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Max Perplex

Max Perplex

Titel: Max Perplex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hen Hermanns
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außer Gefecht gesetzt?«
    »Ich gehe normalerweise mit einer Aktentasche ins Büro, nicht mit einem Schwert.«
    »Sagt Ihnen der Name Eberhard Holder etwas?«
    »Natürlich, er war mein Assistent.«
    »Ach, Ihrer auch? Breyvogel hat ihn also übernommen.«
    »Ja, warum?«
    »Nur so. Warum hatten Sie denn keine Sekretärin?«
    »Ich wollte keine erotischen Spannungen bei der Arbeit.«
    »Womit wir beim Thema sind.«
    »Wovon reden Sie eigentlich?«
    »Nun, es scheint da eine recht erotische Spannung zwischen Ihrem Ex-Assistenten und Ihrer Ex-Frau zu bestehen.«
    Zieglers Gesicht zeigte keine Reaktion.
    »Ach, ist das so?«
    »Sie wußten also nichts davon?«
    »Nein.«
    »Ich nehme an, daß Ihre Frau Ihren Assistenten kannte, als Sie noch zusammenlebten.«
    »Natürlich. Es gab gesellschaftliche Ereignisse, manchmal brachte mir Holder Akten nach Hause, manchmal arbeiteten wir auch am Wochenende bei mir. Sicher kannten sie sich.«
    »Hatten Sie nie einen Verdacht?«
    »Nicht den geringsten. Holder und meine Frau? Die macht den doch fertig.«
    »Ihre Frau ist eine starke Persönlichkeit?«
    »Das könnte man sagen. Vielleicht eher schwierig als stark. Aber den Holder macht die platt.«
    »Könnten Sie sich vorstellen, daß die beiden ...«?
    »Sie meinen, die beiden hätten meine Entführung arrangiert?«
    Zieglers graues Gesicht bekam plötzlich etwas Farbe. Er warf den Kopf nach hinten und lachte.
    »Nein, also das würde der Holder nicht bringen. Er ist hochintelligent und ein guter Mann, aber das würde ihn wirklich überfordern.«
    »Ihr Nachfolger, Dr. Breyvogel, wie war Ihr Verhältnis zu dem?«
    »Er war mein Stellvertreter. Wir waren natürlich nicht immer einer Meinung, aber wir hatten ein ganz gutes Verhältnis.«
    »Breyvogel scheint da anderer Ansicht zu sein.«
    »Ach, wissen Sie, der Breyvogel ist manchmal etwas altmodisch. Er will nicht begreifen, daß es auch noch andere Dinge als Gewinnmaximierung gibt. Darin lagen unsere Meinungsverschiedenheiten. Das dürfen Sie nicht überbewerten. Haben Sie mit Breyvogel gesprochen?«
    »Ja.«
    Die Prügelei im Fahrstuhl behielt ich lieber für mich. »Ich habe auch mit Ihrer Tochter gesprochen.«
    »Ist sie in Köln?«
    »Ja.«
    »Wie geht es ihr?«
    »Ich würde sagen, sie ist ein bißchen zu dünn. Warum überzeugen Sie sich nicht selbst?«
    »Sie redet nicht mit mir. Unser einziger Kontakt ist ein Dauerauftrag von meiner Bank.«
    »Noch eine letzte Frage. Sie sind doch nicht der Typ, der sich so einfach abservieren läßt. Wie haben die Sie bei der DALAG rausgekriegt?«
    »Ganz einfach. Über den Aufsichtsrat. Mehrheitsbeschluß. Vertrauensentzug wegen meines unseriösen Lebenswandels.«
    »Konnten Sie den Aufsichtsrat denn nicht unter Druck setzen?«
    »Warum fragen Sie das? Was hat Breyvogel Ihnen erzählt?«
    »Nichts. Ich frage nur so.«
    »Nein, da war nichts zu machen. Sonst noch was?«
    »Schönes Wochenende, Herr Ziegler, ich melde mich wieder.«

    Ich fuhr nach Hause und latschte schlecht gelaunt durch meine Wohnung. Ich blieb vor einer Bücherwand stehen und starrte sie an. Wenn man wie ich die Bücher alphabetisch nach Autorennamen ordnete, geschahen merkwürdige Dinge. Erica Jong stand neben James Joyce, Goetz neben Goethe, Jean Paul neben Elfriede Jelinek, Capote neben Castaneda, Mailer neben Mann; ob die sich nachts anrempelten und angifteten? Meine Laune wurde immer prächtiger. Ich befand mich auf dem Gipfel der Weisheit. Ich wußte, daß ich nichts wußte. Ich zog mir die Laufklamotten an und rannte los. Vielleicht konnte ich meinen Verstand ja noch einholen. Ich lief lang und schnell genug, um ein aufmunterndes Runners High in meine Birne zu zaubern. Zum Dank kramte mein Hirn aus einer weitentlegenen Ecke einen Gedanken, der eigentlich nahelag und den ich nach dem Duschen in die Tat umsetzte. Ich rief Sal in New York an. Diesmal war er zu Hause.
    »In der Met wird >Traviata< gegeben«, sagte er, »du solltest rüberkommen.«
    »Keine Zeit. Und das hab ich dir zu verdanken. Warum hast du mir diesen Ziegler auf den Hals gehetzt?«
    »Ziegler? Der Kidnapping-Ziegler?« Sal lachte über den großen Teich hinweg. »Der Ziegler! Nuts! Totally insane. Will seine Entführer finden. Ich hab gedacht, das ist ein Fall für dich. Mach ein paar schöne Spesen, verlange ein gutes Honorar, that’s it. Du willst die Kidnapper doch wohl nicht wirklich finden, oder?«
    »Warum nicht? Woher kennst du Ziegler überhaupt?«
    »Hab ihn auf einer Party

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