Flecken auszusuchen.
    Ich zeigte mit dem Finger auf die alte Dame. » Diese Frau dort hat um Hilfe geschrien, als Ma hingefallen war.« Ich brauchte ihm gar nicht erst zu sagen, dass ich mich gern bei ihr bedanken würde. Er ging schnurstracks auf sie zu und stellte sich vor. Uns.
    Sie streckte die Hand aus. » Lillian Martin. Sagen Sie Lillian zu mir. Wenn Sie mich Martin nennen, denken die Leute, ich hätte einen Schnurrbart.«
    Es schien Opa zu überraschen, dass sie so schlagfertig war. Mich auch. Ich musste grinsen, weil Opa nicht so recht wusste, was er sagen sollte. Aber dann riss er sich zusammen.
    » Wir sind Ihnen sehr dankbar, dass Sie so gute Lungen haben«, sagte Opa. » Würde man gar nicht denken, wenn man Sie so sieht. Zart wie ein Kätzchen.«
    Lillian lief rosa an und wurde ganz flattrig. Man merkte, dass die beiden sich mochten. Nicht so, dass man Lillian jetzt gleich zum Abendessen eingeladen hätte. Aber es ist nett, jemanden zu mögen, dem man zufällig irgendwo begegnet.
    Opa bedankte sich bei ihr, und so brauchte ich eigentlich gar nichts mehr zu sagen. » Sie waren toll!«, brachte ich raus. Und dann, genau wie befürchtet, kamen mir fast die

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