Maximum Trouble
Psychiatrie, und das habe ich Steffens auch mal gesagt. Aber da hat er mich fast rausgeschmissen.«
»Steffens hing also sehr an Wachsmuth.«
»Das kann man sagen. Erwin hier, Erwin da. Aber ich glaube, er hat das nur gemacht, weil er ein schlechtes Gewissen hatte.«
»Das verstehe ich nicht.«
»Können Sie auch nicht. Das ist nämlich so. Steffens kümmerte sich erst seit 1975 so richtig um Wachsmuth. Vorher war er auf einem Internat und hat wohl auch noch was studiert. 1975 aber ist Steffens’ Frau gestorben. Selbstmord. Sie war schizophren und hat sich in einer Psychiatrischen Klinik umgebracht. Das wußte ich natürlich zu dem Zeitpunkt nicht, als ich Steffens sagte, Wachsmuth sei ein Fall für die Klapsmühle. Sie können sich vorstellen, daß Steffens nach dem Tod seiner Frau nicht sehr viel von solchen Institutionen hielt. Jedenfalls, nach dem Tod seiner Frau kümmerte er sich um Wachsmuth. Er hatte sich nie um seine Frau gekümmert, und jetzt versuchte er, das an Wachsmuth wiedergutzumachen.«
»Interessant. Das hat Steffens mir nicht erzählt.«
»Klar. Das war ihm ja auch alles furchtbar peinlich. Mir hat er es auch nur erzählt, weil er besoffen war. Wir haben nach einer Betriebsfeier mal zusammen noch eine Flasche Scotch niedergemacht, und da hat er mir das alles erzählt. Und wenn er nicht tot wäre, hätte ich Ihnen das auch nie gesagt.«
»Wie geht es denn jetzt hier im Unternehmen weiter? Gibt es ein Testament?«
»Ja, und ich weiß auch, was drinsteht. Jedenfalls das, was das Unternehmen betrifft. Steffens hat es mir gezeigt. Der Alleinerbe ist ein gewisser Erwin Wachsmuth.«
Er grinste. »Allerdings hat Wachsmuth nichts im Unternehmen zu sagen. Das Testament bestimmt, daß ich das Unternehmen führe und Wachsmuth regelmäßig Gewinnanteile überweise. Und verkauft werden kann das Unternehmen nur, wenn wir beide damit einverstanden sind.«
»Das heißt, daß Steffens wenig Vertrauen in Wachsmuths kaufmännische Qualitäten gesetzt hat. Aber um so mehr in Ihre.«
»Ich werde ihn wohl kaum enttäuschen.«
»Sind Sie denn dran interessiert, daß Wachsmuth gefunden wird?«
»Selbstverständlich. Warum fragen Sie?«
»Nun, Sie könnten mir einen Auftrag geben. Und Sie könnten auch meine bisherigen Spesen bezahlen.«
Hoff beugte sich nach vorn und knipste sein Lächeln aus. »Das war Privatsache von Herrn Steffens. Dafür kommt das Unternehmen nicht auf. Und außerdem haben Sie versagt. Wenn ich es mir richtig überlege, sind Sie nicht ganz unschuldig an Steffens’ Tod. Wenn Sie Wachsmuth gefunden hätten, dann hätte er Steffens auch nicht umbringen können, nicht wahr? Dafür können Sie doch keine Bezahlung erwarten. Ich müßte mir im Grunde überlegen, ob ich Sie nicht verklagen soll.«
»Das ist vielleicht ein bißchen zu holzschnittartig gedacht«, sagte ich. »Außerdem dürfte es sicher in Ihrem Sinne sein, daß Wachsmuth so schnell wie möglich gefunden wird.«
»Aber dafür haben wir doch die Polizei, Herr Reinartz. Und dafür zahlen wir Steuern. Viele Steuern. Sehen Sie, Geld ist zwar nicht mein einziger Lebenszweck, aber in einem Punkt werde ich im Sinne von Herrn Steffens weiterarbeiten: Ich werfe nicht unser Geld zum Fenster raus. Und ich glaube, das war’s dann ja auch wohl, Herr Reinartz. Nehmen Sie sich ruhig ein Wurstbrötchen mit, Herr Steffens würde sich darüber freuen.«
»Sie sind verdammt selbstsicher, Herr Hoff, nicht wahr?«
»Aber ja doch, Herr Reinartz.«
»Wo waren Sie eigentlich in der Nacht von Freitag auf Samstag?«
Hoff schaltete sein Lächeln wieder ein. »Fragen Sie doch die Polizei.«
15.
Genau das tat ich. Ich fragte die Polizei. Bohling verriet mir Hoffs Alibi: Er hatte bei seiner Freundin übernachtet.
»Und Sie, Herr Reinartz? Neue Pläne?«
»Ich denke, ich schreibe den Fall ab. Und meine Spesen und mein Honorar ebenfalls. Wird Zeit, daß ich mal ein bißchen ausspanne.«
»Wohin soll’s denn gehen?«
»Weiß ich noch nicht. Das entscheidet sich am Last-Minute-Schalter.«
»Sie haben es gut, Reinartz. Der normale Durchschnittspolizist leidet darunter, daß heute erst Montag ist, und Sie können einfach so in Urlaub fahren.«
Hatte der recht? Hatte ich es wirklich gut? Ich saß in meinem Büro in der Spichernstraße und starrte ins Leere. Mein Blick fiel wenigstens nicht auf eine Zigeunerin im Goldrahmen. Das war schon mal was. Ich stand auf und machte mir mit der blitzenden Höllenmaschine auf dem Sideboard einen doppelten
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