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Max, mein Großvater und ich

Max, mein Großvater und ich

Titel: Max, mein Großvater und ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Audrey Couloumbis
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anzuschauen, war Moms Idee gewesen. Aber dadurch vermisste ich unsere Katze nur noch mehr. » Irgendwie haben wir keine Lust auf eine neue Katze.«
    » Eines Tages wird es soweit sein«, sagte er. » Da überkommt es euch einfach.«
    » Wahrscheinlich.«
    Was mich im Tierheim aber immer überkam, war die Sehnsucht nach meiner alten Katze. Ich wollte nicht, dass eine neue Katze Dinge tat, die meine alte Katze nicht mehr tun konnte, zum Beispiel, die Pfote in das Aquarium tauchen. Oder hinter Moms Blumentöpfen in der Sonne liegen. Oder sich auf meinem Kopfkissen zusammenrollen. Auch wenn ich niesen musste.
    Jetzt hatte ich das Gefühl (und ich war ganz sicher, dass es durch die Erinnerung an meine Katze ausgelöst wurde), dass ich ein Weilchen Ruhe brauchte, während ich im Pool herumplantschte. Ich wollte nicht, dass meine Katze weg war. Und dass Ma weg war; sie sollte nicht mal ganz kurz weg sein. Das hätte ich natürlich nie zugegeben, aber es fühlt sich mies an, dass sie beide nicht da waren.
    » Bei mir liegt der Fall anders«, sagte Opa, nachdem wir etwa eine Minute geschwiegen hatten. » Du bist kein Kätzchen. Du bist mein Enkel. Ich bin dein einziger Großvater.«
    Ich wollte nicht, dass er sich jetzt auch noch mies fühlte. Deshalb baute ich ihm eine Brücke. » Es ist nicht allein deine Schuld. Wir hätten dich ja auch mal besuchen können, nicht?«
    » Es ist nicht die Schuld deiner Mutter » , erwiderte er.
    Das sah ich auch so. » Sie arbeitet immer bis spätabends«, sagte ich. Und weil ich ihm eine Freude machen wollte, fügte ich hinzu: » Wahrscheinlich hätte sie dich schon ab und zu gebraucht.«
    Dann wurde mir klar, dass das vielleicht falsch rauskam. » Aber du sollst jetzt kein schlechtes Gewissen haben. Tante Ginny und Suzie sind ja meistens da. Und Mrs Buttermark.«
    Opa sah aus, als würde er im Wasser stehen, er paddelte nicht mal mehr mit den Füßen und starrte über den Pool hinweg ins Leere. Dann wurde mir klar, dass er tatsächlich im Wasser stand. Wir waren nicht mehr am tiefen Ende.
    Aber dieses Starren gefiel mir nicht.
    Meine Ma starrt beim Übersetzen auch manchmal vor sich hin, wenn sie im Kopf verschiedene Wörter ausprobiert. Aber wenn sie manchmal an meinen Dad denkt, der vor sieben Jahren gestorben ist, oder an ihre Eltern, die schon vor ihm starben, starrt sie auf andere Weise vor sich hin. Und auf diese andere Weise starrte Opa jetzt.
    Ich hangelte mich an ihm vorbei, um in noch flacheres Wasser zu kommen.
    » Ich mag es einfach nicht, wenn mir das Wasser auf die Brust drückt«, sagte ich zu ihm. » Das macht mir Angst.«
    Er hörte auf, ins Leere zu starren. » Es macht dich stärker, wenn du dagegen ankämpfst«, sagte er und folgte mir. » Wenn du dann schwimmen kannst, wird es dir nicht mehr so viel Angst machen. Aber du wirst es trotzdem noch spüren. Und das ist gut so. Dann bleibt man vorsichtig.«
    » Weil sogar Leute, die schwimmen können, manchmal ertrinken?«
    » Kann passieren.«
    » Na ja, dann hangle ich mich wieder zum tiefen Ende zurück«, sagte ich. » Es sei denn, wir gehen jetzt.« Ich hatte jedenfalls keine Lust mehr, dauernd an der gleichen Stelle zu stehen.
    » Versuch mal Folgendes« schlug Opa vor. » Atme tief ein und halt die Luft an, hier, wo du stehen kannst. Dann machst du eine tiefe Kniebeuge und kommst ganz schnell wieder nach oben. Wir haben dazu gesagt, den Pfeil machen, so schnell.«
    Ich hatte eigentlich keine Lust, aber er hatte recht. Ich konnte stehen. Es gab eigentlich keine gute Ausrede mehr.
    Es war nicht angenehm, als sich das Wasser über meinem Kopf schloss. Der Druck auf der Brust wurde schlimmer. Normalerweise mag ich es nicht, wenn ich Wasser in die Augen bekomme. Aber jetzt musste ich sie öffnen. Komisch, dass das wirklich stimmte.
    Als ich dann auf dem Boden hockte, stieß ich mich fest ab.
    Es war, als würde man gegen eine schwere Decke drücken. Anstrengender, als gedacht. Und dann brach ich durch die Oberfläche, und das Wasser spritzte nur so von mir ab, und das Gewicht war weg. Ich glaube, ich schrie oder lachte, weiß nicht mehr genau. Meine Füße verloren den Kontakt zum Boden, und es war wunderbar, quasi aus dem Wasser zu fliegen.
    Es dauerte nur eine Sekunde, aber es fühlte sich gut an. Toll.
    Ich schüttelte mir das Wasser aus dem Gesicht. Meine Wimpern waren nass und klebten einen Moment an der Haut, aber diesmal störte es mich nicht. » Wie ein Pfeil!«
    Opa nickte und sah aus, als mache ihm das auch

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