Maximum Warp. Der Guide durch die Star-Trek-Romanwelten: Von Nemesis zu Typhon Pact! (German Edition)
hier schließlich von Klingonen – nicht ohne zünftigen Bürgerkrieg über die Bühne gehen kann), die vermeintliche Wiederauferstehung der nahezu religiös verehrten Kriegerikone Kahless, oder die konsequenzenlos bleibende Enttarnung und Bestrafung des wahren Landesverräters Duras – der Sternenflottenoffizier Worf ist nicht selten das entscheidende Zünglein an der Waage. Er, der von Erdenkindern wegen seiner Rasse nicht akzeptierte und von seinen eigenen Landsleuten wegen seiner Herkunft und Uniform verachtete Exil-Klingone, nimmt vehement Anteil am Schicksal seines gesamten Volkes. Eine traurige Ironie, die wohl auch Spock zu würdigen wüsste.
Doch mag Worf auch seine Rache und seine faktische Rehabilitation haben, zu einer dauerhaften Integration führen diese Entwicklungen nie. Mal ist es die Angst vor einem erneuten Bürgerkrieg, mal der schlichte Befehl, Stillschweigen zu bewahren – immer muss Worf zum Wohle der Allgemeinheit zurückstecken und die eigenen Interessen, auch wenn diese der eigentliche Handlungsimpuls waren, letztlich ignorieren. Mit seiner Versetzung auf die Raumstation Deep Space Nine (und damit dem Übergang in eine zweite
Trek
-Inkarnation) wird seine ohnehin schon grundlegende Außenposition noch verstärkt.
STRANGER IN A STRANGE LAND
Denn auf DS9 ist alles ein wenig anders. War es zu früheren Zeiten zumindest noch die familiäre Atmosphäre innerhalb der Brückencrew seines alten Schiffes, die Worf ein, wenn auch räumlich limitiertes, Zugehörigkeitsgefühl vermittelte, so wird dieses durch den Dienstantritt auf der Station endgültig obsolet. Hier draußen, mitten im bajoranischen Raum, ist nahezu jeder ein Exot und kocht sein eigenes Süppchen. Zwar nehmen auch in seinen DS9-Jahren wieder Entwicklungen ihren Lauf, die über Wohl und Wehe des Imperiums entscheiden – so ist Worf nicht zuletzt Frontkämpfer beim Krieg gegen das alle Rassen bedrohende Dominion – doch bleibt die einmal vollzogene
alienation
Grundlage seines Charakters. Nicht umsonst bezieht der Offizier auf eigenen Wunsch lieber ein spartanisches Quartier an Bord des Föderationsschiffs
U.S.S. Defiant
, als auf der ungewohnten und ungeliebten Umgebung von Deep Space Nine zu wohnen.
Erst aufgrund seiner romantischen Verbindung zu Jadzia Dax beginnt sich Worf ein wenig zu lockern und den neuen Begebenheiten anzupassen. Überhaupt ist sein Privatleben, in vielen Schicksalen vielleicht noch der eine rettende Anker, eine einzige Tragödie. Die halbklingonische Mutter seines Sohnes Alexander wird ermordet, Worfs Beziehung zu Deanna Troi (nicht mehr als eine sehr schlechte Idee eines Drehbuchautors) erstickt in den Kinderschuhen, und Jadzia, mit der er letztlich sogar vor den Traualtar treten darf, überlebt den darauf folgenden Krieg nicht. Abermals ist Worf allein, zumal sich sein Sohn mit zunehmendem Alter immer mehr von ihm entfremdet. Auch seine Brüder – der leibliche, Kurn (vgl. Romanreihe
I.K.S. Gorkon/Klingon Empire
), wie auch der irdische, Nikolai – stellen aus unterschiedlichen Gründen keine festen Bezugspunkte für ihn dar. Es scheint auf ewig sein Schicksal zu sein, als Grenzgänger zwischen den Kulturen zu wandern, zwischen allen Stühlen zu sitzen und nirgendwo Anschluss zu finden.
CLOSURE NUR AUF ZEIT
Das Ende von
Star Trek – Deep Space Nine
im Fernsehen lieferte etwas, das im Franchise relativ unüblich ist, nämlich einen deutlichen Abschluss. Jede Figur wurde von den Autoren an ein vorläufiges Ende ihres Handlungsbogens geleitet, jedes Schicksal fand auf die ein oder andere Weise seine Erfüllung. Und so gelang es auch dem ewigen Wanderer Worf, endlich einen Frieden zu finden. Wieder war er es, der durch die Ermordung des korrupten Kanzlers Gowron das gesamte Imperium rettete. Er war es sogar, der durch diese Tat rechtmäßigen Anspruch auf Gowrons Posten als Oberhaupt des Reiches geltend machen konnte. Doch Worf verzichtete weise und ernannte das Oberhaupt seines Hauses, Martok, zum neuen Anführer. Er selbst wurde daraufhin zum Föderationsbotschafter auf Qo’noS ernannt, nahm also in Folge eine repräsentative und diplomatische Funktion ein. Und hier, so schien es, schloss sich der Kreis endlich: Der ewig ausgestoßene wurde durch diese Position in eine Rolle katapultiert, in der er endlich auf all seine Erfahrungen und seine beiden Hintergründe gleichermaßen zurückgreifen konnte. Endlich passte der Schuh.
Doch keine Idee ist so gut, als das sie nicht zerstört werden könnte. Der
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